Kapitel 36

44 7 0
                                    

- Harry -

Das fette Grinsen im Gesicht meiner Schwester war kaum zu übersehen, als wir das Wohnzimmer betraten. Ich hatte Emmas Hand losgelassen, kurz bevor wir den Raum betraten, nicht dass Gemma falsche Schlüsse daraus zog. Ich hatte ihr erst vor ein paar Tagen mein Leid geklagt und mein Herz ihr gegenüber ausgeschüttet. Ich hatte ihr mitgeteilt, dass ich nicht mehr glücklich mit Trish war, jedoch zu feige bin, die Beziehung zu beenden und, dass ich mich in Emma verliebt hatte. Sie riet mir, auf mein Herz zu hören, es würde mir sagen, was ich machen sollte. Nichtsdestotrotz sollte sie es nicht missverstehen, wenn ich Emmas Hand hielt. Diese Geste hatte nichts mit meinen Gefühlen ihr gegenüber zu tun, sondern war bloß dazu gedacht, dass sie mir zurück zur Gesellschaft folgte. Nur weil Trish des Hauses verwiesen wurde und ich ihr, beziehungsweise Emma, hinterherlief, damit sie sich nicht in ihr Unglück stürzte, hieß das nicht, dass wir umgehend getrennte Wege gingen. Selbst noch, nachdem wir längere Zeit im Wohnzimmer saßen, spürte ich, wie Gemma mich anschaute, als wollte sie wissen, was alles passiert war. Sie konnte lange warten, bis ich ihr davon erzählte. Solange unsere Mutter und Michals Eltern, sowie Dominics Freunde anwesend waren, würde ich kein Wort darüber verlieren. Ob ich danach etwas darüber erzählte, entschied ich je nach Situation, sowie Lust und Laune.

Ich spürte, wie Gemma mich fixierte und drehte meinen Kopf in ihre Richtung. Auf ihren Lippen lag ein verdächtiges Lächeln. Ich schaute sie vorwurfsvoll an, woraufhin sie ernst dreinsah. Ich wusste, dass sie sich freute, dass Trish gegangen war, aber sie musste es nicht dermaßen auffällig zeigen. Es dauerte nicht lange, da legte sie wieder dieses gefährliche Lächeln auf ihre Lippen. Keine Ahnung, was meine Mutter bei der Erziehung meiner Schwester falsch gemacht hatte oder ob sie Fehler machte, die sie bei mir ausbügelte.

Manchmal war Gemma mir nicht geheuer. Heute war einer dieser Tage. Sie verriet mir sehr genau, dass sie sich freute, dass sie Trish zum Teufel gejagt hatte und würde diesen schelmischen Gesichtsausdruck immer wieder auflegen, nur um mich zu ärgern. Sie wusste ganz genau, dass sie mich damit bekam. Ganz besonders nach unserem letzten ernsthaften Gespräch, welches wir in ihrer Küche geführt hatten. Ich wusste jedoch auch, dass sie nichts sagen würde, solange noch Gäste anwesend waren. Sobald diese gegangen waren, würde Sie über mich herfallen, wie eine Bande Aasgeier. Ich musste schauen, dass ich gemeinsam mit dem letzten Gast das Haus verließ, bevor sie auf blöde Gedanken kam. Wahrscheinlich würde sie mich nicht gehen lassen, ehe das Chaos des Tages beseitigt war. Das tat sie jedes Jahr, seit dem ersten Geburtstag meiner Nichte. Sie spannte mich in die Aufräumarbeiten ein und ließ mich nicht eher gehen, bis der letzte Krümel beseitigt wurde. Ich hoffte, dass ich in diesem Jahr davonkam, da sie in Emma eine zuverlässige Au-Pair hatte, die ihr gerne zur Hand ging. Würde sie ihr helfen, würde es schneller gehen, als wenn ich half. Außerdem hatten Sie bereits zusammen alles auf die Beine gestellt und hatten das, in meinen Augen, gut gemacht. Ich stand beim Aufräumen mehr im Weg, als ich eine Hilfe war. Manchmal mit purer Absicht, um zu sehen, wie Gemma explodierte und mich doch heimschickte, manchmal unbeabsichtigt. Daher hatte ich heute die Hoffnung, das Haus zu verlassen, ohne in Arbeiten eingespannt zu werden. Vielleicht konnte ich auch mit meinem Schwager darüber reden, dass er mich unauffällig aus dem Haus schleuste. Ich musste schauen, dass ich Michal kurz allein erwischte. Meine Möglichkeit stieg, wenn er eingespannt war.


„Was haltet ihr davon, wenn wir die Kinder demnächst zusammentrommeln und ein paar Partyspiele mit ihnen spielen?", schlug Gemma in die Runde vor. „Emma hat mir ein paar genannt, die sie als Kind in Deutschland auf Geburtstagen gespielt haben. Manche sind auch bei uns bekannt, andere wieder nicht. Ich bin ganz gespannt."


„Dann sollten wir dazu die Kinder rufen. Sie toben derzeit in Garten und machen das Baumhaus unsicher. Und ich glaube, Martin wurde an den Baum gebunden. Ich habe gehört, es ist der Marterpfahl für ihr Cowboy und Indianerspiel."

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt