Kapitel 38 - St. Mungo

14 1 0
                                    

Als wir auf der belebten Londoner Straße aus dem Nichts auftauchten, schien keiner Notiz von uns zu nehmen. Die meisten Leute liefen hektisch ihres Weges und beachteten die Welt um sich herum gar nicht.

Dann wandte sich Severus zu der Schaufensterpuppe, die uns den Einlass gewähren sollte. Doch anstatt wie früher einfach die Besucher willkommen zu heißen, verlangte sie nach dem Dunklen Mal.

Ich starrte Severus an, als er seinen Ärmel hochzog und seine Tätowierung zeigte.

„St.Mungo ist für Besucher geschlossen. Nur Anhänger des Dunklen Lords dürfen das Krankenhaus betreten." erklärte er, als er meinen Blick sah.

„Aber was ist mit den Kranken und Verletzten?" fragte ich entsetzt.

Severus zuckte mit den Schultern. „Hier kommt kaum einer mehr freiwillig her, seit das Spital unter unserer Kontrolle ist. Die meisten Heiler sind ebenfalls auf der Flucht."

„Das ist furchtbar." hauchte ich und mir graute bereits vor dem, was hier mit Gilderoy passiert sein mochte.

„Komm jetzt." Er gab mir einen kleinen Schubs durch das Glas und folgte mir ins Innere von St. Mungo.

Im Inneren war es genauso trostlos wie außen. Der sonst so hektisch belebte Empfangsbereich wirkte wie ausgestorben und war heruntergekommen. Nur ein gelangweilter Zauberer saß an der Anmeldung und schoss kleine Flammen auf einzelne Insekten, die am Boden herumkrabbelten.

„Snape! Was führt dich her?" kläffte er, als wir uns näherten und sah neugierig von Severus zu mir.

„Befehl vom Dunklen Lord. Geht dich nichts an, Goyle." zischte dieser und zog mich in Richtung der Treppen.

Das Krankenhaus war vollkommen leer, nur einzelne dumpfe Schreie und andere unheilvoll klingende Geräusche erfüllten die Luft. Langsam machte ich mir Sorgen, dass es Gilderoy hier wirklich gut ging.

„Hör nicht hin. Das ist er nicht." flüsterte Severus während wir in Richtung der geschlossenen Abteilung gingen.
„Was ist mit den anderen Patienten hier? Geht es ihnen gut? Nevilles Eltern? Sie müssen Angst haben." besorgt versuchte ich Severus' Gesicht zu studieren. Aber er wirkte unverändert ruhig.

„Denen geht es gut, dank eines etwas aufmüpfigen Heilers. Nicht optimal für den Dunklen Lord, aber es ist nur ein minimales Übel und er..."

Severus Ausführung wurde von lauten, aufgebrachten Stimmen unterbrochen und als wir um die Ecke kamen, sahen wir Avery und neben ihm stand der Vater von Vincent Crabbe. Beide diskutierten lauthals mit einem Mann hinter einer verglasten Tür.

Die braunen wilden Haare und die freundlichen Augen, die jetzt jedoch wutentbrannt waren, erkannte ich sofort. Es war Hippocrates Smethwyck.

„Sag deinen Irren da drinnen, sie sollen verdammt noch mal die Klappe halten. Dieses Gejaule den ganzen Tag erträgt doch keiner!" Avery drohte mit seinem Zauberstab, doch Smethwyck schüttelte nur den Kopf.

„Ich sage es ihnen noch einmal. Wir brauchen hier einen neuen Vorrat an Beruhigungstränken und größere Essensrationen. Meine Patienten sind durcheinander, sie verstehen nicht was hier passiert und haben Hunger . Sie haben Angst! Verstehen sie das nicht?" antwortete er und fuhr sich durch die Haare, woraufhin sie noch mehr verstrubbelten.

„Tja, dann lass uns rein und wir lösen das Problem." knurrte Crabbe und ließ seine Faust spielen.

„Auf keinen Fall! Es wurde mir Schutz und Versorgung versichert, solange wir hier bleiben und keiner die Abteilung verlässt! Ich bin für diese Menschen verantwortlich!" rief Hippocrates und schlug an die Scheibe.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt