Kapitel 31

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- Emma -

Ich versuchte, solange es ging, mit den Kindern im ersten Stock zu bleiben. Gemma würde uns rufen, wenn das Essen fertig war. Ich hatte genug von Harry gesehen. Ein paar Minuten Abstand würden uns guttun. Wir saßen oft genug aufeinander, was die Sache zwischen uns so erschwerte. Nach dem Streit am Morgen hatte ich eigentlich keine Lust mehr gehabt, den Tag mit ihm zu verbringen, dennoch tat ich es, als Dominic mich liebevoll darum bat. Wie konnte ich bei seinem Dackelblick schon nein sagen? Sein kleines Herz wäre gebrochen, wenn ich nein gesagt hätte. Daher überging ich meinen Stolz und sagte zu, obwohl sich meine Laune in Grenzen hielt. Die Fahrt über hatten wir uns angeschwiegen und auf dem Jahrmarktgelände schwiegen wir uns weiterhin an, bis auf den kleinen Ausbruch am Karussell.

Es tat mir in der Seele weh, Harry anzugiften, aber es war das Beste für mein angegriffenes Herz. Ich baute eine Mauer um mich herum auf und beschloss, ihn jedes Mal, wenn er versuchte, sich Zugang zu verschaffen, abzublocken. Es war ebenfalls eine Frage der Zeit gewesen, bis Gemma und Michal davon erfuhren und sich einmischten. Ich war darauf gefasst, dass Gemma mich bald zu einem vier-Augen-Gespräch rufen würde und ich ihr Rede und Antwort stehen musste. Ich würde die Karten offen auf den Tisch legen und hoffte, dass sie mich danach nicht rauswarf, wenn ich ihr mitteilte, dass ich Gefühle für ihren Bruder entwickelt hatte. Ich hoffte, dass sie mich verstand und es besser fand, wenn ich ihren Bruder anziehend fand, als ihren Mann. Ich liebte es, hier zu sein und fühlte mich wohl. Ich wollte noch nicht gehen. Ich nahm Harry hin, auch wenn es mir immer wieder wehtat, ihn zu sehen. Mein Herz drängte mich immer wieder in seine Richtung, doch mein Verstand schrie laut nein. Er schrie, dass ich mich an Calvin halten sollte. Er war ein netter Kerl, mit dem ich gerne Zeit verbrachte. Er brachte mich auf andere Gedanken.

Warum hatte ich Calvin nicht vor Harry kennenlernen können und hätte mich in ihn verlieben können? Stattdessen fühlte es sich an, als wäre er ein Lückenbüßer für Gemmas Bruder. Er war mehr wert, als das. Er hatte meine komplette Aufmerksamkeit verdient. Er sollte mehr, als nur Harrys Ersatz sein. Ich musste mich von Harry lösen und Calvin eine Chance geben. Ja, das klang gut. Harry vergessen und mehr für Calvin da sein. Sollte Harry doch mit Trish glücklich werden. Ich würde es mit Calvin Rodgers. Um den Gedanken in die Tat umzusetzen, schrieb ich ihm eine Nachricht. Schnell antwortete er darauf und sandte einen Kusssmiley mit. Etwas Röte schoss mir in die Wangen, als ich das Emoji erwiderte.

„Emma!", unterbrach Milena mich beim Antworten. „Wir sind fertig und können in die Wanne."

„Ich komme." Schnell schrieb ich die Nachricht zu Ende und schickte sie ab. Das Handy steckte ich in meine Gesäßtasche und lief zu den beiden ins Bad. In ihren Bademänteln standen sie vor der Wanne. „So ihr kleinen Dreckspatzen. Ab in die Wanne mit euch." Ich ließ das Wasser in einer angenehmen Temperatur einlaufen und half den beiden beim Einsteigen, nachdem sie mir die Bademäntel überreicht hatten. „Alles in Ordnung? Ist das Wasser angenehm? Zu warm oder kalt?" Sie schüttelten mit dem Kopf. „Super!"

„Emma? Weißt du was?" Dominic sah mich mit großen Augen an. „Ich habe in zwei Tagen Geburtstag und werde fünf." Er zeigte mit seiner Hand alle fünf Finger. „Wir feiern eine große Party und all meine Freunde kommen. Wir essen Kuchen, Kekse und Hot Dogs. Wir spielen Spiele und ich bekomme viele Geschenke."

„Ich weiß, mein Großer. Das wird eine schöne Feier. Deine Mommy und ich planen schon eifrig."

„Ich freue mich riesig." Er streckte seine kleinen Arme aus und zeigte mir, wie viel er sich freute. „Sooo viel!"

„So viel? Wahnsinn! Das wird ein schöner Tag werden."

„Ja! Meine Freunde kommen, meine Grannies und Grandpa, Harry und Trish. Dann sind noch Mommy, Daddy, Milena und du da."

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt