Kapitel 19 | Azad

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„Bro, was ist los? Ich kann dir doch nicht einfach ein Mädchen besorgen, dein Ernst?" Erion und seine Vorwürfe, ohne überhaupt etwas versucht zu haben. „Ich habe deinen Arsch 50 Mal gerettet, und du kannst es nicht einmal für mich tun?!" Ich hörte sein genervtes Seufzen durch das Handy. „Das muss ich aber Merve erzählen." „Bist du behindert? Sie ist die beste Freundin von Ayla." „Was hat das mit Ayla zu tun?" Fuck. „Nichts, Mann." „Azad, erzähl. Sonst kannst du's vergessen." Mir wurde im Auto viel zu warm, weshalb ich die Fenster öffnete. „Hör zu. Von mir aus kannst du's Merve erzählen, damit zwischen euch keine Missverständnisse wie letztens aufkommen." Er lachte. "Boah, Bro, vertrau mir, das will ich wirklich nicht erleben. Auch ohne deine Bestätigung hätte ich es ihr erzählt." "Bastard," entgegnete ich ihm. "Also, kannst du's heute noch klären?" "DOCH NICHT HEUTE, JUNGE!!" schrie er.

"Ich brauche das Mädchen heute, sonst klappt es nicht." "Wie soll ich das denn schaffen?!" Er hat recht. Aber er muss es irgendwie hinbekommen. "Bezahl doch irgendein Mädchen, um das, was du sagst, für dich zu tun." Bezahlen!? "Red keinen Unsinn." "Bro, denk doch nach, heutzutage tun die Menschen alles fürs Geld." "Auch den Namen ändern?" "AZAD, WAS ZUM TEUFEL WILLST DU DA TUN?!" "Beruhig dich, Junge, es ist wirklich nichts Aufdringliches. Nur so eine Sache zwischen mir und meinem Vater." Er blieb kurz still.

„Musst du etwa auch deine Cousine heiraten?" Erion ist total traumatisiert. „Was? Nein." „WARUM DANN?" Kann dieser Junge einfach nicht das tun, was ich sage? Jetzt, wo er das mit dem Bezahlen erwähnt hat, finde ich die Idee gar nicht mal so schlecht. Aber Erion würde es am besten hinkriegen. Bei mir würde die Sache einfach nur schief laufen. „Hör zu, Bro. Am besten wäre es, wenn sie Leyla heißen würde." Er schrie und legte auf. Das ist doch nicht sein Ernst. Ich rief ihn wieder an, aber er legte immer wieder auf.

»GEH RAN!« schrieb ich, aber er ignorierte es. 
»Das werde ich dir nicht verzeihen, Erion«, schrieb ich nochmal nach.

Wenn ich ihm erzählen würde, weshalb, dann würde er mich mein Leben lang damit bedrohen und auslachen. Ich weiß verfickt nochmal selber nicht, was ich hier tue. Aber Ayla erweckt Emotionen in mir, die ich noch nie für ein Mädchen gespürt habe.

Nach drei Stunden traf ich mich mit Leyla, die anscheinend eine Kellnerin war, die mich vor drei Jahren um den Finger wickeln wollte. Das hatte ich bereits vergessen, aber Erion erinnerte sich noch daran. Alles, was sie tat, war reden, ohne aufzuhören. „Weißt du, ich bin nicht mehr Kellnerin. Ich habe vor, als Assistentin zu arbeiten. Kennst du vielleicht jemanden, der eine braucht?" Meine Augen suchten nur nach einer Person: Ayla. Aber ich konnte sie nirgendwo finden. Wo bleibst du, Ayla?

Leyla räusperte sich. „Kennst du jemanden?" Sie sah mir tief in die Augen, und ich wusste genau, was sie vorhatte. „Nein." Sie schaute traurig auf den Boden. „Schade. Kennst du vielleicht den Film *Die 5. Welle*? Ich habe ihn gestern Abend gesehen, er war wirklich schön." Ich schüttelte nur den Kopf. Wir standen mitten in einer Menschenmenge.

Nach fünf Minuten Spielzeit entdeckte ich Ayla ganz vorne mit diesem verdammten Mansur. Sie trug ein Trikot, das genau wie meins aussah, und eine Jogginghose. Ihre Haare waren zu einem Dutt gebunden, der schon fast aufging. Ich sah, wie Mansur ständig versuchte, ein Gespräch mit ihr zu führen. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, das sie zum Lächeln brachte.

„Wow, das war ein guter Pass, hast du's gesehen?" fragte Leyla neben mir. Ich hatte sie für einen Moment völlig vergessen. „Ja, der war stark," antwortete ich, ohne überhaupt etwas mitbekommen zu haben.

Ich merke, wie sich meine Fäuste unwillkürlich ballen. *Was zum Teufel ist das denn für eine Emotion?!*

Nach der Halbzeitpause gingen einige Leute, um sich Getränke zu holen, und einer davon war auch Mansur. Ayla stand dort alleine und suchte nach jemandem. Ich gab dem Mädchen Geld, damit sie uns auch Getränke holt. Zuerst diskutierte sie, aber dann ging sie schließlich. Ich räusperte mich und ging zu Ayla hinüber. Bevor wir sprachen, erstarrte sie für einen Moment.

„So hässlich bin ich jetzt auch nicht," sagte ich belustigt. Sie ist so wunderschön. Ihre Wimpern sind getuscht, und ihre Wangen werden langsam noch pinker, als sie es ohnehin schon waren.

„Hab total vergessen, dass du auch hierher kommen wolltest," sagte sie neckend.

„Ja, ich auch. Wo ist dein Begleiter?" fragte ich sie mit einem schiefen Lächeln.

„Er holt Getränke. Und deiner?" *Ich liebe es, wenn sie Gegenfragen stellt.*

„Auch."

„Wusste gar nicht, dass du dich für Fußball interessierst?" fragte sie.

„Was soll ich sagen? Menschen ändern sich, Ayla. Manchmal findet man neue Dinge, die einem plötzlich gefallen. Am besten ist es, wenn man es dann mit jemandem anschaut, der es genauso genießt." Ich sagte das neckend und tat so, als würde ich Leyla suchen wollen. Ich bemerkte, wie Ayla meinen Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen verfolgte.

Sie versucht, gleichgültig zu wirken, aber ich merke, wie ihre Augen kurz flackern. „Ach so? Sieht so aus, als würdest du dich gut amüsieren." Ihr Blick wandert hinter mich, bevor sie mich wieder ansieht. „sie... ist eine alte Freundin von dir oder?" Heute wirkt sie wenigstens ein bisschen interessiert an mir.

Ich lächle. „Nicht wirklich. Wir haben uns erst vor Kurzem kennengelernt. Aber manchmal klickt es einfach, weißt du? Man versteht sich auf Anhieb."

Ayla antwortet schnell, doch ich spüre die leichte Nervosität in ihrer Stimme. „Das ist schön für dich. Ich meine, es ist doch toll, neue Leute kennenzulernen, vor allem, wenn man schon so lange... allein war." Ihre Stimme zittert leicht bei den letzten Worten, und ich genieße diesen kleinen Sieg.

Ich neige den Kopf ein wenig zur Seite, versuche herauszufinden, wie weit ich gehen kann. „Allein? Wer sagt, dass ich allein war? Aber es freut mich zu sehen, dass du auch jemanden gefunden hast, der dir Gesellschaft leistet."
Oh nein. Das freut mich überhaupt nicht. Ich würde alles tun, um diesen Jungen irgendwie aus ihrem Leben zu löschen.

„Mansur ist wirklich ein toller Freund. Er... ist immer da, wenn ich ihn brauche."

Ich lächle. „Klingt fast so, als würdest du mich von irgendetwas überzeugen wollen, Ayla."

Ihre Augen funkeln, und ich weiß, dass ich sie getroffen habe. „Überzeugen? Wovon? Ich hab nichts zu beweisen, Azad. Ich genieße einfach den Abend – genau wie du. Oder etwa nicht?"

Ich lehne mich ein Stück nach vorne, sehe ihr direkt in die Augen. „Oh, ich genieße den Abend. Vielleicht sogar mehr, als ich gedacht hätte."

Sie erwidert mein Lächeln, aber ich sehe, dass es gezwungen ist. „Das freut mich zu hören. Na ja, ich sollte wohl nachschauen, wo Mansur bleibt. Aber wir sehen uns sicher noch, oder?"

Ich nicke langsam. „Da bin ich mir sicher. Viel Spaß noch, Ayla." Sagte ich und zwinkerte ihr zu.

„Danke, dir auch", sagt sie, bevor sie sich abwendet.

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Bibs Voten bitte nicht vergessen.

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