Kapitel 41 - Entkommen

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„Schade, dass wir nicht alleine sind Püppchen." Greybacks tiefes Grollen drang an meine Ohren und ich zuckte zusammen.

Seit Malfoy Manor wieder in drückender Stille lag und auch der letzte Zauberer das Gemäuer verlassen hatte, hatte Greyback uns nicht aus den Augen gelassen. Genauso wie Runcorn.

„Ja richtig schade. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen." ich rollte mit den Augen.

William, der noch immer auf meinem Schoß saß, rieb seine Augen und gähnte.

„Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, William muss ins Bett." ich machte Anstalten mich zu erheben.

„Nein tun wir nicht. Wir kommen mit. Du hast den Dunklen Lord gehört." dröhnte Albert und kam mit großen Schritten auf mich zu.

„Schön. Aber seid wenigstens leise." zischte ich und ging mit William im Arm die Treppen nach oben.

Die beiden Männer folgten uns wie unheimliche Schatten und ich spürte das Unbehagen in meinem Körper, wie einen vergifteten Dorn.
Ich wollte mir lieber nicht ausmalen, was in dieser Nacht noch auf mich zukommen würde.

In unserem Zimmer angekommen, legte ich den bereits eingenickten William in sein Bettchen und strich ihm sanft über den Kopf.

„Alles ist gut." flüsterte ich kaum vernehmbar in sein Ohr und richtete mich wieder auf.

Greyback und Runcorn standen ungeduldig vor der Tür und starrten zu uns hinüber.

„Du kommst jetzt besser wieder zu uns." knurrte Greyback.

Mit fest umklammerten Zauberstab wandte ich mich zum Gehen. Er würde mir zwar nicht viel nützen, aber ich fühlte mich zumindest ein wenig sicherer.

„Ich lasse William bestimmt nicht alleine. Ihr könnt ja hier vor der Tür Wache schieben." Ich blickte die beiden fest an.

Ohne eine Antwort abzuwarten, schloss ich die Tür und verriegelte sie mit meinem Zauberspruch.
Ich hörte Runcorn und Greyback mit gedämpfter Stimme fluchen und grinste ein wenig in mich hinein.
Jetzt waren William und ich vorerst in Sicherheit.

Aber es musste ein Plan her, egal wie die Schlacht in Hogwarts ausgehen würde. Ich konnte mich nicht auf einen Sieg von Harry Potter verlassen.

Ich tigerte auf und ab und versuchte angestrengt einen Ausweg zu finden. Einen Lichtblick, der alles wenden würde. Aber es schien unmöglich.

Mein Blick fiel aus dem Fenster und in den Garten. Ich dachte an Sirius in seinem Verlies. Wenn er von dem großen Kampf wüsste, würde er alles daran setzen Harry zur Hilfe zu eilen.

Aber wie konnte ich ihn befreien. Ich konnte Gilderoys Sicherheit nicht riskieren, wenn ich nur wüsste was gerade in St.Mungo geschah.

Ich weiß nicht, wie lange ich auf der Fensterbank saß und vor mich hin grübelte. Irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und ich döste ein.

Geweckt wurde ich von einer sanften Stimme an meinem Ohr. Erschrocken fuhr ich hoch und blickte in Jaspers große Augen.

„Entschuldigen sie, junge Miss. Ich wollte sie nicht erschrecken." flüsterte er und sah mich entschuldigend an.

„Jasper! Was tust du hier? Das ist zu gefährlich." zischte ich und meine Augen wanderten zur Tür. Doch es war immer noch ruhig auf der anderen Seite.

„Ich weiß, es ist nur...der junge Herr..."

„Gilderoy? Was ist mit ihm?"

Ich war aufgesprungen und musste mich bremsen nicht zu laut zu sprechen. Aber mein Magen verknotete sich bei dem Gedanken an Gilderoy.

„Nein, nein Miss. Es geht ihm gut. Er hat mich zu ihnen geschickt, damit ich ihnen sage, dass er auf dem Weg ist." beschwichtigte mich Jasper.

„Er ist nicht mehr in St.Mungo?" fragte ich nach.

„Er und ein Heiler sind entkommen und versuchen das Krankenhaus zu befreien. Ich soll ihnen ausrichten, sie sollen hier warten."

Meine Gedanken rasten, Gilderoy war in Sicherheit, mehr oder weniger. Aber Voldemorts Drohung war jetzt kein Grund mehr für mich Gehorsam zu leisten.
Deswegen kam mir eine Idee.

„Jasper, ich habe eine Bitte an dich. Sirius sitzt unter Malfoy Manor in einem Verlies. Kannst du ihn aus seiner Zelle befreien und zu mir bringen?" Ich deutete in Richtung des Baumes mit der Falltür.

Jasper sah mich verwirrt an, aber nickte schließlich und verschwand mit einem leisen Plopp. Keine fünf Minuten später erschien er wieder. Diesmal mit Sirius an seiner Seite.

Dieser sah mitgenommen, aber kampfbereit aus. Mit großen Schritten lief ich auf Sirius zu und umarmte ihn fest.

In kurzen Worten erklärte ich ihm die Geschehnisse des Abends und wie mein Plan aussah.

„Ich bin dabei. Wir müssen nach Hogwarts. Die anderen brauchen unsere Hilfe." Sirius funkelte mich angriffslustig an.

„Junge Miss. Ich muss mich dagegen aussprechen. Dieses Unterfangen ist zu gefährlich. Der junge Herr hat ausdrücklich..." begann Jasper, doch ich unterbrach ihn.

„Ich weiß, was er gesagt hat. Aber es geht nicht anders, wir können nicht hier bleiben und abwarten. Die große Entscheidung über den Sieg von Gut oder Böse fällt in diesem Augenblick." erklärte ich hektisch und warf immer wieder einen Blick auf die Tür.

In diesem Augenblick erfüllte ein Hämmern den Raum und die Türklinke bewegte sich.

„Mach sofort auf, Püppchen! Wir wissen, dass du da drinnen was planst!" brüllte Greyback.

„Wir wissen, dass das Verlies leer ist! Was auch immer ihr zwei da macht! Wir werden euch in Stücke reißen!" dröhnte Runcorn und hämmerte ebenfalls gegen die Tür.

„Verdammt! Jasper, nimm William und bring ihn in Sicherheit! Dann gib Gilderoy Bescheid. Schnell!" rief ich und blickte panisch zu dem kleinen Kind in seinem Bettchen.
Jasper nickte nur gehorsam und griff nach Williams Hand. Dann waren beide verschwunden.

Gerade noch rechtzeitig. Holz splitterte und die Tür wurde aus ihren Angeln gesprengt. Uns gegenüber standen Greyback und Runcorn mit erhobenen Zauberstäben.

„Dein Zauberstab nützt nichts, Püppchen. Hast du das vergessen?" knurrte Greyback und kam grinsend auf uns zu.

„Ihrer vielleicht nicht! Aber meiner!" rief jetzt Sirius und mit einem Schwenk seines Zauberstabs flog Greyback mit einem überraschten Schrei nach hinten gegen die Wand.

Zur selben Zeit hatte ich einen Fluch gegen die goldbestickte Tapete hinter Albert gerichtet. Diese rollte sich nun ab und umwickelte ihn wie eine Boa.

Wie schon damals, konnte ich zwar keine Flüche direkt auf die Todesser abfeuern, aber ich konnte sehr wohl andere Objekte als Waffe nutzen.

Runcorn stöhnte und versuchte sich gegen ihren Griff zu wehren. Aber die Tapete schlang sich nur noch fester um seinen Körper.

„Los! Wir haben nicht viel Zeit! Die Beiden kommen gleich wieder zu sich!" rief ich Sirius zu und wir rannten aus dem Zimmer, die Gänge entlang, über die Treppen und hinaus aus Malfoy Manor.

Hinter dem Tor blieben wir für eine Sekunde stehen, atmeten durch und sahen uns an. Es war wieder Zeit für das Ungewisse. Wie damals, kurz bevor wir zu Elphias Doge aufbrachen.

„Lust auf ein kleines Abenteuer?"

„Das musst du mir nicht zweimal sagen."

Dann disapparierten wir.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt