Am Morgen des Tages X war der General sofort hellwach und machte eine Befehlsausgabe:
„Ab jetzt sind wir alle im Dienst. Einer nach dem anderen geht duschen. Ich lasse uns Frühstück aus der Kantine kommen. Martin, überprüf die Verbindungen. Inzwischen werden wohl alle wach sein. Nikos, mach bitte alle Fenster auf. Den Gestank halte ich nicht den ganzen Tag aus."
Sie hatten im Lauf der Nacht das Rauchverbot aufgehoben, und entsprechend verqualmt war die Kommandozentrale.
Tom nahm den Anruf des Agenten entgegen, der das Flugfeld in Beirut überwachte und nun meldete:
„Es sind ganz wenige Passagiere aus der „Kiel" ausgestiegen. Jetzt geht gerade die neue Crew an Bord. Die andere müsste gleich herauskommen. Bisher ist alles im Zeitplan."
Tom ging zu Klaus' Schemazeichnung und hakte die Landung in Beirut ab. Dann übernahm Martin den Telefondienst, und Tom ging duschen.
In Nikosia waren zwei Botschaftsmitarbeiter schon auf ihrem Posten am Flughafen. Als sie anriefen, hatten sie schlechte Nachrichten. Es sei nicht sicher, dass das Flugzeug aufgetankt werden könnte, berichteten sie. Martin versprach einen Rückruf und beriet sich mit dem Chef der Lufthansa, der inzwischen auch in München war.
„Das geht nicht," sagte Campmann. „Wenn sie in Nikosia nicht nachtanken, haben sie keine zwei Stunden, um in Zagreb zu kreisen, das ist zu eng. Ihr müsst sie überreden."
Der General rief den Botschafter in Nikosia an und erfuhr, dass es offensichtlich Diadochenkämpfe in der zypriotischen Regierung gab. Der Präsident, Erzbischof Makarios, stand unter Druck von allen Seiten, und die Minister bereiteten sich schon auf die Zeit nach ihm vor, die vielleicht nicht mehr Zypern, sondern Griechenland hieß. Das war ganz klar ein Fall für das Kanzleramt.
Der MAD-Chef bat den Minister, in Nikosia zu intervenieren:
„Das Flugzeug muss vollgetankt werden, und zwar zeitnah."
Kanzleramtschef Motte wollte sich sofort darum kümmern.
Torsten erreichten sie im Flughafen von Zagreb über eine reguläre Telefonleitung. Sie testeten trotzdem die Ausweichverbindung per Funk über die Botschaft, und auch die funktionierte. Phil und Hamit meldeten sich sofort, als Martin sie anrief; bei ihnen gab es keine Probleme.
Der General persönlich nahm Klaus' Anruf aus München entgegen, der berichtete, dass der bayerische Innenminister ihn gerade besucht und einen Beamten als Kontaktmann zum Münchner Krisenstab gebracht hatte. Die Attentäter waren schon auf dem Weg zum Flughafen. Allerdings gab es einen klitzekleinen Haken:
„Erst hat der Innenminister rumgelabert, wie gut es ist, dass die Aufnahmebereitschaft von Libyen vorliegt, und dann sagt er so ganz nebenbei, das Einzige, was jetzt noch fehlt, ist das Haftverschonungsersuchen des Bundes. Aber das würde ja sicher bald kommen. Sprechen Sie mit dem Kanzleramt, Herr General?"
„Wir duzen uns jetzt. Ich heiße Friedrich. Du kannst aber Fred sagen. Ja, ich spreche mit dem Kanzleramt."
„Noch was. Wir haben Nebel in ganz Bayern. Das ist der perfekte Vorwand, keine Landeerlaubnis zu erteilen."
„Die haben doch mehr Glück als Verstand."
„Man sollte eine Fliegerstaffel losschicken," murmelte der MAD-Chef, während er die Nummer des Kanzleramtsministers wählte. Er fand deutliche Worte, und Motte rief umgehend den bayerischen Ministerpräsidenten an, mit dem er sich eine Viertelstunde stritt, an deren Ende Motte dem Bayern ein letztes – genau genommen recht unanständiges - Angebot machte:
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Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie Ihr
Historical FictionIn „6.000 Jungs wie Ihr", dem 8. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute", geht es um die Vorbereitung und Durchführung einer vorgetäuschten Flugzeugentführung, die dazu dient, die überlebenden palästinensischen Attentäter des Anschlags auf die Olymp...