Kapitel 11 - Neujahrstag

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Der Neujahrstag brach mit einem wolkenverhangenen Himmel an und dicke Flocken fielen unaufhörlich zu Boden.
Was gestern Nacht geschehen war, konnte ich noch nicht so recht verarbeiten. Es fühlte sich immer noch an wie ein Traum, ein sehr realistischer Traum.

Ich hatte Gilderoy gesehen, meinen wunderschönen Gilderoy und er sah so furchtbar traurig und verletzt aus. Er konnte sich erinnern, zumindest irgendwo tief in ihm drinnen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen was das für ein Gefühl war.
Es musste noch schlimmer sein als mein Schmerz.

Und dann war da noch der Kuss von Sirius, er hatte mir nicht gefallen und ich hatte mich in dem Moment überrumpelt gefühlt. Aber dennoch, ich hatte ihn für einige Sekunden zugelassen. Der Gedanke daran gab mir einen Stich, niemals könnte oder würde ich jemand anderen lieben als Gilderoy.

Es war Zeit mit Sirius über die Silvesternacht zu sprechen. Es war in den wenigen Stunden so viel passiert, dass auch er wahrscheinlich reichlich verwirrt war.
Ich streckte mich und zog mich an um in die Küche zu gehen.

Doch Sirius war nicht da. Ich schaute in den Salon, dort war er auch nicht.

„Junge Miss, Mister Black ist oben bei seinem Hippogreif." Jasper kam mit einem Tablett durch die Tür und lächelte mich an.

„Danke Jasper." antwortete ich und nahm das Tablett mit Kaffee und Scones entgegen, das er mir reichte.

Jasper nickte und verschwand wieder. Ich ging mit meinem Frühstück die Treppen nach oben und klopfte vorsichtig an die Tür von Seidenschnabels Zimmer.

„Herein." rief Sirius und ich trat ein.

Sirius saß neben Seidenschnabel auf dem Boden und streichelte sein Gefieder. Er wirkte müde, als hätte er diese Nacht nicht viel Schlaf bekommen.

„Ich habe Frühstück mitgebracht." sagte ich und setzte mich neben ihn.
Sirius griff nach einer Tasse und einem Scone und lächelte dankend.

„Sirius, gestern Nacht, du darfst niemandem davon erzählen." fing ich ohne Umschweife an und biss in mein Gebäck.

„Von was? Dem Kuss oder Gilderoy?" schmunzelte dieser und grinste schief.

„Von beidem vorzugsweise. Aber ich meinte Gilderoy." entgegnete ich und knuffte ihn in die Seite.

„Au. Schon gut, ich schweige wie ein Grab. Aber sag, was tust du jetzt?" er nahm einen Schluck Kaffee.

„Keine Ahnung. Nichts? Du sagtest ja schon gestern, wenn wir es Großvater erzählen, bekommen wir auch Ärger. Außerdem..."

„Außerdem was?"

„Würde er Gilderoy erneut oblivieren. Er würde es richtig machen, sein Gedächtnis verändern und das kann ich nicht zulassen. Du weißt wie gefährlich Gedächtniszauber sein können. Eine Umkehrung funktioniert nicht immer." ich sah traurig zu Boden und schluckte schwer.

„Ich weiß, aber es könnte auch gefährlich sein, wenn Gilderoy ständig abhaut und in euer altes Haus zurückkehrt. Er könnte damit die Aufmerksamkeit von Voldemort auf sich ziehen." antwortete Sirius und sah mich nachdenklich an.

„Das ist mir bewusst. Aber vielleicht ist es ja Schicksal, dass er sich dunkel erinnert, dass wir ihn gestern gesehen haben. Speziell direkt nachdem wir..." ich brach ab und blinzelte.

„Uns geküsst haben? Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Die ganze Nacht bin ich wach gelegen und habe es immer wieder im Kopf durchgespielt. So viel Zufall kann es doch gar nicht geben." Sirius streichelte Seidenschnabel abwesend.

„Es war als hätten wir ihn gesehen, damit ich nicht vergesse um was es geht, damit ich keine weiteren Fehler mache und damit unsere Seelenverbindung vielleicht riskiere." flüsterte ich.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt