Kapitel 41

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- Emma -

Mit dem Kopf in den Wolken, betrat ich einige Minuten später das Haus. Ich vernahm den angenehmen Geruch von frisch gekochtem Essen. Ich hatte mich von Calvin verabschiedet und hatte ihm versprochen, dass ich über seinen Vorschlag, den Abend bei ihm zu verbringen, nachdachte und mit den Mlynowskis darüber sprach. Ich hatte mir vorgenommen, sie nach dem Essen darauf anzusprechen und nicht umgehend, nachdem ich das Haus betreten hatte. Somit hatte auch ich noch einige Augenblicke, über seine Einladung nachzudenken, ob ich sie annehmen würde oder nicht.

Wohin der Abend führen konnte, dass konnte mein Kopf sehr schnell ausmalen. Doch war ich bereits so weit? Ich vertraute Calvin und fühlte mich in seiner Gegenwart wohl. Doch wollte ich unsere Beziehung bereits auf die nächste Stufe bringen? Hatten wir überhaupt eine Beziehung oder galt das noch immer als flirten? Wieso sollte ich sie nicht auf die nächste Ebene bringen, flüsterte mir die eine Seite meines Verstandes zu. Du magst ihn, schätzt ihn, verbringst Zeit mit ihm. Warum dann nicht den nächsten Schritt wagen? Calvin wäre sicherlich nicht der schlechteste Kerl, den du in dein Bett holen würdest oder in dessen Bett du dich legen würdest, hörte ich die eine Seite meines Verstandes wieder sagen. Es gäbe schlechtere Wahlen, die du treffen könntest.

Beispielsweise dieser eine Kerl, dem ich eine Nacht meines Lebens geschenkt hatte, als Emil und ich uns trennten. Ich war niedergeschlagen und meine Schwester überredete mich, den Abend in ihrem Lieblingsclub zu verbringen. Widerwillig stimmte ich zu und traf dort auf ihn. Rückblickend gesehen, schmierte er mir Honig ums Maul und sagte das, was ich hören wollte. Er wickelte mich mit seinen Worten um den Finger. Ich verfiel ihm, ohne es zu merken und landete am Ende des Abends in seinem Bett. Der Sex, von dem er versprach, er wäre der beste meines Lebens, entpuppte sich als das Schlechteste, was ich je erfahren hatte, sodass ich aus seiner Wohnung schlich, nachdem er eingeschlafen war. Dachte ich an diesen Abend zurück, fragte ich mich selbst, was in mich gefahren war. Ich erkannte, dass auch schlechte Erfahrungen, Teil des Lebens waren, so wie diese an jenem besagten Abend. Ich merkte mir, manche Erfahrungen waren gut, manche schlecht.

Die andere Seite meines Verstandes lehnte Calvins Vorschlag kategorisch ab. Sie sagte mir, dass wir uns erst ein paar Wochen kannten und man für diesen Schritt mehr Zeit brauchte, sich besser kennenlernen musste. Doch wie viel Zeit sollte verstreichen? Ein Monat, zwei Monate, ein halbes Jahr, kurz vor meiner Abreise nach Hause? Dafür gab es keine Formel. Nein, rief mein Verstand, der den Vorschlag ablehnte. Du hast dich für Harry entschieden! Calvin ist nur eine Ablenkung! Er hat es nicht verdient, ausgenutzt zu werden! Er hat besseres verdient, anstatt zweite Wahl zu sein. Tage mit ihm verbringen - ja, Nächte mit ihm verbringen - nein.

„Emma? Bist du das?"

Michals Stimme drang aus der Küche in den Eingang des Hauses und unterbrach mich in meinen Gedanken.

„Ja! Ich stelle nur noch die Sitze ab, ziehe die Schuhe aus und wasche meine Hände. Im Anschluss komme ich", rief ich Michal zu.

Fünf Minuten später stand ich in der Küche, hatte erfahren, dass Gemma den Abend mit ihrer Mutter verbrachte und daher diesen Abend nur Michal anwesend wäre. Er hatte die Angelegenheit direkt beim Schopf gepackt und Essen gekocht, das Gemma nicht mochte, die Kinder und er umso mehr. Während er in der Küche beschäftigt war, erklärte ich mich dazu bereit, den Esstisch zu decken. Ich wollte ein wenig schön Wetter machen, falls ich mich entscheiden würde, ihn zu fragen. Ich stoppte kurz in meiner Handlung. Konnte ich ihn überhaupt fragen, wenn Gemma nicht im Haus war? Konnte ich ihn mit den Kindern allein lassen? Ich deckte den Tisch zu Ende und betrat im Anschluss die Küche erneut, um den Stand des Essens zu erfahren.

„Du hast uns an einem deiner ersten Abende ein deutsches Essen gekocht und probieren lassen. Heute lasse ich dich ein Rezept aus der Heimat meiner Urgroßeltern probieren", schwärmte Michal mir vor. „Es ist ein altes Familienrezept und ein polnisches Nationalgericht. Wir kommen nicht oft in den Genuss, da Gemma es nicht sonderlich mag, wie wir es bereits erwähnten. Daher freue ich mich, es heute zu kochen. Voila... Bigos!" Mit leuchtenden Augen öffnete er den Deckel des Topfes, der noch auf dem Herd schmorte. „In wenigen Minuten ist es soweit und du kannst dich vom Geschmack überzeugen."

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt