3. Woche und er kam nicht. Es ist nicht so, dass ich mir Sorgen mache oder so etwas ähnliches, aber nach der Sache mit seinem Vater konnte ich gar nicht mit ihm sprechen. Ich war total überfordert und trotzdem noch ein Arschloch zu ihm. Ich weiß nicht warum, aber das Gefühl, nett oder irgendwie höflich zu ihm zu sein, kann ich einfach nicht zeigen. Egal wie leid er mir tut. Sein Schmerz, den er mir damals zugefügt hatte, holt mich immer wieder ein. Ich arbeitete die 3 Male nur mit Mansur und einem Mädchen, das ich neulich kennenlernte. Die Chefin sagte nichts und fragte nicht nach Azad. Und ich wollte auch nicht Mansur nach ihm fragen, weil er sonst anders denken würde. Wie soll ich nur wissen, was mit ihm ist? 3 Wochen krank zu sein wäre ein bisschen skeptisch. Ich weiß, dass dahinter etwas anderes steckt. Will er nicht mehr hier arbeiten? „Ayla, kommst du mal bitte kurz," rief die Chefin, die ab und zu nur hierher kommt, um alles abzuchecken. „Klar."
Habe ich etwas Falsches gemacht? „Setz dich." Dass ich ein leichter Overthinker bin, ist mir klar. Aber diese Paranoia und ihre Gesichtszüge, die nicht verraten, ob sie gleich eine gute oder schlechte Nachricht aussprechen würde, gingen mir nicht aus dem Kopf. Sie tippte auf dem Laptop, was mich noch nervöser machte. „So, Ayla, ich habe eine sehr gute Nachricht für dich." Das nahm mir all die negativen Gedanken weg und ließ mein sanftes Lächeln endlich etwas Echtes mit sich tragen. Was könnte es sein? „Dein Gehalt und ebenfalls das der anderen Mitarbeiter wird erhöht." Was? „Erhöht? Wie kam es dazu?!" fragte ich überrascht. „Naja... unser Betrieb ist zurzeit auf einem guten Weg." Ich stellte keine weiteren Fragen, nur wie viel es erhöht wurde. Heute war wirklich der erste Tag, an dem ich dankbar war, in dieser Bäckerei angefangen zu haben. Ich wusste nicht, dass so etwas überhaupt möglich wäre.
Bevor ich nach Hause ging, freute ich mich erst mal mit Mansur über die neuen Nachrichten. „Was haben wir denn für ein Glück," sagte er mit einem Lächeln, während ich die Tische sauber machte. „Ja, Gott ist groß." Ich bin mir sicher, dass Mama sich genauso für mich freuen würde. Ich weiß, es ist nur Geld, aber damit komme ich meinem Ziel umso schneller näher. Mir fiel plötzlich Azad ein, und ich sah die Gelegenheit, Mansur nach ihm zu fragen. „Mansur." „Hm." Ich zögerte erst mal, aber dann fragte ich einfach. Was soll schon passieren? „Ähm... weißt du vielleicht etwas über Azad?" Er starrte mich einen Moment nur an, weshalb ich ihm klarmachte, dass es nicht so ist. „Nein, nein, denk nichts Falsches. Ich würde mich über jeden Mitarbeiter sorgen machen, wenn—" „Ayla, das habe ich nicht gedacht. Und... nein. Ich weiß nichts über ihn," antwortete er mit einem seltsamen Ton, den ich bis jetzt noch nie von ihm gehört habe. Enttäuschung? Wut? Ich ließ mich nicht beirren.
„Hast du seine Nummer oder... sowas ähnliches?" Er säuberte weiterhin die Kaffeemaschine und antwortete mir einen Moment lang nicht. „Mansur?" „Nein. Ich habe nichts von ihm. Frag die Chefin, vielleicht gibt sie dir aus seinen Dokumenten seine Nummer." „Ha ha ha, sehr lustig." Er grinste kurz, was die Atmosphäre sofort auflockerte.
Wir waren schon am Gehen, da hielt die Chefin Mansur noch kurz an. Das wunderte mich, aber vielleicht sagt sie ihm einfach nur dasselbe wie bei mir. Mansur war bis jetzt der Einzige von den Mitarbeitern, der heute noch kein Gespräch mit der Chefin hatte. Er sah mich kurz an und ging dann rein. Scheiße, warum habe ich es ihm schon erzählt? Vielleicht wollte die Chefin, wie bei mir, jeden einzelnen Mitarbeiter überraschen. Ich hoffe, er würde gleich wenigstens so tun, als wüsste er es vorher noch nicht.
Es dauerte länger als gedacht. Mansur ist schon seit 15 Minuten drin. Worüber besprechen die sich so lange? Ungeduldig ging ich durch die ganze Bäckerei hin und her. Plötzlich hörte ich die Tür und ging schnell zu ihm rüber. Ich lächelte ihn an. „Lass mich raten, dein Gehalt wurde auch erhöht?" Statt zu lächeln, schaute er mich einfach nur leer und enttäuscht an. „Mansur? Was ist los?" Statt zu antworten, ging er an mir vorbei, zog seine Schürze aus und warf sie direkt in den Müll, was mir umso mehr Sorgen machte. „MANSUR! Was ist los?" fragte ich, während ich ihn an seinem Arm hielt. „Ich wurde gefeuert, verdammt nochmal." Was? Ge... gefeuert? Warum?! „Wie gefeuert?" Er sammelte seine Sachen, nahm seine Tasche und war dabei, rauszugehen. „Wieso antwortest du nicht?" Er sah mich ernst an. „Ich weiß auch nicht warum. Die Chefin hat mir keinen richtigen Grund genannt. Sie sagte nur, dass es ihr leid tun würde und dass es nicht in ihrer Hand liegt." Ich sah ihn verwirrt an.
„Natürlich liegt es in ihrer Hand! Sie ist die Chefin. Sie kann nicht einfach jemanden feuern!" Er sah total wütend aus. „Ich gehe mit ihr sprechen, so geht das nicht." Ich war gerade dabei zu gehen, da kommentierte er etwas. „Ich weiß, wer es war, Ayla." „Was meinst du?" Er sah auf den Boden. „Mit ihr zu sprechen würde nichts bringen. Vielleicht sollte es so sein. Leb wohl, Ayla. Es war schön, dich hier kennenzulernen." Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, ging er einfach fort. Was meint er damit? Was ist das denn heute für ein Tag?! Ich dachte, es wäre nach langer Zeit wieder ein Tag voller Freude, aber nein. Das Leben lässt einen nie in Ruhe.
Ich konnte es nicht akzeptieren, dass die Chefin einfach so jemanden feuern würde. Das ist einfach nicht ihre Art. Also ging ich zu ihr und stellte sie zur Rede. „Frau Novak, sind Sie noch da?" Ich sah sie wütend an. „Bitte erklären Sie mir, warum Mansur gefeuert wurde." Sie sah traurig auf ihren Schreibtisch. „ Das war nicht ich, die ihn gefeuert hat." „ Was meinen sie damit?" fragte ich skeptisch. „Die Bäckerei gehört leider nicht ganz mir. Ich teile sie jetzt mit jemandem. Er hat befohlen, ihn rauszuschmeißen." Wie? Jemand, der einen nicht mal kennt, feuert einen direkt?! „Aber das kann er doch nicht tun! Er kennt ihn doch gar nicht!"
„Naja, er kennt ihn." „War Mansur mit ihm irgendwie verfeindet oder so etwas Ähnliches?" Sie lächelte. „Das weiß ich leider nicht. Aber es überraschte mich auch." „Wer ist er?" Sie schaute auf den Tisch und dann wieder zu mir. „Ich weiß nicht, ob Sie das hören möchten." Wer ist er, verdammt nochmal?! Welcher ehrenlose Mistkerl tut so etwas und warum? Wieso macht man einen Menschen arbeitslos und das noch mit Absicht?! „Sagen Sie es mir bitte." Sie blieb eine Zeit lang still.
„Azad Sivan"
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i hate you
RomanceAyla durchlebte eine anspruchsvolle Schulzeit, in der jemand, den sie zutiefst liebte, ihr Herz Stück für Stück brach. Im Laufe der Zeit wandelten sich ihre Gefühle zu Hass, und sie setzte alles daran, ihn in der Zukunft zu vermeiden. Dennoch hatte...