Kapitel 17

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- Harry-

Nachdem Trish mir in den Ohren gelegen hatte, dass sie gerne im kommenden Jahr hier in Kanada heiraten würde, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Planung anzugehen. Ich würde mir im Internet alle wichtigen Informationen raussuchen, die für eine Hochzeit zu planen wären. Ich öffnete an meinem PC ein Dokument, in das ich die Dinge eintrug, die mir für den großen Tag einfielen. Ganz wichtig und oben auf meiner Liste stand der Tag, an dem Trish und ich heiraten würden. Diesen mussten wir gemeinsam finden und gemeinsam mit dem Standesamt beziehungsweise Pfarrer abstimmen. Danach notierte ich mir Dinge wie Location, Blumen, Essen, Getränke, Musik, Gäste, Einladungen und noch viele mehr. Am besten sprach ich mit Louis und Eleanor darüber, die vor kurzem erst eine Hochzeit organisiert hatten. Sie konnten mir sicherlich Tipps und Tricks nennen, wie man diesen Tag, ohne große Mühe und Sorgen, plante. Ich war mir sicher, es würde ein Einfaches werden und mit einem kleinen Aufwand hätten wir schnell alle erforderlichen Dinge geregelt und geplant. So schwer konnte es nicht sein. Immerhin gab es pro Jahr zig Hochzeiten, die stattfanden und geplant wurden. Manche etwas schneller, manche etwas langsamer. Natürlich konnte ich auch meine Mutter oder Schwester fragen, wie man es anging, aber ich wusste, sie würden die komplette Planung an sich reißen, sodass Trish und ich keine Möglichkeit hatten, unsere Einwände einzubringen. Sie würden es, gemäß ihren Vorstellungen, umsetzen. Ob es uns gefiel, da würden wir nicht gefragt werden. Hatten sich meine Mutter und Schwester etwas in den Kopf gesetzt, dann musste es genau auf diese Weise umgesetzt werden und kein bisschen anders.

Gerne erinnerte ich mich an einen Geburtstag von Trish zurück. Sie selbst lag krank im Bett und konnte somit keine Planung übernehmen. Ohne groß darüber nachzudenken, bat sie meine Mutter darum, den Tag zu organisieren und ich wusste, es würde in die Hose gehen. Das hatte ich ihr mehrfach gesagt, doch sie ließ sich nicht davon abbringen, meine Mom zu fragen. Mom überlegte, plante, feilte so lange, bis es ihr gefiel. Am Tag der Tage, betrat Trish den Raum und fiel aus allen Wolken. Sie hatte sich als Tischdeko rosa und weiße Rosen gewünscht, da es sich um ihre Lieblingsblumen und -farben handelte. Doch statt dieser, befanden sich orangene Margeriten auf den Tischen. Trish musste mehrfach schwer schlucken, da es sich nicht um das einzelne Vergehen an diesem Abend handelte. Als Hauptgang bat sie mich, dass eines der Gerichte scharfes Hirsch-Stew sein möge, doch meine Mutter entschied sich zum einen für Bison-Rib-Eye-Steak mit Ahornsirupbutter und zum anderen für Wildlachs mit Ahornporree. Egal was meine Mutter an dem Tag geplant hatte, lag im Auge Trishs. Sie war mit nichts zufrieden, sodass ihre Geburtstagsfeier ein großes Desaster war. Tagelang lag sie mir damit in den Ohren und ignorierte die Anrufe meiner Mutter. Wiederholt sagte ich ihr, dass es ein Fehler war, Anne Twist mit der Planung zu beauftragen, aber sie keifte nur zurück, dass ich sie hätte vorher warnen sollen und nicht erst im Nachgang. Ich hatte keine Lust auf Diskussionen und nickte es ab und bestätigte, dass es mein Fehler gewesen wäre und ich sie vorher darüber hätte informieren müssen.



Nach zwei Stunden des Suchens, Notierens, Surfens und Ausdruckens, schaltete ich meinen PC aus. Ich hatte für heute genug im Internet nachgelesen. Ich legte den Stapel meiner Informationen beiseite. Mein Kopf drehte sich bei dem Gedanken an Hochzeiten, dass ich mir wünschte, es bereits hinter mir zu haben. Hätte ich gewusst, was für ein Stress auf uns zukommen würde, hätte ich ihr keine große Hochzeit versprochen, sondern wäre mit Trish zum Standesamt und hätte ihr dort mit ihr unseren Trauschein abgeholt. Doch nun war es so, wie es war und wir würden eine große Hochzeit feiern, so wie sie sie sich wünschte. Ich wusste, dass ich an diesem Tag nicht viel mitzureden hatte, sondern alles nur nach Trishs Wünschen verlief. Ich hatte von vielen Bekannten gehört, dass es bei vielen Paaren so lief. Die Frau wünschte sich und der Mann setzte um. Immerhin war es der Tag, von dem alle Mädchen von klein auf träumten. Das perfekte weiße Kleid, die perfekte Feier, der perfekte Mann, das perfekte Leben. Das was Trish wollte, würde sie bekommen.

Ich schnappte mir mein Handy und scrollte durch die Bilder der letzten Hochzeit, die wir besucht hatten. Ich wollte mir Anregungen holen und diese Trish vorlegen, was sie davon hielt. Ich hatte einige Bilder gemacht. Manche waren gut, manche schlecht. Die verwackelten oder unscharfen löschte ich umgehend. Dennoch waren es noch viele und ich war mir sicher, dass der Fotograf, den Louis beauftragt hatte, noch mehr gemacht hatte. An einigen Bildern blieb ich länger hängen, als an anderen. Meine Familie war zu sehen. Gemma und Michal, mal mit und mal ohne Kinder. Dominic und Milena allein, Louis und Eleanor, Trish und ich, Louis, Liam, Niall und ich, Oli und Calvin. Bei den letzten, die ich abends geschossen hatte, blieb ich besonders lange hängen. Auf ihnen war Emma zu sehen. Auf einem spielte sie mit Dominic, auf einem anderen war sie lachend mit Gemma zu sehen. Das dritte in der Reihenfolge war sie allein am Tisch. Sie wirkte nachdenklich, wie sie in die Menge starrte. Ich hatte sie häufiger beobachtet, ohne dass sie es merkte. Irgendwann verlor ich sie aus den Augen und fand sie kurze Zeit später an der Bar wieder. Sie schien sich ausgiebig mit Calvin zu unterhalten, was mir einen Stich in mein Herz versetzte. Vor wenigen Tagen hatte ich all meine Gedanken und Sorgen über Bord geworfen und hatte sie geküsst, ohne darüber nachzudenken. Sie wirkte an diesem Abend dermaßen zerbrechlich, dass ich mich von meinen aufkommenden Gefühlen übermannen ließ. Mein Körper schrie nach ihr und verlangte, sie zu küssen, nachdem sie mir mitgeteilt hatte, dass sie sich von Trish drangsaliert fühlte und Tränen ihretwegen kullerten. Meine Gefühle fuhren an diesem Abend Achterbahn und ich hörte auf mein Bauchgefühl.

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