Kapitel 03

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- Emma -

Früh am nächsten Morgen öffnete ich meine Augen. Ich reckte und streckte mich ausgiebig. Obwohl ich nur kurz geschlafen hatte, fühlte ich mich wie auf Wolken. Das Bett war sehr bequem. Vor meinem Zimmer hörte ich bereits das Getrampel von Kinderfüßen, die mehrfach an meinem Zimmer auf und ab rannten. Ich konnte nur schmunzeln und erraten, wie neugierig sie waren, mich kennenzulernen. Wer konnte es ihnen verübeln? Ich würde auch wissen wollen, wer mich nun betreute. Doch bevor ich mich den Kleinen stellen wollte, würde ich mich fertig machen.

Einen schönen guten Morgen, meine Liebe.
Ich bin froh, dass du gut gelandet bist.
Ich wünsche dir einen schönen Aufenthalt in Kanada.
Genieße die Zeit dort und tu das,
was ich auch machen würde. ^^
Ich werde dich schrecklich vermissen.
Halte mich auf dem Laufenden.
- Ody ☺️

Auf meinen besten Freund war Verlass. Die Antworten auf meine Nachrichten dauerten öfters länger, aber ich wusste, dass ich immer auf ihn zählen konnte. Obwohl er erst seit kurzem, drei Monate, eine Freundin hatte, die ich vor meiner Abreise noch kennenlernte, war er stets für mich da, wenn ich ihn brauchte. Er und Christina waren ein schönes Paar und ich wünschte ihnen, dass es hielt. Schnell textete ich zurück, bevor ich meine Knochen aus dem Bett hievte und den Gang unter die Dusche antrat.

Ausgiebig genoss ich das warme Wasser, das auf mich herab prasselte. Ich stand länger als normal in der Dusche, aber ich wollte nicht hinaus. Ich scheute ein klein wenig meine neue Aufgabe, auf die ich mich seit Jahren gefreut und vorbereitet hatte. Ich wollte es und hatte es nun umgesetzt. Allzu lange konnte ich jedoch nicht trödeln. Ich war nicht hier, um zu duschen, sondern um zu arbeiten. Daher entschied ich mich letztendlich doch dazu, dass an mein Zimmer angrenzende Bad frisch geduscht zu verlassen und mir bequeme, alltagstaugliche Kleidung anzuziehen. Ich sollte mir etwas aussuchen, dass bequem, alltagstauglich und dennoch gut genug aussah. Einige Zeit starrte ich in meinen Schrank, bis ich mich für eine Jeans, ein Shirt und eine lockere Bluse entschied.


„Einen schönen guten Morgen", begrüßte ich meine Gastfamilie, als ich das Esszimmer betrat.

„Guten Morgen, Emma. Hast du gut geschlafen?", begrüßte Michal mich, während er mir eine Tasse mit dampfendem Kaffee in die Hand drückte.

„Danke, sehr gut. Das Bett fühlt sich an wie Wolken. Es ist ein Traum."
Ich nahm einen kräftigen Schluck des Heißgetränks. Er schmeckte ausgezeichnet.

„Ich hoffe, die Kinder haben dich heute Morgen nicht geweckt? Sie konnten es nicht erwarten, dich kennenzulernen. Sie sind neugierig darauf, wer du bist."

„Alles gut, Michal. Ich war wach. Wo sind die Neugierigen denn jetzt?"
„Im Badezimmer. Sie putzen sich wahrscheinlich die Zähne."

Ich nippte an meiner Tasse und genoss die Stille, die mich umgab. Ich schätzte, dass sie nur noch wenige Momente anhalten würde, bevor die Kids ins Esszimmer stürmten und mich in Beschlag nahmen. Ich nahm am Tisch Platz und begann, wie Michal es mir mitgeteilt hatte, zu frühstücken. Ich bediente mich am Toast und an einem der Aufstriche. Kaum hatte ich den ersten Bissen zu mir genommen, hörte ich Getrampel, das die Treppe nach unten stürmte. Wildes Geschrei folgte darauf.

„Emma!"

Zwei kleine Kinder stürmten auf mich zu und blieben plötzlich artig vor mir stehen. Scheu waren sie nicht, so viel stand fest. Milena, die Ältere, grinste mich an. Ihr fehlten bereits zwei Schneidezähne. Dominic, der Jüngere der beiden, stand neben ihr und überlegte, ob er auf mich zugehen sollte. Stets machte er einen Schritt vorwärts und wieder einen zurück. Ich nahm den zweiten Bissen meines Toasts, als Dominic entschied, seinen Gedanken in die Tat umzusetzen.

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt