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Tom fuhr auf die Bundesstraße nach Worms. Das sollte eine schöne Stadt sein, und ein Restaurant gab es da sicher auch. Nikos suchte den britischen Soldatensender, aber er fand AFN.

„Willkommen im amerikanischen Sektor," meinte Tom sarkastisch.

Nikos hatte die ganze Zeit ein merkwürdiges Gefühl. Etwas an ihrer Besprechung störte ihn, aber was?

„Tom, irgendwas war da eben faul."

„Was meinst Du?"

„Ich weiß es nicht. Irgendetwas war falsch. Ich komme nicht drauf."

Tom hatte ihr Gespräch noch in allen Einzelheiten im Kopf. Er versuchte, sich den Film noch einmal anzusehen.

„Moment mal. Du hast recht. Das muss mit dem Mikrofon zusammenhängen. Alles andere war doch so, wie wir es erwartet haben. Mit einem Mikrofon haben wir nicht gerechnet."

„Dr. Merten auch nicht." Nikos schlug sich die Hand an die Stirn. „Scheiße, genau das ist es! Der wusste das nicht. Dieser Renner schon. Tom, das war kein Mikrofon von Sommerston. Renner hat das da angebracht. Der ist nicht sauber. Dreh um, sofort!"

Tom ordnete sich vor der nächsten Kreuzung in die Linksabbiegerspur ein und machte, als die Ampel auf grün sprang, mit quietschenden Reifen einen U-Turn. Die Schnellstraße war vierspurig und erlaubte 80 km/h, und mehr war auch nicht möglich. Die rechte Spur war von Lastwagen verstopft, die linke auch nicht viel schneller.

„Was meinst Du?" schrie Nikos über den hochtourig-lauten Motor hinweg, „Firmenspionage oder Ausland?"

„Egal. Spionage auf jeden Fall."

***

Auch Herrn Dr. Merten beschlich auf dem Weg zu seinem Büro ein komisches Gefühl. Die Gespräche in dem Besprechungsraum wurden mitgeschnitten, ohne dass er das wusste? Meistens stellten sie ein Diktiergerät offen auf den Tisch, um sich ein handschriftliches Protokoll zu ersparen. Sicher, geheime Aufzeichnungen machten manchmal durchaus Sinn, aber doch nur, wenn er die Protokolle bekam. Was sollte das also?

„Verbinden Sie mich bitte mal mit dem Chef des Werkschutzes," wies er seine Sekretärin an. Wenig später rief sie zurück:

„Der ist gerade draußen. Nicht erreichbar."

„Er soll mich anrufen, sobald er wieder da ist."

Er stand auf und trat ans Fenster. Gerade ging Renner zu seinem Wagen, einem fast neuen Taunus. Dr. Merten unterdrückte den Impuls, das Fenster zu öffnen und ihn zurückzurufen. Renner öffnete den Kofferraum und legte zwei offenbar schwere Aktentaschen hinein. „Wieso hat der so schwere Taschen?" ging es seinem Chef durch den Kopf. „Mein Gott, Manager haben schwere Taschen. Er wird Bücher mitgenommen haben. Er will zuhause arbeiten. Gottfried, Du siehst Gespenster."

Gerade wollte er sich abwenden, als er Toms roten Volkswagen sah. Der Wachmann öffnete das Tor, nachdem ihm der Geheimdienstler mit dem ausländischen Akzent etwas zurief. In diesem Augenblick setzte Renner rückwärts aus seiner Parklücke.

***

Tom sah den grünen Ford, und für einen Sekundenbruchteil auch das Gesicht des Fahrers, der die Scheibe heruntergelassen hatte. Er schlug das Lenkrad bis zum Anschlag ein und stellte den Käfer quer vor das Tor.

„Das ist er. Scheiße, jetzt wäre eine Pistole gut. Komm, wir holen ihn uns."

***

Herr Dr. Merten sah, wie der VW sich querstellte, die beiden jungen Männer heraussprangen und zu dem Ford liefen. Als sie ihn fast erreicht hatten, gab Renner Gas. In letzter Sekunde warfen sich Tom und Nikos zur Seite. Sie rollten sich auf dem Rasen neben der Einfahrt ab, und da krachte der Ford auch schon in Toms Käfer.

Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie IhrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt