Kapitel 9

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„Hätte nicht gedacht, dass du Döner mit Zwiebeln nehmen würdest", sagte Mansur überrascht, während wir im Dönerladen saßen und mir schon so warm war, dass ich es bereute, meinen Döner so scharf genommen zu haben. „Wieso denn?", fragte ich verwundert. „Mit all den Mädchen, mit denen ich bisher essen war, haben die Döner ohne Zwiebeln genommen, um keinen Mundgeruch später zu haben." „F- Boy", kommentierte ich nur und biss noch einmal in meinen Döner. Er sah heute ziemlich gut aus. Seine Haare hatte er zu einem Seitenscheitel gemacht. Sie schienen auch leicht wellig zu sein. Er trug ein weißes Unterhemd und darüber ein offenes orangefarbenes Hemd sowie eine weiße kurze Hose. Ich hätte niemals gedacht, dass er und ich uns irgendwann gut verstehen würden, vor allem wegen seiner Art. „Ernsthaft?", schaute ich ihm in die Augen.

„Was denn?", er erzählt, dass er mit vielen Mädchen anscheinend Döner essen war, aber wundert sich dann, wenn man ihm ins Gesicht sagt, was er ist? „Ich bin kein F-Boy." „Das sagt jeder F-Boy", entgegnete ich. „Zu deiner Frage: Ich esse Döner immer mit Zwiebeln. Und da du nur ein Freund, sagen wir mal wie ein Bruder, schon geworden bist, interessiert es mich nicht, falls ich später Mundgeruch haben werde", er verschluckte sich beim Trinken. „Wie ein Bruder?"

„Hier sind Tücher", sagte eine raue Stimme. Nur das war noch übrig. Ich drehte mich direkt um. Azad. „Oh, Bro, du bist auch hier?", sagte Mansur, nahm die Tücher an und stand auf, um ihm die Hand zu geben. Was sucht er immer da, wo ich bin? „Ja, ich hoffe sehr, dass ich nicht gestört habe", sagte er und sah mich mit einer harten Miene an. Was hat er diesmal? „Um ehrlich zu sein, hast du", sagte ich, um sicherzustellen, dass er geht und ich Mansur mehr Strafe erteile, weil er denkt, dass ich eine der Mädchen sein werde, die er am Ende verarscht. „Ayla", sagte Mansur mit einem schockierten Ton. Azad drückte die Augen zu. „Was denn?"

Azad ging einen Schritt zurück. „Dann störe ich nicht weiter." Er ging, und Mansur sah mich für einen Moment nur an. „Was ist?" fragte ich irritiert. „Verstehst du dich nicht mit Azad?" Ich seufzte. „Müsste ich?" Er schüttelte den Kopf. „Nein, nein... natürlich nicht." „Also, Mansur, mit wem warst du gestern hier?" Er lächelte. „Das meinte ich nicht mit ‚Mädchen'. Ich meine, ernsthaft, in meinem ganzen Leben war ich nur mit zwei Mädchen in einer Kennenlernphase, mehr nicht." Er wird immer interessanter. „Wieso kam es nicht zur Beziehung?" Er trank aus seinem Cola. „Weil sie es wollten. Ich wollte sie erst lange kennenlernen und dann ernsthaft heiraten, usw." Wow. Krass. „Wenn das, was du sagst, stimmen würde, dann Respekt. Es gibt wirklich sehr wenige Jungs, die diese Denkweise haben." Er legte seine Hand auf sein Herz. „Ich fühle mich geehrt, liebe Ayla." Ich fing an zu lächeln. Er und seine schauspielerischen Künste.

„Sonst so, Schwesterherz? Was machst du noch außer in der Bäckerei zu arbeiten?" Seine Betonung und sarkastische Art waren so auffällig, dass ich einfach wieder anfangen musste zu lachen. „Nichts Bestimmtes. Ich gehe noch zur Schule, deshalb besteht mein Leben hauptsächlich aus Lernen, Arbeiten, Zuhause den Haushalt machen und ab und zu Lesen", sagte ich, während wir durch die Stadt spazierten. „Was liest du denn so?" fragte er. „Hm... Romane halt", „Ich lese auch gerne. Aber Sachbücher." Wow, er liest? Merve würde jetzt sagen, dass er einen Punkt mehr hat. Der Gedanke dazu brachte mich zum lächeln. „Was denn? Ist es komisch, wenn Jungs auch lesen?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich finde es sogar sehr gut." Er blieb stehen und richtete seine Jacke. „Ehrlich?" sagte er und ging mit mir weiter. Ich lächelte. „Ja, ehrlich."

„Langsam wird es schon dunkel. Möchtest du meine Jacke? Ist es dir kalt?", fragte er mich, während ich leicht zitterte. Trotzdem lehnte ich dankend ab. „Es war echt schön heute. Ich habe alle Emotionen, die existieren, heute gespürt", sagte ich. Er lächelte. „Das freut mich. Ich hoffe sehr, ich konnte dir deinen Tag verschönern, Prinzessin." Ich spürte bei dem Wort eine Gänsehaut durch meinen Körper. Hätte nie gedacht, dass  mal eine Junge und vor allem einer so gut aussehender Junge mich so nennen würde. „Hast du, Mansur."

Nachdem ich gestern nach Hause kam und heute direkt wieder zur Arbeit musste, spürte ich die starke Müdigkeit schon jetzt. Ich ging hinaus und sah Azad bereits in seinem Auto sitzen. „Hi", sagte ich, während er mich nur mit einem Nicken grüßte. Die Atmosphäre war komisch. Nicht dass es jemals gut war, aber es war auf jeden Fall schlimmer als an den anderen Tagen. „Ist etwas?", fragte ich letztendlich. „Was soll sein?", fragte er streng und sah kurz beim Fahren zu mir rüber. Nach einer kurzen Stille fing er diesmal endlich an zu sprechen. „Wie war gestern?" Ich seufzte, weil ich genau wusste, was er meinte. „Gut." „Nur gut?" Ich sah ihn an. „Was interessiert dich das überhaupt?" Er hielt das Lenkrad fester. „Nicht, dass dein Freund es falsch versteht, wenn er sieht, dass ich dich jedes Wochenende dorthin fahre." Worauf will er hinaus? Und was für ein Freund? Ich spürte die Wut in mir schon in meinen Adern brodeln. „Er ist nicht mein Freund", sagte ich und lächelte gezwungen.

„Was auch immer. Erion hat euch noch beim Spazierengehen gesehen, anscheinend hattest du sehr viel Spaß?" Was ist los mit ihm? Was soll das mit dem Fragen? „Stalkst du mich durch deine Freunde?" fragte ich irritiert. „Nein. Ich habe nur überall meine Augen." „Dann sollen die bei dir selbst bleiben und mich in Ruhe lassen. Ich bin nicht deine Freundin oder Schwester, die du 24/7 unter Beobachtung stellen musst." Er blieb still. Besser so.

„Was ist dein Problem? Was genau willst du von mir, Azad?" Seinen Namen das erste Mal vor ihm auszusprechen, klang so verdammt komisch. Seine Haltung lockerte sich. „Ich will nichts." „Dann lass mich in Ruhe." „Geht nicht." Er stoppte sein Auto. „Wieso sollte es nicht gehen? Ich bin genau dieselbe Ayla wie damals! Was genau hat sich jetzt geändert, dass ich dich interessiere?" Er sah mich mit seinem strengen Blick an. „Ayla, hör zu. Ich denke, dass Mansur nicht so ist, wie er sich ausgibt. Pass einfach nur auf." Ich schüttelte den Kopf. „Lass das sein. Bitte tu nicht so, als würde es dir wichtig sein, wenn mir etwas passieren würde."

„Warum bist du dir da so sicher?"

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