„Darf ich Ihnen einen Kaffee ausgeben?" fragte General von Radermacher Tom, als der an seinen Tisch trat.
„Bloß keinen Kaffee mehr. Aber ich würde mir gerne eine Portion Pommes holen. Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen."
„Machen Sie. Ich habe Zeit."
Tom schlang die total übersalzenen Pommes herunter. Der General sah ihm wortlos zu. So, wie er diesen jungen Mann einschätzte, war seine Einladung, ihn nach Köln zu bringen, mit Sicherheit nicht ein reiner Akt der Freundlichkeit. Er vermutete, der Panzergrenadier wollte ihn um Milde bei seiner Rückkehr in seine Befehlsgewalt bitten.
„Mein Auto steht auf dem Besucherparkplatz. Ist ganz neu, und ich habe noch keinen Parkschein," erklärte Tom. An der Torwache wurde er aufgehalten:
„Panzergrenadier Tom, ich bin's, Feldwebel Terlinden," begrüßte ihn ein zivil gekleideter junger, schwarzhaariger Mann.
Siedendheiß fiel Tom seine Essenseinladung ein:
„Tut mir leid. Das wird heute nichts. Ich muss jetzt erst noch nach Köln fahren. Oder wollen wir uns nachher in der Stadt treffen? So um neun?"
„Gerne. Kennen Sie den Chinesen in der Friedrichstraße?"
„Nein, aber den finde ich schon, oder gibt's da mehrere?"
„Nein, nur denen einen. Hängt 'ne rote Laterne am Haus. Ist im ersten Stock."
„Wir sehen uns."
Tom war am Morgen sehr spät gekommen, und so hatte er sich mit einem Parkplatz in der letzten Reihe des Besucherparkplatzes zufrieden geben müssen. Er zeigte auf seinen BMW:
„Der orangene da hinten."
An dem Nikos lehnte. Tom dachte an den Joint vom Vorabend und glaubte, eine Halluzination zu haben. Aber die hatte er nie nach dem Kiffen. An seinem Auto lehnte Nikos! Unvermittelt rannte Tom los, Nikos drehte sich um, sah ihn, lachte, und kam ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. Sie fielen sich um den Hals und küssten sich. Es war wie Geburtstag und Weihnachten gleichzeitig. Als der General sie erreichte, stellte Tom die beiden einander vor.
„Was für ein geiles Auto," meinte Nikos.
„Willst Du fahren? Wir bringen General von Radermacher nach Köln."
„Autobahn?"
„Yep."
„Bist Du gut versichert?"
„Vollkasko, 300 DM Selbstbeteiligung."
„Und Sie, Herr General? Auch gut versichert?"
„Als Insasse bin ich doch mitversichert."
„Na dann, einsteigen!"
Tom setzte sich nach hinten und dirigierte Nikos auf die Köln-Bonner Autobahn.
„Wow, das ist eine andere Nummer als unser Mustang," schwärmte Nikos. „Du gibst Gas, und der sprintet los. Klasse."
„Herr General," eröffnete Tom die Friedensoffensive, „ich würde Ihnen gerne noch einmal in Ruhe erklären, warum ich tun musste, was ich getan habe. Darf ich?"
„Sprechen Sie."
Tom schilderte in allen Einzelheiten, wie er Gerald kennengelernt, wie sich dieser in die Gruppe eingeschlichen und Klaus' Schreibtisch durchsucht hatte. Auch die genauen Umstände seiner „Verhaftung" schilderte er detailliert.
„Und das alles unter der Prämisse, dass unser Stab, wie Sie heute gesehen haben, ganz oben angesiedelt ist und wir auf strikteste Geheimhaltung verpflichtet wurden," schloss er seinen Bericht.
DU LIEST GERADE
Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie Ihr
Ficción históricaIn „6.000 Jungs wie Ihr", dem 8. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute", geht es um die Vorbereitung und Durchführung einer vorgetäuschten Flugzeugentführung, die dazu dient, die überlebenden palästinensischen Attentäter des Anschlags auf die Olymp...