11 Eine Hand wäscht die andere

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Den Montagvormittag verbrachte Tom weitgehend im Kopierraum. Torsten telefonierte stundenlang mit der Ausfuhrversicherung, während Manfred Unterlagen sortierte, Kopien zusammenheftete und die Liste der Punkte überprüfte, die sie mit den Sommerston-Leuten im Einzelnen besprechen mussten. Klaus organisierte die Reise nach Tripolis und instruierte die Kölner Flughafenpolizei. Al-Marzouki informierte ihn, Abu Reza wollte am 31. Oktober in Tripolis sein und sei auch einverstanden, Klaus und Torsten zu treffen.

Kurz vor Mittag erhielt Klaus einen Anruf von seinem Büro im Divisionsstab in Unna. Gleich nachdem er aufgelegt hatte, rief er Tom in sein Zimmer, um ihn über den Inhalt des Telefonats zu informieren:

„Schlechte Nachrichten. Dein Kompaniechef hat meine Dienststelle in Unna angerufen. Wenn Du an dem Lehrgang im Januar teilnehmen willst, musst Du am Mittwoch in die Kaserne. Die Schießprüfung steht an, und die ist Bedingung. Ruf ihn mal an. Ich schätze, Du musst hinfahren."

„Natürlich mache ich den Lehrgang, oder glaubst Du etwa, ich will die ganze Zeit MG schleppen, wenn wir hier fertig sind?"

Der Kompaniechef hatte sich vorgenommen, Tom keine Steine in den Weg zu legen, denn mit „Horch und Guck" wollte er sich nicht anlegen. Tom beteuerte, in drei, vier Wochen zur Kompanie zurückzukommen, machte seinem Chef aber klar, dass er sich nicht leisten konnte, zu viel Zeit mit der Schießprüfung zu vergeuden:

„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Wir haben hier zu viel zu tun."

„Dann müssen Sie am Mittwoch um 14 Uhr hier sein. Sie schießen MG, Panzerfaust, Sturmgewehr, Pistole und MPi. Wir schleusen Sie da zügig durch, dann sind Sie um fünf Uhr fertig."

Tom rief seinen Vater an und bat ihn, sich zu erkundigen, ob er am Mittwochmorgen sein neues Auto bei der Kreisbehörde anmelden konnte. Er erklärte seinem Vater auf seine entsetzte Nachfrage, wieso er ein neues Auto angeschafft hätte, man habe auf einem Firmengelände seinen Käfer mutwillig zerstört, und er erhielte kostenlosen Ersatz. Tom konnte das Kopfschütteln seines Erzeugers durch das Telefon hören.

Immerhin rief sein Vater nach einer halben Stunde zurück und sagte, Tom könnte das Auto zwischen 8 und 11 Uhr in der Kreisstadt anmelden. Er hatte auch mit der Versicherung gesprochen, ohne deren Bescheinigung das nicht ging. Daran hatte Tom überhaupt nicht gedacht. Also musste er am Mittwoch erst nach Hohenberg, um das Formular abzuholen.

Um drei Uhr, und damit eine Stunde früher als vereinbart, wurde Tom zum Haupttor gerufen, um Dr. Merten und den Justitiar, Herrn Schmidtke-Emden, abzuholen.

„Tolles Auto, der Touring 1800," lachte ihn der Ölstratege an. „Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen."

Tom traute seinen Augen nicht. Irgendwie hatte sich ein weißer BMW in seinem Kopf festgesetzt, und nun stand da einer in knalligem Orange! Wie ein routinierter Autoverkäufer pries Dr. Merten die Vorteile des Wagens und übergab Tom die Papiere.

„Sie müssen den nur bald anmelden," erklärte er. „Dann schicken Sie mir die roten Nummernschilder. Und vergessen Sie nicht den Fahrzeugbrief von Ihrem Auto, damit wir es abmelden können."

Tom bedankte sich herzlich und begleitete die beiden zu dem Gebäude, in dem der „Stab für besondere Aufgaben" untergebracht war. Zu Toms Überraschung war der Kanzleramtsminister unangekündigt erschienen, der auch die Eröffnung der Sitzung übernahm.

Mit einer sehr offiziellen Stimme, die sich deutlich von seiner natürlichen unterschied, dankte er den Firmenvertretern im Namen der Bundesregierung für ihre Anstrengungen und versprach, die Abwicklung des Ölgeschäfts mit den Libyern wohlwollend zu begleiten. Den Vorfall mit dem Spion streifte er nur am Rande, sehr zur Erleichterung der Sommerston-Leute.

Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie IhrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt