12 Majore als Dienstboten

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Im Stab für besondere Aufgaben schlug die Betriebsamkeit allmählich in Hektik um, wobei ein Großteil der Zeit von der Hermes-Versicherung in Anspruch genommen wurde. Dann rief auch noch ein jugoslawischer Staatssekreträr an und meldete neue Wünsche bezüglich der Dokumente an, die Torsten über die Botschaft hatte zustellen lassen. Torsten vertröstete ihn auf die nächste Woche.

Am Mittwoch fuhr Tom in aller Frühe nach Hohenberg, übergab seiner Mutter einen Berg Wäsche und erzählte in Kurzform, wieso er seinen Käfer in Ludwigshafen lassen musste.

Er besuchte seinen Vater in der Textilfabrik und kam nicht umhin, etwas ausführlicher Auskunft zu geben. Viele Fragen wehrte er ab, indem er sich auf Geheimhaltung berief. Sein Vater kam mit auf den Parkplatz und nahm den BMW mit einem Stirnrunzeln in Augenschein. Die Farbe fand er gewöhnungsbedürftig:

„Hmm. Ziemlich orange. Der ist bestimmt schneller als mein Opel."

„Aber nicht viel. Dein Kapitän macht doch auch 170."

Mit der Versicherungsbescheinigung fuhr Tom in die Kreisstadt und wurde offizieller Besitzer eines Touring BMW und um ein Uhr meldete er sich bei seinem Kompaniechef.

„Dann ging's also bei Ihrer Abordnung nach Bonn wirklich um das Olympia-Attentat," stellte der Hauptmann fest. „Aber das ist ja nun vorbei. Da könnten Sie doch eigentlich wiederkommen."

„Es dauert noch," antwortete Tom. „Ich schätze, bis Mitte November ungefähr."

„Aber nicht später, sonst verpassen Sie den 24-Stunden-Marsch und die Orientierungsübung. Die brauchen Sie auch noch für den Lehrgang. Dann ziehen Sie sich jetzt um. Holen Sie sich auf der Waffenkammer Ihr Gewehr, eine Uzi und eine Pistole. MG und Panzerfaust sind am Schießstand. Ihr Gruppenführer widmet Ihnen einen Spezialdurchgang, dann können Sie um fünf wieder fahren."

Egon, Toms Gruppenführer, ließ Tom kaum Zeit, seine Stubenkollegen zu begrüßen, die ihn zu seinem ausgedehnten Sonderurlaub beglückwünschten.

Immer, wenn eine Gruppe an der jeweiligen Station fertig war, durfte Tom seine Schüsse abgeben, sodass nach zwei Stunden alle Waffen abgehakt waren. Mit dem MG hatte er die Vorgaben so gerade erreicht, dafür war er mit Pistole und Panzerfaust ziemlich gut.

Um fünf Uhr meldete er sich beim Kompaniechef ab, fuhr nach Hohenberg und packte die noch feuchte Wäsche in den Kofferraum. Er aß mit seinen Eltern zu Abend und blockte alle Fragen ab. Sie mussten sich mit seiner Erklärung zufriedengeben, er arbeitete in einer geheimen Gruppe, die von Bilski und Motte geleitet wurde. Auf die beiden Politiker hielt sein Vater große Stücke, seitdem er sie persönlich getroffen hatte, und so waren Toms Eltern ein bisschen weniger besorgt, als ihr Sohn sich auf den Weg nach Bonn machte. Aber nur ein bisschen.

Tom hängte seine Sachen auf zwei Wäscheständer, die Klaus auf dem Balkon aufstellte. Dann fragte ihn Klaus grinsend:

„Zeig doch mal Dein Schießheft." Tom gab es ihm. „Das MG ist ganz klar zu groß für Dich," lästerte er, „aber Pistole ist gut, richtig gut. Hast Du geübt?"

„Außerhalb der Bundeswehr nicht. Ich hab nur mal einem mit einer Pistole gedroht. Und ein deutscher Agent wollte mir mit seiner Waffe Angst machen."

„Ein deutscher Agent?"

„Du kennst doch Dimi, den Maler. Das war bei unserem ersten Treffen, als wir uns gegenseitig enttarnt haben."

„Den Namen habe ich gehört, aber gesehen habe ich den nicht."

Klaus und Tom halfen Torsten und Manfred mit dem Papierkram, soweit sie konnten, aber die beiden Außenamtsmitarbeiter mussten trotzdem jeden Abend bis gegen zehn arbeiten. Am Donnerstag hatten sie dann endlich alles so, wie Torsten es gerne haben wollte. Tom durfte wieder stundenlang kopieren, und am Freitagmorgen sprachen sie mit dem MAD-Chef, Motte und Bilski alles noch einmal durch.

Die richtigen Leute Band 8: 6.000 Jungs wie IhrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt