Die Minuten verstrichen immer schneller. Die Verbindung nach Zagreb blieb stabil, aber dort war vorerst nur Warten angesagt.
„Campmann hat die Triebwerke gestartet," gab Klaus aus München durch.
„Hat er die Freigabe?" fragte der MAD-Chef.
„Nicht dass ich wüsste. Wie viel Zeit ist noch?"
„Ab jetzt geht's auf den Puffer. Wir haben noch mindestens 15 Minuten, maximal 45. Was sagt der Flugdienstleiter?"
„Keine Freigabe."
Bis auf das Ticken der Uhr an der Wand war es still in der Kommandozentrale. Der Sekundenzeiger flog geradezu über das weiße Ziffernblatt mit den schwarzen Zahlen.
„Minimal 0, maximal 30 Minuten," sagte Martin. „Fred, willst Du nicht noch mal den..."
„Campmann rollt," rief Tom. „Klaus, habt Ihr Freigabe?"
„Das ja. Aber der Krisenstab hat ihm verboten, die Landesgrenze zu überqueren."
„Wie bitte? Er darf losfliegen, aber nicht ins Ausland? Sind die so früh am Tag schon besoffen?" Tom schüttelte den Kopf.
„Campmann biegt auf die Rollbahn ein," meldete Klaus. „Ein Lotse gibt Campmann Zahlen durch. ... Freigabe ist erteilt, aber die Anweisung, Deutschland nicht zu verlassen, wird wiederholt. Campmann rollt. ... Hebt ab ... Fahrwerk eingezogen."
Nikos wollte Torsten die gute Nachricht durchgeben, aber die Leitung nach Zagreb blieb wieder tot. Der General, Tom und Martin hasteten zur Toilette.
„Musste schon die ganze Zeit," keuchte der General erleichtert.
„Glaubst Du, der fliegt trotz Verbot nach Zagreb?" fragte Tom.
„Auf jeden Fall. Der steht bei seinen Leuten im Wort. Erbärmlich, wie die Politiker versuchen, sich einen schlanken Fuß zu machen."
Als sie in die Zentrale zurückkamen, funkte Nikos gerade das Konsulat an und bat den dortigen Funker, einen Kurier mit der Nachricht zum Tower zu schicken, dass Campmann mit den Attentätern unterwegs sei.
Der MAD-Chef gab dem Kanzleramtsminister ein Update.
„Wann landen die, und wie viel Zeit hat die „Kiel" noch?" wollte Motte wissen. Der General überprüfte das Ablaufschema:
„Campmann landet in 50 Minuten. Die „Kiel" ist dann im letzten Drittel unseres Puffers. Die müssen dann sofort runter."
Tom unterbrach ihr Gespräch. Endlich einmal gab es gute Nachrichten aus München:
„Campmann hat mich angefunkt," sagte Klaus. „Er wird, sobald das technisch geht, mit der „Kiel" direkten Funkkontakt aufnehmen und sie laufend über seinen Standort informieren. Das hat er wohl schon vorher mit dem Piloten abgesprochen."
„Das ist gut." Der Minister war hörbar erleichtert. „Dann werden sie gleich hintereinander landen. Wie beurteilen Sie die Chance, dass die „Kiel" so lange durchhält?"
„Das kommt auf vieles an, Wind, in welcher Höhe sie kreisen. Irgendwas um 60 Prozent, sagt Campmann," gab der General weiter, was der Lufthansa-Chef ihm mitgeteilt hatte.
Zwanzig Minuten vor der voraussichtlichen Landung der Maschine aus München übernahm der General den Telefonhörer von Nikos. Die Leitung nach Zagreb war im Moment stabil.
„Ich kann über einen Lautsprecher den Funkverkehr des Towers mithören," sagte Torsten. „Die „Kiel" hat den Tower gebeten, Vorkehrungen für eine Notlandung zu treffen. Sie müssen eventuell mit zwei Triebwerken landen, wenn nicht sogar mit einem oder als Segelflugzeug. Der Pilot sagt, der Sprit reicht vielleicht nicht."
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Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie Ihr
Historical FictionIn „6.000 Jungs wie Ihr", dem 8. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute", geht es um die Vorbereitung und Durchführung einer vorgetäuschten Flugzeugentführung, die dazu dient, die überlebenden palästinensischen Attentäter des Anschlags auf die Olymp...