Kapitel 8

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»Ist Samstag fest?«, fragte Mansur. »Ja«, sagte ich ins Handy. Mansur und ich haben in den letzten Tagen sehr viel geschrieben. Dann bestand er darauf, dass wir unbedingt zusammen essen gehen sollten. Da ich kein Mensch für Absagen bin, habe ich zugestimmt. »Gut, dann sehen wir uns dort«, verabschiedeten wir uns, und ich legte mich auf mein Bett. Das Gespräch mit Azad ging ständig durch meinen Kopf. Er hat sich einfach mir gegenüber geöffnet und sogar leicht geweint. Vor allem sein letzter Satz hat mein Herz zum Springen gebracht. Was versucht er da? Was ist diesmal seinen Intention?

Wie konnte sich sein Leben eigentlich so wenden? Früher war er immer der perfekte, glückliche Junge mit einer schönen Familie. Aber heute ist er völlig anders, genauso wie sein Leben. "Ayla, komm mal kurz her", rief Mama aus der Küche. Also stand ich auf und ging dorthin.

"Mach bitte ein bisschen Salat", sagte Mama, während mir sowieso langweilig war, also tat ich es direkt. "Wie läuft es mit der Schule?" Ich seufzte. "Anstrengend." vor allem zurzeit. Ich weiß nicht, ob ich mir die zwei Mal in der Bäckerei doch nicht freinehmen sollte. Jeden Tag komme ich mit Kopfschmerzen nach Hause und schlafe dann sofort ein. Das deutsche Schulsystem ist verdammt ätzend. Da ich Baba sehr selten zu Hause sehe, fragte ich Mama ein wenig über ihn aus. "Er ist sehr beschäftigt. Letzte Woche hat er mir erzählt, dass er mit einem Freund etwas bauen möchte. Deshalb ist er zurzeit auch kaum zu Hause." Baba habe ich zuletzt vorgestern gesehen, und das nur morgens, als ich zur Schule gehen wollte. "Wie geht es Merve?" Wenn Mama Merve nicht mehr mag als mich, dann weiß ich auch nicht.

"Ganz gut", antwortete Mama. Da fiel mir die Verabredung mit Mansur auf. Ich weiß, man sollte so etwas nicht tun, und ich habe so etwas auch noch nie gemacht, aber wenn ich es jetzt Mama erzählen würde, würde sie denken, es wäre wirklich ernst. "Am Freitag treffe ich mich mit Merve", log ich. Ich fühlte mich so schlecht. Da mein Bruder schon lange verheiratet ist und wir nur zwei Kinder in der Familie sind, gibt es auf meinem Weg keine wirklichen Hindernisse. Baba ist auch gefühlt nie in der Nähe, also was soll schon passieren. "Wann? Und wo?" fragte sie direkt. "Mama, ich habe dir doch gesagt, am Freitag gegen 17:00 Uhr." Ihre Stirn runzelte sich. "Warum nicht früher? Was ist mit 15:00 Uhr? Da seid ihr doch schon aus der Schule." Scheiße. "Wir wollen uns nach der Schule noch zu Hause frisch machen, bevor wir losgehen."

Sie nickte. "Komm, bevor dein Baba zu Hause ist." Ob er überhaupt mal zu Hause ist, ist eine andere Frage. "Ja, mache ich", entgegnete ich.

"Das ist auch der Junge aus der Bäckerei, oder?" fragte Merve am Donnerstagmorgen. "Psst, nicht so laut, was sollen die Leute denken", sagte ich, während wir den Flur entlang liefen. "Prime Zeit kommt!! Diese Bäckerei hat irgendwas, ich sag's dir", meinte Merve mit ihrer Paranoia. "Ja, Merve, genau." "Wie findest du M... wie hieß er nochmal? Wir nennen ihn mal jetzt Möhre?" Möhre? "Ernsthaft? Möhre?" Sie lachte. "Also, die Kosenamen aus der Grundschule, die wir für die Schüler aus der Klasse gewählt haben, waren noch schlimmer." Das stimmt. Azad hieß damals einfach Rahr, weil ich ihn immer so beleidigt habe. Merve hingegen fand es noch armselig, ihn nur als Esel zu beleidigen. Immerhin war er damals echt Scheiße. "Willst du mir es noch erzählen oder wieso denkst du solange nach?" Was soll ich sagen? Er ist... perfekt. Ich meine, von so einem Jungen träumen meine Eltern. Aber er wird immer nur ein Freund bleiben. "Er ist nett", antwortete ich trocken. "Moment. Nur nett? Ernsthaft? Ayla, raffst du nicht, dass er dich zu einem Date am Feiertag eingeladen hat?!" Date!? Meine Augen wurden groß vor Schock.

„Was für ein Date, Merve? Bist du verrückt? Ich habe ihm bis jetzt nie das Gefühl gegeben, dass ich ihn irgendwie..." „willst", beendete Merve meinen Satz. „Ja." Sie schüttelte den Kopf. „Ayla, nein, nein, nein. Jungs sind nie so! Denkst du ernsthaft, er will nur Freundschaft? Ernsthaft?" Wir kennen uns erst seit drei Wochen. Würde er wirklich mehr als Freundschaft wollen? Ich blieb still. „Hör zu." Sie hielt meine Arme und blieb stehen. „Ich kenne Jungs sehr gut. Und wie es scheint, will Möhre mehr als nur Freundschaft." „Aber wir gehen doch nur Döner essen", sagte ich. Sie seufzte. „Warst du jemals mit einem Jungen, mit dem du angeblich befreundet bist, Döner essen? Oder besser gesagt, hat dich jemals ein Junge auf Döner essen eingeladen, weil seine Absichten nur Freundschaft waren?!" Sie hat recht. Scheiße. Aber immerhin haben wir doch in letzter Zeit uns nie wirklich darüber unterhalten. Besser gesagt, geschrieben. Es ging immer um lustige TikTok-Videos oder seine Witze, die er aus dem Nichts um 02:00 Uhr mir geschrieben hat.

„Woher kommt der Kerl eigentlich?" fragte Merve. „Aus Afghanistan." „Shit. Er ist perfekt für dich." Ich korrigiere. Er wäre perfekt für meine Eltern. „Was macht er nebenbei, außer in der Bäckerei zu arbeiten?" „Er studiert." Ja, ich weiß. Noch ein Pluspunkt für Mansur. „WAS!? Ayla, der Junge ist perfekt!" rief sie fast. „Ja, ich weiß. Aber..." Aber ich kann mir nichts mit ihm vorstellen. Er ist eher wie ein Freund für mich. „Aber es würde glaube ich sehr viel Zeit kosten." Während wir weiter Richtung Klasse gingen, blieb sie kurz stehen. „Was meinst du?" Ich zog sie mit und ging weiter, damit wir während irgendwelcher Jungs-Gespräche nicht zu spät kommen. „Ich erzähle es dir später, lass uns jetzt schnell gehen."

»Wie war die Schule?« fragte Mansur und überraschte mich, weil ich es nicht erwartet habe mit ihm am selben Tag zweimal zu telefonieren. »Ganz okay. Was hast du heute so gemacht? Wie war die Uni?« schien nicht so gut zu sein. "Es war nervig, man. Die ganze Zeit nur irgendwelches Gekicher von den Mädchen gehört.« Da ist jemand beliebt in seiner Uni. Der Junge scheint bei jedem Mädchen gut anzukommen. Er ist gepflegt, riecht immer gut, hat schöne Hände und vor allem ist er clever. »Scheinst beliebt bei den Mädchen zu sein« , bemerkte ich, da er Medizin studiert und viele Mädchen in dieser Generation sich dafür interessieren. Es ist klar, dass er wahrscheinlich viele weibliche Bekanntschaften in seiner Uni hat. »Ach komm, Ayla. Deine Schönheit würde ich niemals übersehen«, sagte er. Es bildete sich ein Schmunzeln auf meinen Lippen. Er und seine Sprüche. »Schleimer.«

»Wann hast du Schicht?« wechselte er das Thema. »Ich denke, Samstag um 14:00 Uhr, wenn ich mich nicht irre«, antwortete ich. Er lächelte. »Warum lachst du?«

»Weil ich dich zwei Tage hintereinander sehen werde«, sagte er. Immer wenn ich mit diesem Jungen telefoniere, vergesse ich alles Schlechte dieser Welt. Er bringt mich ständig zum Lächeln, trotz meines sturen Kopfes. Trotzdem denke ich immer noch an Azad und frage mich, ob es ihm besser geht oder ob er bei der Sache mit Can Hilfe benötigt. Immerhin bin ich nicht die Art von Mensch, die nicht helfen würde, wenn sie könnte.

»Madame? Eingeschlafen?«, unterbrach er meine Gedanken.

»Nein, ich war kurz am Nachdenken«, antwortete ich.
»Du brauchst nicht so viel über mich nachzudenken, Ayla. Der gutaussehende Mansur wird dich am Samstag nicht stören«, sagte er. Ich seufzte und tat so, als würde ich genervt sein. »Ich wünschte, es wäre nur Samstag.«

Ich hörte einen ruhigen: "Aua."

»Das tat weh, Man.«

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