15 Schießen Sie bitte kein Loch in einen Minister

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Im Kölner Flughafen wurde die Delegation von der Polizei in Empfang genommen und durch verschwiegene Flure zu einem Nebenausgang geführt. Die Sommerston-Manager verabschiedeten sich, während die anderen Phil zum BEA-Schalter begleiteten, wo er sein offenes Ticket präsentierte und einen Platz auf der nächsten Maschine nach London buchte, die in zwei Stunden startete. Um die Wartezeit zu überbrücken, lud Klaus sie zum Mittagessen ins Flughafenrestaurant ein.

Sie waren sich einig, dass ihr Ausflug nicht besser hätte laufen können. Klaus heimste ein Sonderlob von Phil ein:

„Also, halb bist Du ja schon drin, in unserer Gruppe, meine ich, eigentlich kannst Du auch Vollmitglied werden, nicht, Tom? Die Nummer mit dem Taxi in Tripolis war gut."

„Danke für die Blumen," grinste Klaus. „Mal sehen, wie der neue Job so ist. Bilski kann mir viel versprechen. Wenn das hinterher wieder so ein langweiliger Büroposten ist, überlege ich's mir."

Torsten grinste verstehend:

„Blut geleckt, ja? Pass nur auf, dass Du Dich nicht mal mit den Falschen anlegst."

Gegen vier Uhr waren die Mitglieder des „Stabes für besondere Aufgaben" zurück auf der Hardthöhe. Torsten rief den Kanzleramtsminister an und Klaus den MAD-Chef, aber beide wollten keinen telefonischen Bericht, sondern zusammen mit Bilski am Abend zur Besprechung in den Heimatblick kommen.

Manfred versammelte den Stab im Konferenzraum und arbeitete sich eine halbe Stunde lang durch einen Haufen Zettel. Anrufe aus Belgrad und Tripolis würden sie morgen beantworten. Das bayerische Innenministerium verlangte einen Rückruf noch am späten Nachmittag. Torsten erfüllte den Wunsch widerwillig, zumal sie das Thema seit Tagen durchgekaut hatten: Kompetenzfragen bei der Freilassung der Attentäter. Niemand wollte die entscheidende Unterschrift geben. Um die bayern unter Druck zu setzen, bot Torsten an, das Bundesjustizministerium oder das Kanzleramt könnte die Genehmigung erteilen. Dieser Vorschlag wurde brüsk zurückgewiesen, schließlich war so etwas Ländersache. Man trat also auf der Stelle.

Über eine Nachricht aus Düsseldorf regte sich Klaus ziemlich auf. Das Wissenschaftsministerium hatte immer noch keine Papiere für Rahim und Farouk ausgestellt. Angeblich fehlte bei den Unterlagen ein bestimmtes Formblatt. Er sah seine Kopien der Papiere durch, die er im Ministerium eingereicht hatte, und fand die Durchschrift des ausgefüllten Formulars. Offenbar war das Original in Düsseldorf untergegangen.

„Ich schicke Ihnen morgen die Kopie mit einem Kurier, und wenn der nicht nach einer Stunde die Genehmigung in den Händen hält, mache ich Ihnen richtig Ärger," schimpfte er in den Hörer. Der Ministerialbeamte entschuldigte sich und versprach Besserung. Noch einen Rüffel des Ministers wollte er nicht riskieren.

Am Abend erstatteten die Libyenreisende im Heimatblick ihren Vorgesetzten Bericht. Der Kanzleramtsminister würdigte Klaus und Torsten ausdrücklich, besonders für den Kompromiss, den sie ausgehandelt hatten.

„Ich muss leider zugeben, dass die Idee dazu von Tom und Phil stammt," sagte Torsten.

„Das war mir schon klar," antwortete Bilski, „genau für sowas schicken wir Ihnen die mit. Aber Sie haben's verkauft."

Torsten trug dann die Anliegen aus Belgrad, München und Düsseldorf vor.

Motte wusste, was zu tun war:

„Torsten, Sie fliegen im Laufe der Woche für einen Tag nach Belgrad. Die Jugoslawen sollen sehen, dass wir sie ernst nehmen. Manfred, dieses Mal dürfen Sie mit. Zu Düsseldorf. Ich werde morgen früh als Erstes mit Rau telefonieren. Klaus, wen schicken Sie hin?"

„Tom kann das machen."

„Gut. Tom, ruf mich an, wenn die nicht spuren. So, und mit den Bayern machen wir das so: Torsten, Sie schreiben denen ein Memorandum, das genau auflistet, was wann geschehen muss. Im letzten Absatz weisen Sie darauf hin, dass die komplette Aktion in der alleinigen Regie der Bundesregierung durchgeführt wird, wenn sie sich weiter querstellen. Drücken Sie es diplomatisch, aber unzweideutig aus.

Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie IhrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt