„Moment, und das erzählst du mir alles erst jetzt?!" schrie mich Merve an, während wir aßen. „Ich wusste nicht, wie ich–" „Ayla! Sowas musst du mir immer direkt erzählen! Wie zum Teufel hältst du es überhaupt so lange aus, es mir nicht zu erzählen? Ich hätte es dir direkt erzählt."
Ja. Sie hat das Recht, sauer auf mich zu sein. Ich hätte es ihr wirklich direkt erzählen müssen. Wenigstens dann wäre es halb so wild und nicht so chaotisch wie jetzt, wo alles auf einmal kommt. „Dein Leben ist wie ein Film. Und du schaffst es nicht mal, mir von jeder Folge direkt zu erzählen?" kommentierte sie, während sie ihre Pommes aß.
„Versprochen, nächstes Mal."Merve und Erion verstehen sich endlich wieder und sind wieder ganz normal zusammen. Das freut mich für sie, weil ich sie dadurch auch mehr lächeln sehe. Aber ich wünschte, ich könnte auch verstehen, was genau gerade mit mir und meinen Gefühlen passiert.
„Und hat Azad dein Angebot angenommen?" Das war noch eine Sache. „Nein. Ich habe bis jetzt keine Antwort bekommen." Es war klar, dass Azad so etwas nicht akzeptieren würde, und ich weiß auch nicht, warum ich mir etwas anderes erhofft habe. Ich meine, es ist Azad Sivan. Ihm ist es egal, wenn er verliert, und erst recht bei Mitarbeitern.„Shit. Ich dachte echt, er hätte sich direkt entschieden."
„Wie meinst du das?" fragte ich Merve verwirrt.
„Naja, nach der Sache am Strand, bevor das mit seinem Vater passierte, strahlten seine Augen jedes Mal, wenn er dich ansah und–" Bevor sie es beendete, unterbrach ich sie.
„Sag so einen Unsinn nicht."
„Menschen können sich ändern, Ayla. Und auch Gefühle und Denkweisen können sich schnell ändern."
Ich verstand nicht, was sie mir sagen wollte. „Ich dachte, du würdest Azad nicht mögen, Merve."„Ja, das tue ich auch nicht. Aber Erion redet ständig gut von ihm." „Inwiefern?" Sie seufzte.
„Nachdem er ein bisschen Geld bekam, spendete er alles. Sein Vater war anscheinend auch deswegen etwas wütend und sprach mit Erion, damit er mal mit ihm spricht und ihm sagt, dass er damit auch Spaß haben kann."
„Spaß haben kann? Wie Spaß?"
„Du fragst echt viel," sagte sie und lachte. „Also gut. Er meinte, dass Erion mit ihm mal feiern gehen soll und ihm ein bisschen das Leben zeigen soll."„Feiern? Andere Mädchen? Wieso sollte er feiern gehen? Der Junge kann doch auch Spaß ohne Feiern haben."
„Ayla? Wieso sollte er nicht feiern gehen?" fragte sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen und einem schiefen Lächeln. „Ich meine, er kann doch... Ich weiß nicht."
„Er war nicht mal feiern, und du bist schon eifersüchtig?!" schrie sie. „Psht. Was redest du da? Was für eifersüchtig?" fragte ich mit großen Augen. Und bevor wir unser Gespräch weiterführen konnten, bekam ich eine Nachricht. Azad.»Ich nehme dein Angebot an, Frau Novak.« schrieb er nach Tagen und Stunden.
„Was grinst du da?"
„Ey, stopp!" Bevor ich überhaupt etwas machen konnte, nahm sie mein Handy weg und las die Nachricht. Sie zitierte alles durch. „Frau Novak also," sagte sie und sah mich erwartungsvoll an. „Welcher Junge würde sowas annehmen? Ayla, ich bin schon alt genug, um sowas zu checken." Jetzt wieder das. Aber sie hat recht, warum tut er das? Er könnte es doch einfach ablehnen, und die Sache wäre erledigt.Samstag
„Mansur, mach keine Scheiße, falls du ihm wieder begegnen solltest!" warnte ich ihn, während wir zusammen die Bäckerei betraten. Ich habe diesen Geruch schon vermisst.
„Ich verstehe immer noch nicht, was für ein Spielchen er spielt," sagte er.
„Hi," begrüßte ich zwei weitere Mitarbeiter. „Sei einfach normal oder entferne dich am besten von ihm, falls er hier auftauchen sollte."„Keine Sorge, wird er nicht. Was soll er denn hier machen? Der Junge ist jetzt reich." Er hat recht. Aber er ist immerhin trotzdem noch Azad. „Richtig."
Der Tag heute läuft eigentlich relativ gut. Es war einfach nur ruhig, und die Arbeit war auch nicht zu anstrengend. Immerhin habe ich noch zwei Stunden vor mir.
„Ayla, wusstest du, dass heute ein krasser Tag ist?" Worauf will Mansur diesmal hinaus?„Nein, weiß ich nicht."
„Madame! Heute spielt Deutschland gegen Spanien und Frankreich gegen Portugal!" Ich wusste zwar, dass die EM läuft, aber nicht, dass heute so ein krasser Spieltag ist.
„Ich sag's dir, Spanien gewinnt und Portugal."
„Davon gehen viele aus. Ich hoffe immerhin trotzdem, dass Deutschland es durchzieht und Portugal auch." Ja, das hoffe ich auch sehr.„Hast du Bock, das heute mit mir zu schauen?" Ich zog meine Augenbrauen zusammen.
„Moment, nein, nicht bei mir zu Hause. Es gibt Public Viewing, da können wir zusammen hingehen."
Hört sich gut an, nur ich muss meine Mama überreden.
„Um wie viel Uhr? Ich kann nur, wenn's hell ist."
„Ja, Deutschland gegen Spanien ist um 18:00 Uhr. Es wird noch hell sein." Perfekt.„Ja, da–" Ich hörte ein Räuspern hinter mir.
„Sorry, dass ich eure Date-Planung störe, aber Ayla, ich muss kurz sehen, welche Augenfarbe du hast."
Was zum Teufel? Er stellte sich zwischen mich und Mansur und nahm mein Gesicht mit beiden Händen.
„Die sind braun, Herr Sivan," antwortete Mansur neckend. Azads Hände lockerten sich, und er war dabei, sich umzudrehen. Um aber eine Diskussion zu vermeiden, stellte ich eine Frage.„Wofür meine Augenfarbe?"
Er nahm seine Hände runter. Seine Haare sind natürlich wieder perfekt frisiert und komplett gepflegt mit einem Anzug, was vermutlich zeigt, dass er von der Arbeit kommt.
„Fürs Lebenslauf." Was?
„Seit wann braucht man dafür die Augenfarbe?"„Ja, seit wann braucht man das?" kommentierte Mansur. Ich sah ihn mit großen Augen an.
„Für meine Firma braucht ihr einiges. Und du, Mansur, pass auf, was du sagst und tust, bevor dein Leben sich komplett ändert." Mansur lächelte provozierend.
„Mach, was du willst–"„Azad, ich glaube, er möchte sich bedanken, oder Mansur?" Er blieb kurz stumm und fing endlich an zu sprechen.
„Ja, natürlich. Danke, dass ich wieder da bin, wo ich schon längst sein sollte."
Azad lächelte. „Gerne."Er bekam einen Anruf und ging in Richtung Küche. Ich schimpfte ein bisschen mit Mansur und brachte dann das Geschirr weg, das noch auf den Tischen lag. Was macht er überhaupt so früh am Morgen hier?
„Heute Abend? Wie kommst du darauf?" fragte er. Ich stellte mich in der Nähe und lauschte Azads Telefonat.
„Ja, dann geht das." Es muss Erion sein. „Gerne. Dann sehen wir uns später, Leyla."Leyla? Ich wurde etwas tollpatschig und ließ eine kleine Tasse fallen. Scheiße! Ich ging hinein, stellte den Rest des Geschirrs auf den Tisch und versuchte, die Kaffeeflecken und Scherben zu säubern. Azad beugte sich zu mir.
„Lass die Scherben, ich mach das schon." Ich nickte und ging in Richtung Geschirrspüler.
„Ist was, Ayla?" Ich schüttelte den Kopf.„Du verhältst dich komisch. Hast du etwa mein Telefonat belauscht?" Ich räusperte mich.
„Was? Ich? Nein!" „Ich habe gehört, ihr schaut heute Abend Fußball, richtig? Zufälligerweise will eine alte Freundin das auch mit mir gucken. Kann sein, dass wir uns dort begegnen." sagte er und zwinkerte, während er ging.ARSCHLOCHHHH!
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i hate you
RomanceAyla durchlebte eine anspruchsvolle Schulzeit, in der jemand, den sie zutiefst liebte, ihr Herz Stück für Stück brach. Im Laufe der Zeit wandelten sich ihre Gefühle zu Hass, und sie setzte alles daran, ihn in der Zukunft zu vermeiden. Dennoch hatte...