Kapitel 3 - Kein Happy End

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Die Tage in dem Haus am Grimauldplatz vergingen langsam und liefen nach dem gleichen Schema ab. Es gab, außer gelegentlichem aufräumen, nicht viel zu tun. Jasper tat sein bestes um mich aufzuheitern, er war derjenige, der am meisten Optimismus hatte.

Jasper war sich in einer Sache vollkommen sicher, dass wir eines Tages mit Gilderoy und William wieder vereint sein würden. Unermüdlich erklärte er mir, dass Gilderoys und meine Seelenverbindung schon dafür sorgen würde. Schließlich hätte sie uns auch damals zusammen gebracht.

Ich nickte und lächelte jedes mal, doch mit meinen Gedanken war ich bei dem Glas in der Kiste, unter meinem Bett. Und dieser Gedanke, ließ meine Hoffnung schmelzen wie Eis in der Sonne.

Seit dem Tag der Oblivierung, hatte ich es immer wieder in Händen gehalten und auf irgendeine Reaktion oder magische Verbindung gehofft. Doch ich wurde enttäuscht, viel mehr noch, die verschmolzenen Fäden im Glas, veränderten sich.

Und als ich an einem Mittwoch Anfang Dezember, das Glas wieder einmal hinaus holte, seufzte ich schwer.

Ich zog die kleine Holzkiste unter meinem Bett hervor. In ihr befanden sich die letzten Überbleibsel von unserem Leben in Winter Hall. Vorwiegend Fotos, aber auch das ein oder andere Erinnerungsstück.

Mit schwerem Herzen, hob ich den Deckel, wischte ein paar der Papierrechtecke zur Seite und griff nach dem dünnen Einmachglas.

Die letzten Jahre, seit unsere Seelenfäden sich verbunden hatten, war von dem Glas ein warmes Glühen ausgegangen. Ein angenehmes und hoffnungsvolles Licht, dass den sanften blau-lila Faden mit Goldsprenkeln umgab.

Doch das war ganz und gar nicht mehr der Fall. Der Faden war zwar immer noch wunderschön und es hatten sich auch keine schwarzen Risse gebildet. Das war meine größte Angst gewesen, als wir uns trennen mussten, dass die Seelenverbindung schaden nimmt.

Das hatte sie, soweit ich es beurteilen konnte, nicht, doch das warme Glühen war verschwunden. Seit dem Tag als alles zerbrach, war es immer dumpfer geworden und schließlich verschwand es ganz.

An seine Stelle war ein grauer Nebel getreten, fast wie eine verhangene Wolkendecke, und hüllte den Faden vollkommen ein. Die Farben waren kaum noch zu erkennen, nur die einzelnen Goldsprenkeln versuchten immer noch dagegen anzukämpfen.

„Ich sollte das dringend Großvater zeigen." murmelte ich und tippte gegen das Glas. Die Rauchschwaden bewegten sich unheilvoll.

Bis jetzt, hatte ich dieses Geheimnis für mich behalten, doch was wenn dieser Rauch immer stärker wurde? Was war diese Graue-Farblosigkeit? Es waren einfach zu viel Fragen offen und wenn ich eins in der Vergangenheit gelernt hatte, das Albus Dumbledore fast immer eine Antwort hatte.

Vielleicht hatte sich die endlose Leere, die ich seit jenem ersten Oktober fühlte, auf unsere Seelenfäden übertragen. Vielleicht spürten sie, dass etwas zerbrochen war.

Als ich das Glas nachdenklich zurücklegte, viel mein Blick auf die Fotos. Erinnerungen an schöne Zeiten, ich wollte ein Album erstellen und hatte es in all den Jahren doch nicht geschafft.

Jetzt sahen mich die Bilder wie Fetzen meiner Gedanken an. Wild durcheinander flammten die schönsten Momente darin auf.

Ich griff nach einem der Bücher unter den Fotos. Es war „Zaubrisches Wir" und vom Cover strahlten Gilderoy und ich.

Entstanden an einem ganz besonderen Frühlingstag in den Fliedergärten von Winter Hall.

Ich strich über unsere glücklichen Gesichter, öffnete die letzte Seite des Buches, schloss meine Augen und ließ meine Gedanken an jenen Tag zurück reisen.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt