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"Jimin ist traurig", erklärte Hoseok und packte noch mehr Süßigkeiten in die Schüssel. Dann nahm er die Tasse Tee, die er davor vorbereitet hatte und fing an sich in Richtung Jimins Zimmer zu begeben.

Yoongi folgte ihm. "Traurig? Warum?"

Hoseok sah Yoongi leicht überrascht an, doch nahm seinen Blick dann schnell weg. "Ähm, der Jahrestag von der Zerstörung seines- ähm, eures Planeten ist heute."

"...oh."

"Jimin war ja schon die letzten Tage etwas ruhiger, doch nun ist es so weit, dass er nicht mehr aus seinem Zimmer kommt. Das wird er heute, morgen und vielleicht übermorgen machen, bevor es ihm irgendwie besser geht."

"Du weißt ja sehr genau, was passiert", bemerkte Yoongi mit kritischem Blick.

"Es ist jedes Mal dasselbe. Ergibt wohl Sinn, der Schmerz wird wahrscheinlich nie nachlassen. Seine ganze Spezies ist- Eure, tut mir leid", verbesserte Hoseok sich schnell. "Sie wurde einfach ausgelöscht, in kürzester Zeit. Seine Familie, seine Freunde... Mich wundert es manchmal, was für ein froher, positiver Charakter Jimin ist, wo er doch so ein schlimmes Erlebnis durchleben hat."

"Er ist stark."

"Das kannst du laut sagen. Ich könnte das nicht, ich wäre wahrscheinlich den Rest meines Lebens traurig."

Sie gingen still weiter.

"Traurig" wiederholte es sich immer wieder in Yoongis Kopf. Er selbst war eigentlich nie länger als normal traurig, als er im Mutterschiff war. Das hätte er damals jedenfalls gesagt. Vor eineinhalb Monaten noch. Dabei wurde er von seiner Familie entrissen, was ihn doch traurig machen sollte... Immerhin erinnerte er sich in vielen Nächten an diesen verhängnisvollen Tag.

Zurückblickend kann Yoongi aber sagen, es ging ihm doch recht elend. Es hat ja schon beim Heim angefangen. Beim Militär war es okay. Es hat ihn keinen Spaß gemacht, so hart zu trainieren und an seine Grenzen zu kommen, doch er war gut. Und die Wertschätzung von anderen hat ihn gefreut und weiter machen lassen. Aber ja, der Rest... es hat ihm nicht wirklich gefallen.

"Verdammt", realisierte Yoongi und sah zu Hoseok, der mit einem Fragezeichen auf seiner Stirn Yoongis Blick erwiderte. "Ich glaube, ich habe mich immer elend gefühlt, bis ich euch getroffen habe." Bevor Hoseok fragen konnte, woher Yoongis plötzliche Erleuchtung herkam, fing Yoongi an zu rennen. Verdutzt sah Hoseok ihm hinterher.

Yoongi kam schnell bei Jimins Zimmer an. Er klopfte nicht an, sondern stürmte ins Zimmer, sobald die Tür offen war. Jimin lag mit seinem Rücken zu ihm und reagierte nicht. "Jimin!" Yoongi ging schnell zum Bett und setzte sich auf es. Nun sah Jimin zu ihm, sagte aber nichts. Yoongi konnte sehen, dass Jimin gerade in wirklich keiner guten Stimmung war. Und dass er Yoongi, lächelnd, sieht, macht es bestimmt nicht besser. "Du hast mir gesagt, für das erste Mal muss man starke Emotionen haben, richtig? Erinnerungen, die tief sitzen." Jimin nickte. "Ich glaube, ich bin die Sache falsch angegangen, Jimin. Darf ich?" Jimin nickte wieder, sein Gesichtsausdruck änderte jedoch sich nicht.

Etwas nervös, ob das Funktionieren wird, setzte Yoongi sich schnell auf Jimin, der große Augen machte. "Okay, wenn ich das richtig verstanden habe, dann..." Er legte seine Hände an Jimins Wangen und schloss für ein paar Sekunden selbst seine Augen, ehe er damit anfing.

Die Trauer, das Elend und alles, was ihn sein bisheriges Leben lang leise verfolgt hat und tief in ihm drinnen sitzt. Auf das alles konzentrierte er sich, wie er es noch nie getan hat, da er sich es davor nie erlaubt hat, sich einzugestehen, wie es ihm eigentlich geht.

Und tatsächlich geschah etwas. Es dauerte fünf Sekunden, dann fingen Jimins Augen an zu Tränen. "Yoongi", kam es gebrochen aus ihm, dann liefen die Tränen. Er legte seine Hände an Yoongis Handgelenke, woraufhin Yoongi sie von Jimins Wangen abließ.

𝘔𝘪𝘭𝘬𝘺 𝘞𝘢𝘺 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt