17 Ein richtiger Drogendealer, ein richtig fetter

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Tom fuhr mit dem Bus in die Stadt und besuchte Malik, der ihm und Nikos gerne Gastrecht gewähren wollte.

„Du hast doch bestimmt noch nicht gegessen. Wollen wir zu dem Libanesen gehen? Komm, ich lade Dich ein," sagte der Libyer, als Tom schon wieder gehen wollte.

„In der Uniform?"

„Steht Dir doch gut."

Beim Essen stellte sich heraus, dass Malik inzwischen in die groben Züge der „Gefangenenbefreiung", also der fingierten Entführung des Lufthansa-Flugzeugs, eingeweiht war, wenngleich er über Einzelheiten nichts wusste. Aber auch sonst war er auf dem Laufenden.

„Ich habe gehört, Du hast ein neues Auto. Glückwunsch. Ich verstehe nur nicht, wieso Du dann zu Fuß unterwegs bist."

„Ich bin heute Morgen mit Klaus zur Arbeit gefahren und musste länger im Büro bleiben."

„Ach, bestell Klaus doch schöne Grüße von mir. Ich finde es sehr nett, dass Rahim und Farouk bei ihm wohnen dürfen."

„Woher weißt Du das denn schon wieder?"

„Ich bin der, dem sie im Moment leere Blätter übergeben, wenn ihr Wochenbericht fällig ist."

„Das gehört sich doch so, dass man nichts über seine Gastgeber ausplaudert," meinte Tom. „Klaus ist ganz schön sauer auf Rahim. Der ist anscheinend bei einer Frau gelandet, an der er Interesse hat."

Malik lachte und stieß mit seinem Traubensaftglas an Toms Weinglas:

„Prost. Du kannst Klaus ja mal den Tipp geben, dass Rahim in Libyen verheiratet ist. Aber von mir weißt Du das nicht."

Malik fuhr Tom nach Tannenbusch, wo Klaus, Rahim und Farouk vor dem Fernseher saßen. Gerade liefen die Spätnachrichten. Tom gesellte sich zu ihnen und pirschte sich vorsichtig an sein Opfer heran:

„Farouk, sag mal, kommst Du eigentlich aus Tripolis?"

„Ja, meine Familie hat immer schon da gewohnt. Meine Großeltern haben den Haushalt für einen italienischen Offizier geführt."

Im Plauderton erkundigte sich Tom nach den genauen Familienverhältnissen und streute immer wieder Bemerkungen über seine eigene Verwandtschaft ein. Dann wandte er sich ganz unschuldig an sein eigentliches Opfer:

„Und Du, Rahim, auch aus Tripolis?"

„Nein, meine Familie lebt in Al-Chums. Mein Großvater und mein Vater sind Händler dort am Hafen. Sie exportieren Halfa-Gras."

„Hast Du denn auch Geschwister?"

„Einen Bruder und eine Schwester, die gehen beide noch zur Schule."

„Aber Du wohnst noch bei Deinen Eltern, wenn Du zuhause bist, oder?"

Rahim stutzte. Das war doch allmählich mehr Verhör als Smalltalk.

„Nein, ich habe eine eigene Wohnung," antwortete er etwas patzig.

„Oh, Student mit eigener Wohnung," bemerkte Tom, „Deine Familie muss reich sein."

Rahims Augen blitzten kurz ärgerlich auf, und ganz war sein Ärger nicht verflogen, als er antwortete:

„Stört Dich das?"

„Nein, Entschuldigung, das hast Du falsch verstanden. Ich dachte nur, so ein Student mit einer eigenen Wohnung, wenn man nur ein paar Wochen im Jahr zuhause ist..."

„Wieso, meine Frau und mein Kind sind doch da."

„Ach, Du bist verheiratet, und schon Vater? Herzlichen Glückwunsch. Hast Du nie erwähnt. Das muss aber schwer sein, wenn Deine Frau so lange ohne Dich auskommen muss."

Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie IhrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt