Der Großdealer ließ Phil und Hamit dann doch bis fast neun Uhr warten.
„Ich habe Hunger. Lasst uns erst essen gehen. Das Geschäftliche besprechen wir dann später wieder hier," meinte er, als er endlich kam. Er trug jetzt Jeans und ein hellblaues Hemd, und den Ledermantel hatte er gegen einen Parka getauscht.
Der Fish'n'Chips-Shop in der Nähe des Hotels entbehrte jeder Gemütlichkeit: der Boden hell gefliest, die Wände weiß und abwaschbar, die Tische mit Alugestell und hellgrauen Plastikplatten. Dafür war das Essen umso besser, und auch der Kaffee hatte eine ganz andere Qualität als in englischen Snackbars.
Das Kofferradio auf dem Tresen spielte irische Lieder, und als „The Men Behind the Wire" kam, musste Phil an Dave denken. Erst als er vom Nebentisch angesprochen wurde, merkte er, dass er mitgesungen hatte.
„Du kennst schöne Lieder, Fremder," sagte einer der beiden jungen Männer, die trotz Kälte und Nieselregen nur in Jeans und T-Shirt unterwegs waren.
„Ja, wir treten manchmal mit sowas auf," sagte Phil. „Ich bin Marcos, und das sind Mustafa und Woody."
Sparks warf ihm einen amüsierten Blick zu. Einer der Iren zeigte auf sich und sagte:
„Mike mein Name, und das ist Mitch. Woher kommt Ihr?"
„Ich bin Grieche," antwortete Phil. „Mustafa ist Ägypter und Woody ist Waliser."
„Ja, manche tragen ihr Kreuz seit ihrer Geburt. Waliser," spottete Mitch.
Phil grinste die beiden Iren an. Inzwischen erkannte er sie auf Anhieb, wenn er sie traf – die Leute, die Tom immer „die richtigen" nannte. Mike und Mitch waren wenig älter als er, und sie trugen ihre braunen Haare so lang wie Woodrow.
„Ihr tretet auf?" fragte Mitch. „Was spielst Du denn, Marcos?"
„Akkordeon und Keyboard, oder meinst Du, was für Musik? Wir machen Reggae, Theodorakis, arabische Musik und auch irische."
Mitch und Mike sahen sich an, nickten, griffen hinter sich, förderten ihre Gitarren zutage und stimmten sie kurz nach. Dann fragte Mike:
„Hast Du den „Ploughboy" auch drauf?"
„Ja, sicher.," erwiderte Phil. „Alles, was die Dubliners spielen. Wir sind mal mit denen aufgetreten."
„Ist nicht wahr. Okay, beweis es."
Die Iren spielten das Lied an, woraufhin der Mann hinter dem Tresen das Radio ausstellte. Die erste Zeile sangen sie alle zusammen, dann ließen die Iren Phil den Vortritt. Die zweite Strophe sangen sie wieder mit, und ab der dritten sangen die anderen Gäste auch mit.
„Okay, Marcos," meinte Mitch, als das Lied zu Ende war. „Hast Du Lust, mit auf eine Studentenparty zu kommen? Mustafa und Woody, Ihr natürlich auch. Wir spielen da eine Stunde oder so, dann feiern wir mit."
„Würden wir gerne," bedauerte Phil, „aber wir haben noch Geschäfte zu besprechen. Außerdem habe ich gar kein Instrument mit."
„Geschäfte haben Zeit," befand Mike. „Es ist Samstag. Ein Akkordeon besorgen wir Dir. Also?"
Eigentlich waren Phil, Hamit und Sparks ja geschäftlich in Dublin, aber ihre Besprechung würde ohnehin kurz sein. Sparks hatte auch Lust auf eine Studentenparty und vermittelte:
„Gebt uns eine Viertelstunde, oder sagen wir eine halbe. Dann kommen wir gerne mit."
„Das passt doch," meinte Mitch. „Dann besorgen wir in der Zeit die Quetschkommode. Wo treffen wir uns?"
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Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie Ihr
Historical FictionIn „6.000 Jungs wie Ihr", dem 8. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute", geht es um die Vorbereitung und Durchführung einer vorgetäuschten Flugzeugentführung, die dazu dient, die überlebenden palästinensischen Attentäter des Anschlags auf die Olymp...