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Yoongi nahm Jimins Hand in seine und sah ihm in seine Augen. "Konzentriere dich auf deine Gefühle, die du mir geben willst. Und für das erste Mal müssen es wirklich starke Emotionen von tief in dir drinnen sein", erklärte Jimin und lächelte ihn sanft an. "Schließ ruhig deine Augen." Yoongi tat, was Jimin ihm sagt und schloss seine Augen. Jimin und er haben endlich Zeit gefunden, sich miteinander zu treffen, um weiter an Yoongis Lumarae-Fähigkeiten zu üben. Die wenigen letzten Male hat es leider nicht funktioniert. Er hofft, es wird dieses Mal endlich funktionieren. Denn wenn es das nicht tut... hat Yoongi wirkliche Zweifel daran, dass er ein Lumarae ist. Und wenn er kein Lumarae ist, dann- dann... dann wäre dieses Leben, das er seit gerade mal drei Wochen hat, das Leben bei den Rebellen, auch nur eine Lüge für ihn. Er will endlich mit Sicherheit wissen, wer er ist.

Jimin sagte zehn Minuten, in denen Yoongi wirklich alle seine Kraft und Konzentration darauflegte, dass es funktioniert, nichts. Dann aber, sprach er, da es, wie schon jedes Mal davor, nicht funktionierte. "Yoongi, woran denkst du?" Seine Stimme war vorsichtig.

"Daran, dass das endlich funktionieren soll", brummte gefragter unzufrieden als Antwort und öffnete seine Augen. "Warum funktioniert es nicht?"

Jimin sah ihn mit sanftem Blick an. "Du sollst nicht daran denken, dass du mir deine Gefühle mitteilst, Yoongi. Das hatten wir doch schon. Konzentriere dich auf Erinnerungen, die diese Gefühle ausgelöst haben."

"Habe ich", sagte er schnell.

"Woran hast du gedacht?"

"An... meine Beförderung zum Leibwächter von Wan Haos Schwester. Das war ein wirklich großer Schritt, der mich erfreut hat", gestand er. "Tut mir leid, diese Gefühle willst du wahrscheinlich nicht spüren... wie ich die Schwester von denjenigen beschützen werde, der deinen ganzen Planeten ausgelöscht hat."

"Unseren Planeten", verbesserte Jimin schnell. "Und... es ist okay. Solange du es nicht willst, weiß ich nicht, woran du denkst, wenn wir in Verbindung treten."

Yoongis Augen wurden größer. "Das geht auch? Gedanken übertragen?"

Jimin lächelte stolz. "Ich zeige es dir." Da sie sowieso Hände hielten, startete es sofort.

Es war, als ob Yoongi es vor ihm sah. Gleichzeitig war er aber auch Jimin.

Jimin, als kleiner Junge, vor einem Kuchen, jedenfalls etwas, was wohl so aussehen sollte. Neben ihm seine Eltern und sein kleiner Bruder. Seine Familie. Sie sangen ihm ein Lied, dann klatsche er und strahlte sie froh an, bevor er seine Kerzen auspustete und gedanklich wünschte, dass dieser Tag nie aufhören soll. Dann legten die Familienmitglieder ihre Hände an Jimin, an seinen Kopf, an seine Arme, um ihre Freude, die sie im Moment spüren, mit ihm zu teilen.

Jimin ließ Yoongis Hand los, die Gefühle, sowie diese Erinnerung, verschwanden sofort.

"Deine Familie", murmelte Yoongi, der die Erinnerung fühlte, als wäre sie seine. Es schmerzte.

"Ja, mein elfter Geburtstag. Es war... ein schöner Tag." Er lächelte, doch das Lächeln bröckelte schnell. "Ich habe mir gewünscht, der Tag würde immer und immer weiter gehen, gar nicht aufhören." Er schluckte und wandte seinen Blick von Yoongi ab, sah nach unten. "Der Tag hörte aber auf. Und... dann hörte alles auf."

"Es macht dich traurig, dich an deine Familie zu erinnern", stellte Yoongi fest. "Tut mir leid, dass... Du daran zurückdenken musstest, nur damit du es mir zeigen kannst."

Jimin sah wieder zu ihm auf und sah ihn ernst an, stellte schnell seine Einstellung dazu klar. "Nicht an meine Familie und all die anderen zu denken, wäre das Schlimmste, was ich machen könnte. Auch wenn es mir wehtut, sind die schönen Momente schön und ich werde nie im Leben aufhören, jeden Tag zurückzudenken."

𝘔𝘪𝘭𝘬𝘺 𝘞𝘢𝘺 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt