21 Der größte Haschischdealer des Planeten

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Das Wochenende verflog wie ein Wimpernschlag. Die Party bei Rahim und Farouk spielte sich überwiegend in der Küche ab, wo gegessen, getrunken, geraucht und geredet wurde. Am Samstag traf sich der Stab plus Nikos bei Klaus, um den Dienstag vorzubereiten, und am Abend wurde dann in Heikes Küche gegessen, getrunken, geraucht und geredet. Den Sonntag verbrachten Tom und Nikos in Hohenberg, und als sie gegen Abend wieder in Tannenbusch waren, hatten sie nur noch einen Wunsch: Schlafen. Um neun gingen sie ins Bett.

***

Die Uptones ließen es sich nicht nehmen, Phil und Hamit am Samstag zum Flughafen zu bringen. Dave hatte mit den beiden am Abend zuvor Richard in der Polizeiwache im Hyde Park besucht, wo sie einen verschlossenen Umschlag für den Drogenhändler, neue Pässe, Flugtickets, einen Führerschein auf Phils Decknamen und ihr Taschengeld erhielten. Der Geheimdienstler unterdrückte seine Neugier bezüglich Hamit. Dafür wäre später sicher noch Gelegenheit, dachte er. Besser jetzt keine Pferde scheu machen.

Abschließend bat er Phil:

„Falls Ihr nicht morgen zurückkommen könnt, ruft mich an. Sonst meldet Ihr Euch, wenn Ihr wieder da seid. Mr. Robbins weiß Bescheid. Ihr braucht erst am Mittwoch wieder in die Schule."

Der Flug war pünktlich, und so waren sie eine Stunde zu früh in Belfast, wo sie von Nieselregen empfangen wurden. Sie genossen ein englisches Frühstück, wobei sich Hamit auf Eier und gebackene Bohnen beschränkte, während Phil todesmutig dem Speck und der obligatorischen „Designerwurst" zu Leibe rückte.

Kurz vor zehn betraten sie die Kathedrale wenige hundert Meter vom Stadtzentrum in einem Wohngebiet inmitten gepflegter Reihenhäuser. Die beiden Türme des neogotischen Sandsteingebäudes stachen spitz in den wolkenverhangenen Himmel. Sie gingen nach vorne und setzten sich in der dritten Reihe auf eine Bank. Außer ihnen beteten nur wenige ältere Frauen verstreut in der riesigen Halle.

„Ich habe mir Belfast ganz anders vorgestellt," flüsterte Hamit. „Man hat nicht das Gefühl, dass hier Bürgerkrieg ist."

„Hast Du die ganzen Sprüche an den Häusern nicht gesehen?"

„Doch, schon, aber das ist auch alles. Die paar Polizisten, denen wir begegnet sind, waren unbewaffnet. Und da war nicht ein einziger Soldat."

„Wir haben bisher nicht viel von der Stadt gesehen," meinte Phil. „Wer weiß, wie das in den Gegenden ist, wo katholische und protestantische Viertel aneinandergrenzen?"

Ein grauhaariger Mann im schwarzen Anzug trat aus einer Seitentür, bekreuzigte sich vor dem Altar und kam zu ihnen.

„Folgen Sie mir bitte," sagte er leise und ging zu einer Tür rechts des Altars. Er führte sie eine Treppe hinunter und öffnete eine schwere Holztür zu einem kleinen, muffigen Raum, in dem sich ein großer Schrank aus schwarzem Holz, ein Tisch mit vier Stühlen und eine Kommode mit drei Schubladen und einem eisernen Kruzifix befanden.

„Setzt Euch. Ihr bekommt gleich Besuch."

Barry kam wenige Minuten später. Er hatte sich wieder einmal gut verkleidet. Ungepflegte, strähnige Haare, Stoppelbart, Arbeitshose und verschmutzte Schuhe ergaben das Bild eines Bauarbeiters in der verdienten Mittagspause. Er umarmte Phil und drückte Hamit die Hand.

„Danke, dass Ihr gekommen seid. Ich muss mich kurz fassen. Ich fahre gleich wieder nach Derry, wichtiges Treffen. Dann endlich mal wieder ein Familienwochenende."

Er gab ihnen Autoschlüssel und -papiere, einen Zettel mit der Adresse eines Hotels und einen Stadtplan von Dublin.

„Wir haben für Euch ein Zimmer reserviert. Sparks wohnt im selben Hotel und kommt Euch heute Nachmittag zwischen 4 und 6 Uhr besuchen. Ihr übernachtet da, und wenn nichts dazwischen kommt, fahrt Ihr morgen früh zum Flughafen nach Belfast. Gebt den Wagen dort an der Autovermietung zurück."

Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie IhrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt