Kapitel 14 - Gedankenbilder

29 6 0
                                    


Nach ein paar Stunden Schlaf, um die Mittagszeit wachte ich auf. Zuerst dachte ich, alles wäre nur ein Traum gewesen.

Doch Gilderoys Geruch nach Kamille und Zimt mit einem Hauch von Flieder haftete immer noch an meinem gesamten Körper. Es war wirklich geschehen, es war real, wir waren wieder vereint.

Zumindest fast vereint, aber das war besser als diese unsägliche Leere der letzten Monate. Sofort zog ich das Seelenfaden-Glas aus der Kiste und studierte es.

Der graue Schleier war verschwunden, der Faden schimmerte so schön und wärmend wie eh und je. Ich drückte das Glas an meine Brust und lächelte glücklich. Jetzt konnte alles nur noch besser werden.

Nachdem ich die Kiste wieder unter das Bett geschoben hatte, ging ich ins Badezimmer um zu duschen. Eigentlich wollte ich keine von Gilderoys Spuren beseitigen, aber niemand durfte Verdacht schöpfen.

Deswegen wusch ich mich gründlich, gedanklich war ich aber immer noch bei ihm, konnte noch immer seine Küsse schmecken, seine Berührungen spüren und seinen Herzschlag fühlen.

Ein seliges Lächeln umspielte meine Lippen als ich vor dem Spiegel meine Locken trocknete.

Ich konnte den Juni kaum erwarten, er lag noch in weiter Ferne, aber ich war mir sicher die Zeit würde wie im Flug vergehen. So voller Hoffnung war ich.

Als ich frisch geduscht und als neuer Mensch in mein Zimmer trat, kam mir ein Gedanke. Ich sollte vielleicht doch einen Blick in den dicken Ordner mit den Gedächtnisübungen werfen.

Großvater hatte ihn mir bereits im Oktober gegeben, doch ich war einfach zu deprimiert gewesen um mich damit zu befassen. Damals wollte ich einfach nur die Tage überstehen.

Doch jetzt war ein Licht am Horizont und ich fand, wenn wir schon auf Risiko spielten, dann sollte ich alles daran setzen gewappnet zu sein.

„Wo habe ich das Ding nur hingelegt?" vor mich hin murmelnd kramte ich in den verstreuten Sachen und wurde schließlich hinter dem Nachtkästchen fündig.

Ich griff nach dem Ordner und schlug ihn auf. Großvater hatte eine kleine Einführung geschrieben und dann die verschiedensten Übungen nach Wichtigkeit markiert.

Bei einer Übung stand in besonders großen Lettern „Von höchster Priorität!" und als ich mir die Notizen durchlas, wusste ich, ich brauchte Hilfe.

Deswegen ging ich zu Sirius, der saß wie immer im Salon und las Zeitung.

„Sirius, ich brauche dich."

Bei diesen Worten grinste Sirius schelmisch: „So? Tust du das?"

Ich verpasste ihm einen Klaps mit dem Ordner.

„Aua!"

„Nicht auf diese Weise, Dummkopf. Du musst mir bei diesen Übungen von Großvater helfen."

Ich zeigte auf die aufgeschlagene Seite und Sirius musterte sie interessiert. 

„Ich bin aber kein guter Okklumentor. Warum hilft dir nicht Severus."

„Weil ich das im Grunde bereits kann, wenn man als eine Dumbledore aufwächst, wird einem Legilimentik quasi in die Wiege gelegt." schmunzelte ich.

„Und was willst du dann lernen?" Sirius klang verwirrt.

„Das da." ich deutete auf einen Absatz und las vor:

Gedankenbilder oder der Spiegeleffekt. Erfordert ein außergewöhnliches Maß an Können und Geisteskraft. Es erlaubt dem Zauberer seinen Geist auch über weite Distanzen mit einem anderen zu verbinden und zu kommunizieren.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt