Klaus war gestresst. Er hatte in der Nacht noch eine Tagesordnung für ihre Dienstbesprechung am frühen Morgen notiert und dabei festgestellt, dass die Zeit knapp wurde.
Torsten und Manfred würden voll und ganz damit beschäftigt sein, auf der Basis von Jallouds Papier diplomatische Noten zu formulieren, die die Libyer zufriedenstellten. Tom würde den ganzen Tag unterwegs sein, und er selbst musste mit dem Wissenschaftsministerium in Düsseldorf verhandeln, um Farouk und Rahim an der Bonner Uni unterzubringen. Außerdem musste er einen Termin für die Einweisung der Crew und der „Passagiere" des zu entführenden Flugs finden, wozu mit mehreren Stellen Abstimmungen erforderlich waren. Wichtig war vor allem, dass die Firma Sommerston mitzog, weswegen er Tom einschärfte:
„Du musst den Sommerston-Leuten noch mal klarmachen, dass sie bis Montag nicht nur die Entscheidung treffen müssen, ihr Engagement in Libyen auszuweiten. Sie müssen auch Verträge ausformulieren. Und heute ist schon Donnerstag."
„Wäre es nicht doch besser, wenn jemand von Euch mitfahren würde?" fragte Tom, der sich ein wenig überfordert fühlte. „Ich stehe denen als kleiner Panzergrenadier gegenüber."
„Nein, das musst Du allein machen. Manfred und Torsten müssen sowieso schon das ganze Wochenende durcharbeiten. Ich befürchte, dass ich die Sache mit Rahim und Farouk nicht am Telefon klären kann, und wenn ich nach Düsseldorf fahren muss, geht der halbe Tag drauf. Du kriegst das schon hin."
„Darf ich Nikos mit in das Gespräch nehmen?"
„Einverstanden. Stell ihn als Mitarbeiter des Geheimdienstes vor. Ihr wisst doch, wie sowas geht. Ich sag's dem MAD-Chef."
Auch Torsten hatte sich über Nacht Gedanken gemacht. Seine Analyse ihrer Gespräche in Libyen und Syrien hatte ihm vor Augen geführt, dass ohne die drei jungen Männer, Tom, Phil und Nikos, die ganze Sache nicht so reibungslos verlaufen wäre. Deswegen entschloss er sich, noch einen Versuch zu unternehmen, Nikos zu überreden:
„Wir könnten Dich hier ganz gut gebrauchen, Nikos. Musst Du unbedingt morgen nach Griechenland?"
„Das Semester hat am Montag angefangen. Wenn ich noch länger bleibe, kann ich es eigentlich schon abschreiben."
„Würdest Du denn exmatrikuliert?"
„Nicht unbedingt, aber das Studium ist nicht mein Hobby. Wenn ich den Studienplatz verliere, muss ich zum Militär, und zwar 27 Monate lang. Und es gibt in unserer Gruppe in Athen auch einiges zu tun."
Klaus fand Torstens Idee gut. Auch ihm war bewusst, dass Nikos ihnen durchaus helfen konnte. Man sollte es ihm schmackhafter machen:
„Ich könnte Bilski oder Motte bitten, Dir den Ausfall zu ersetzen. Und Du wärst die ganze Zeit mit Tom zusammen."
„Gebt uns bitte mal zehn Minuten," bat Tom und ging mit seinem Freund in sein Büro. Natürlich war es verlockend, die nächsten vier Wochen zusammen zu verbringen, aber ihm war klar, dass mehr als nur das Uni-Argument dagegen sprach.
„Du könntest uns wirklich viel helfen," versuchte er nicht sehr eindringlich, seinen Freund zu überreden.
„Das ehrt mich sehr, aber ich denke an Basilis. Die Schule und die Uni haben wieder angefangen. Die Leute haben alle keine Ferien mehr, und er hat so viel zu tun."
„Und wenn wir mit Bilski verhandeln? Wir könnten das als einen Auftrag an unsere Gruppe ansehen und ihnen eine gepfefferte Rechnung schreiben."
„Denk mal an die Ägypter und die Syrer," erinnerte ihn Nikos. „Von den Syrern wissen sie in Athen noch gar nichts. Jetzt ist Martin auch noch in Deutschland auf diesem Lehrgang, der hätte das übernehmen können. Basilis kann das nicht alles allein machen."
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Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie Ihr
Historical FictionIn „6.000 Jungs wie Ihr", dem 8. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute", geht es um die Vorbereitung und Durchführung einer vorgetäuschten Flugzeugentführung, die dazu dient, die überlebenden palästinensischen Attentäter des Anschlags auf die Olymp...