„Ich koche Tee," sagte Rahim, und ging schnurstracks in die Küche. Tom gab Farouk einen Wink und folgte ihm. Er hielt seine Hand an Rahims Ohr und flüsterte:
„Beantwortet Gerald keine Fragen, okay? Und sag Farouk Bescheid."
Rahim nickte und gab Toms Order auf Arabisch an seinen Kollegen weiter.
„Sind das die Freunde, bei denen Du wohnst?" fragte Gerald, als Tom ihm einen Platz auf dem Sofa anbot.
„Nein, die ziehen morgen um ins Wohnheim. Sind von Frankfurt hierher gewechselt. Der Kollege, dem die Wohnung gehört, ist unterwegs."
„Wie hast Du die denn kennengelernt?" bohrte Gerald weiter. „Das sind doch Araber, oder?"
„Wie man sich in Studentenkreisen so kennenlernt. Rahim hat sich mal bei Heike ausgeheult," bog Tom die Wahrheit rein wenig zurecht. „Möchtest Du ein Glas Tee?"
„Ach entschuldige, Tee ist nicht so mein Ding. Hättest Du ein Bier?"
„Wenn man Kölsch als Bier bezeichnen kann," grinste Tom, ging in die Küche und nahm eine Flasche Kurfürsten aus dem Kühlschrank.
Als Tom zurückkam, platzierten Rahim und Farouk gerade Gläser auf einem mit arabischen Ornamenten verzierten Silberteller, den Tom noch nicht gesehen hatte.
„Unser Gastgeschenk für Klaus," sagte Rahim. „Aber verrate ihm noch nichts. Das soll eine Überraschung sein."
Gerald trank die halbe Flasche in einem Zug, wischte sich den Schaum von der Oberlippe und sagte:
„Das musste jetzt sein. Der Wein in der Pizzeria war eklig."
„Was meinst Du wohl, warum wir alle Cola getrunken haben?"
antwortete Tom, der sich noch gut an den Lambrusco erinnerte. Gerald wandte sich an Rahim und Farouk:
„Sagt mal, woher kommt Ihr eigentlich?"
Rahim zwinkerte Tom unbemerkt zu und zog die rechte Augenbraue hoch:
„Aus den Weiten Arabiens, dem Land mit den schönsten Frauen der Welt, mit dem Ozean aus Sand, mit den süßen Früchten der Dattelpalme, wo immer die Sonne scheint. Und Du, woher kommst Du?"
Gerald war verunsichert. Redeten Araber so? Offensichtlich. Da verbot sich natürlich eine nüchtern-sachliche Auskunft:
„Aus dem schönsten Dorf im Münsterland, mitten in endlosen, satten grünen Weiden mit schwarz-weißen Kühen."
„Du erwähnst Eure Frauen nicht. Sind sie zu dünn?" fragte Rahim.
Tom musste sich schwer beherrschen. Rahims komödiantische Seite war bisher nicht in Erscheinung getreten. Gerald verstand gerade nicht:
„Wieso zu dünn? Eher zu dick, würde ich sagen. Aber trotzdem sehr schön, natürlich."
Das wiederum verstand Rahim nicht:
„Wie kann eine Frau zu dick sein? Dünne Frauen haben entweder einen geizigen Ehemann oder sie kommen aus einer armen Familie. Meine Frau zum Beispiel hat einen richtigen Bauch."
Er machte eine entsprechende Geste, und Gerald genehmigte sich den Rest der Flasche Bier.
Der Leutnant räusperte sich verlegen, und Tom überbrückte die Stille, indem er Bob Marley auflegte.
„Meinst Du, wir könnten...?" fragte Rahim mit einem Zwinkern. Tom verstand, was er meinte – es ging um die Produkte einer Pflanze, die in den Bergen Afrikas besser gedieh als im Münsterland.
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Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie Ihr
Historical FictionIn „6.000 Jungs wie Ihr", dem 8. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute", geht es um die Vorbereitung und Durchführung einer vorgetäuschten Flugzeugentführung, die dazu dient, die überlebenden palästinensischen Attentäter des Anschlags auf die Olymp...