Kapitel 15

39 5 0
                                    

- Emma -

Ich konnte mir nichts mehr vormachen. Ich hatte mich in Harry verliebt. Ich war ihm mit Haut und Haaren verfallen. Es war klar, wie Kloßbrühe. Es führte kein Weg mehr daran vorbei. Ich, Emma Bright hatte mich in Harry Styles verliebt. Seit dem Vorfall und dem anschließenden Kuss, der das Ende unserer freundschaftlichen Beziehung eingeläutet hatte, hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Er schien wie vom Erdboden verschwunden. Seit Tagen konnte ich mich auf nichts mehr richtig konzentrieren. Beim Backen hatte ich Zucker mit Salz verwechselt, wodurch der Kuchen nicht schmeckte und in der Tonne landete. Beim Spielen mit den Kindern im Garten, achtete ich nicht darauf, dass Milena einen Ausfallschritt machte, sich langlegte und seitdem eine schöne Wunde auf der Stirn ihr Eigen nannte. Später an diesem Tag rutschte ich auf der letzten Treppenstufe aus, obwohl Gemma mich gewarnt hatte, dass sie diese frisch gebohnert hatte, da ich durch mein Handy abgelenkt war, in der Hoffnung, eine Nachricht von ihm zu erhalten. Nichts! Alles blieb stumm. Keine Nachrichten, keine Anrufe, keine Besuche. Nicht einmal bei seiner Schwester hatte er sich gemeldet. Je tollpatschiger ich wurde, umso aufmerksamer wurde Gemma. Sie beobachtete mich mit Argusaugen und ließ keine Möglichkeit offen, mich über meine Missgeschicke anzusprechen.



„Emma? Würdest du bitte mal zu mir kommen?", rief Gemma mich zu sich. Ich atmete hörbar aus, legte den Kleber zur Seite und lief zu ihr in die Küche. Sie saß an der Theke, zwei Tassen Tee vor der Nase. Eine davon reichte sie mir, nachdem sie mir angedeutet hatte, mich neben sie zu setzen. „Emma. Was ist mit dir los? Du bist unkonzentriert die letzten Tage. Das sieht dir nicht ähnlich. Dir passieren Fehler, du lässt Dinge fallen, rennst gegen Türen, fällst Treppen runter und kannst keine fünf Minuten stillsitzen. Bedrückt dich etwas? Oder wirst du krank?"

„Keine Ahnung, kann sein, dass ich krank werde. Ich fühle mich in den letzten Tagen nicht fit."

Natürlich wusste ich ganz genau, woran es lag. Das jedoch konnte ich ihr nicht sagen. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ihr Bruder der Grund war, weshalb ich mich unkonzentriert verhielt. Sie würde es nicht verstehen. Sie würde mich für verrückt erklären.

„Dann solltest du dich etwas hinlegen. Am besten gehst du nach oben, trinkst eins, zwei Tassen Tee und versuchst dich auszuschlafen. Um die Kinder kümmere ich mich. Ich möchte, dass du morgen wieder fit bist." Morgen? Warum ausgerechnet morgen? Als ob sie meine Gedanken lesen konnte, erklärte sie es mir. „Du erinnerst dich an die Hochzeit?"

Shit, die Hochzeit. Ich hatte sie vergessen. Vor zwei Wochen hatten wir darüber gesprochen, ein Kleid gekauft und Termine beim Friseur für uns beide vereinbart. Das war schon morgen? Ich hatte es vergessen.

„Das tut mir so leid. Ich habe so viel um die Ohren, da ist mir das untergegangen. Sorry."

„Alles gut. Deshalb erinnere ich dich daran. Und aus diesem Grund bitte ich dich, dass du dich auskurierst, damit du für morgen fit bist. Wir starten den Tag um acht. Danach geht es streng voran, bis zur Trauung um zwei. Geh hoch, leg dich hin, ich bringe dir gleich eine Kanne Tee."

Ich nickte, griff nach meiner Tasse und schlurfte nach oben. Angekommen warf ich mich auf das Bett und zog mir die Decke über den Kopf. Mir war nach Heulen zumute, wollte jedoch keine Träne vergießen, bevor Gemma den Raum verlassen hatte.

Es dauerte nicht lange, da erschien sie im Zimmer und stellte mir den Tee auf den Nachttisch.

„Wenn du was brauchst, wir sind unten. Du musst nur rufen."

Sie verschwand wieder. Ich griff erneut zu meinem Smartphone. Keine Nachrichten. Ich schaute auf die Uhr. Es war halb sechs, dementsprechend halb neun in Deutschland. Ich entschloss meinen besten Freund anzurufen. Seit unserem letzten Gespräch, bei der er die Nacht zum Tag gemacht hatte, hatten wir nicht mehr kommuniziert. Ich öffnete Facetime und wählte seine Nummer. Nach dem dritten Klingen nahm er endlich ab.

„Ist das schön, dich zu sehen. Ich dachte schon, dein plötzlicher Besuch hätte dich verschleppt. Ich wollte schon eine Suchanzeige aufgeben."

Ody scherzte direkt zu Beginn des Gespräches.

„Hi, mein Bester."

„Wie ist es dir ergangen, seit unserem letzten Gespräch? Du warst wie vom Erdboden verschluckt."

„Um ehrlich zu sein, scheiße. Ich wünschte, ich hätte das nie gemacht."

„Was nicht gemacht? Emma? Was ist los? Erzähl es mir."

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt