19 Des Generals Damoklesschwert

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Dann meldete sich Torsten kurz vor seinem Abflug aus Belgrad. Manfred und er würden gegen sechs Uhr auf der Hardthöhe sein, kündigte er an und fragte, ob Tom auf sie warten würde. Seinen Termin mit Farouk und Rahim konnte Tom sowieso nicht wahrnehmen, wenn um vier der MAD-Chef kam, also konnte er auch noch länger im Büro bleiben. Er rief in Klaus' Wohnung an, aber die Libyer waren an der Uni. Wenn sie nach Hause kamen, wäre er wahrscheinlich beschäftigt. Wie konnte er ihnen mitteilen, wo die Unterlagen für das Studentenheim waren und wo genau sie sich vorstellen sollten?

Er entsann sich der Wichtigkeit des Stabes, die unorthodoxe Maßnahmen zuließ, wie er fand. Er fasste sich ein Herz, griff zum Telefonhörer und rief die Hauptwache an:

„Stab für besondere Aufgaben, Panzergrenadier Tom. Ich habe ein Problem. Ich habe eine extrem wichtige Nachricht in Bonn zuzustellen. Meine Kollegen sind alle im Außeneinsatz, und ich habe gleich eine Besprechung mit zwei Generälen. Können Sie mir einen Kurier stellen?"

„Reicht es in einer halben Stunde?"

„Voll und ganz. Herzlichen Dank."

„Auch für sowas werde ich bezahlt," sagte der Wachhabende, der Tom allmählich ziemlich sympathisch war, sodass er ihn fragte:

„Wie heißen Sie?"

„Feldwebel Terlinden. Und Sie sind noch mal?"

„Panzergrenadier Tom. Darf ich Sie heute Abend zum Essen einladen?"

„Wenn das eine Bestechung werden soll, nein. Wenn's reine Freundlichkeit ist, gerne."

„Ist reine Freundlichkeit. Wie lange haben Sie Dienst?"

„Achtzehnhundertdreißig."

„Bis dahin müsste ich auch fertig sein. Ich muss ja an Ihnen vorbei. Bis nachher dann."

Tom schrieb eine lange Notiz an die beiden Libyer und war gerade damit fertig, als der Kurier kam. Er gab ihm den Wohnungsschlüssel und bat ihn, den auffälligen DIN-A-4 Umschlag mitten in den Flur zu legen. So würden Farouk und Rahim ihn auf jeden Fall sehen.

Inzwischen war es halb vier, und er hatte den Besprechungsraum noch nicht auf Vordermann gebracht. Sie hatten sich zwar angewöhnt, alle brisanten Unterlagen in dem Sicherheitsschrank zu lagern, aber auch die Landkarten und bestimmte Akten hätten Rückschlüsse auf ihre Tätigkeit zugelassen. Er fragte sich ohnehin, wieso der MAD-Chef ausgerechnet hier seine Abrechnung mit General Radermacher vornehmen wollte.

Um fünf vor vier stellte er die Kaffeemaschine an und schloss die Bürotüren. Da klopfte es an der Flurtür. Er öffnete, und vor ihm stand ein General mit drei Sternen. Tom grüßte und meldete:

„Panzergrenadier Tom, von der 7. Division abgeordnet zum Militärischen Abschirmdienst, Stab für besondere Aufgaben, bei der Arbeit."

Der General grüßte zurück und sagte förmlich:

„Danke, Panzergrenadier." Er nahm die Schirmmütze ab und förderte eine veritable Glatze ans Tageslicht. Auch sonst handelte es sich nicht um eine besonders eindrucksvolle Erscheinung: der General war nicht größer als Tom, hatte einen kleinen Bierbauch und wirkte irgendwie nicht dreisternemäßig.

„Wo ist mein Auto, und wo ist mein Fahrer?" fragte er ungeduldig.

„So wie ich es verstanden habe, sind beide beim MAD in Köln."

„Wie bitte? Sagen Sie mal, sollen wir hier in der Tür stehen bleiben?"

„Natürlich nicht. Ich habe Kaffee gekocht."

Tom geleitete den General ins Besprechungszimmer, das steril wirkte, und versuchte auf dem Weg versuchte, sich eine Strategie zurechtzulegen. Anscheinend hatte sein Kommandeur keinen Schimmer, was ihn erwartete.

Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie IhrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt