Kapitel 45

54 4 0
                                    

- Emma -


Nach dem späten Frühstück, was gleichzeitig ein sehr frühes Mittagessen war, überlegten wir, was wir an diesem sonnigen Tag unternehmen wollten. Calvin hatte kurzentschlossen sein Tablet gezückt und ein paar Vorschläge in den Raum geworfen. Wir entschieden, dass unser Ausflug in Burnaby sein sollte. Nach einigen Seiten, die wir uns im Internet angesehen hatten, blieben zur Auswahl der Burnaby Lake Regional Nature Park und das Burnaby-Village-Museum. Wir entschieden uns für letzteres, da Calvin ihn ebenfalls noch nicht besucht hatte. Es war noch früh genug, einen Ausflug zu machen.


Ich wusste, dass meine Gastfamilie heute nicht zu Hause war, sondern Gemmas Mutter Anne besuchte und darüber nachdachte, dort über Nacht zu bleiben, um den Kleinen eine Freude zu machen. Gemma hatte mir heute Morgen eine Nachricht geschrieben, dass sie Schlafsachen mitgenommen hatten und spontan entscheiden würden, ob sie heimfuhren oder über Nacht blieben. Sie würde mir im Laufe des Tages eine Information zusenden. Da es nicht das erste Mal war, dass ich allein in ihrem Haus war, hatte ich mit einem kurzen und knappen Smiley in Form eines nach oben gerichtetem Daumen geantwortet. Mich wunderte es, dass Gemma nicht nachfragte, wo ich die Nacht verbracht hatte. Ich kannte sie nun lange genug, um zu wissen, dass sie sehr neugierig war und sich über Dinge erkundigte, als wäre sie meine Schwester und nicht meine Gastmutter. Dennoch blieb mein Handy stumm.


Kurz nachdem wir die Entscheidung getroffen hatten, befanden wir uns auf dem Weg zu unserem Ausflugsziel. Calvin stöberte im Radio nach Musik, während ich der Ansage des Navis folgte. Lange hatten wir nicht zu fahren. Schon nach weniger als einer Viertelstunde erreichten wir unser Ziel. Mein Sitznachbar ärgerte sich mehr als ich, da er lange nach dem passenden Radiosender gesucht hatte. Kaum hatte er ihn gefunden, verkündete das Navi unsere Ankunft. Es war mehr los, als ich dachte. Der Parkplatz war bereits gut gefüllt, dennoch war es einfach, einen freien Parkplatz zu bekommen. Ich war froh darüber, dass ich im Auto ein Paar flache Ersatzschuhe gelagert hatte, dass ich sie schnell und unkompliziert wechseln konnte.

Hand in Hand schlenderten wir in Richtung Eingang, passierten diesen und befanden uns auf dem Gelände des Village Museum. Optisch erinnerte es mich an ein Freilichtmuseum, die es in Deutschland gab. Bevor es losging, organisierte ich einen Lageplan, der sehr übersichtlich war. Achtunddreißig Stationen gab es im ganzen Park. Ich las auf dem Zettel, dass es sich um Häuser, Handwerke und Schulen des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts handelte. Es wurde sogar eine Führung angeboten, bei der der Leiter in der Kleidung der damaligen Zeit gekleidet war und viele Informationen darüber mitteilte und auch in diversen Häusern Vorführungen gab oder einen selbst machen ließ. Ohne große Erwartung machten wir uns auf den Weg und überlegten uns, was wir alles sehen würden.

Calvin hoffte, dass es eine Schmiede gäbe, in der er auch selbst Hand anlegen durfte oder dem Schmied über die Schulter sehen durfte. Ich wiederum hatte keinen Wunsch, sondern ließ das Museum auf mich wirken.

Der erste Halt unserer Reise, nachdem wir das Gelände betreten hatten, war ein Bauernhaus mit kleiner Obstplantage davor. Es erinnerte mich von der Optik her, an eines, das ich in einem Film oder in einer Serie gesehen hatte. Es war mit schwarzen Schindeln an der Fassade verkleidet. Die gleichen befanden sich auf dem Dach. Die Veranda, von der ich gelesen hatte, dass sie erst später hinzugefügt wurde, ging einmal um das ganze Haus herum. Ich konnte mir vorstellen, dass man an lauen Sommernächten angenehm auf dieser sitzen konnte, mit einem guten Buch in der Hand und einem Glas mit Wein oder an angenehmen Herbsttagen mit einem Tee oder Kaffee. Ich überlegte, ob die damaligen Bewohner des Hauses, die gemütlichen Stunden auf ihr genossen hatten.

In dem Flyer, den ich in meiner Hand hielt, hatte ich gelesen, dass das Haus ursprünglich an einem anderen Ort stand und erst später, genau genommen im Jahr 1988, an diesen Ort transportiert wurde und sowohl innen, als auch außen restauriert wurde, dass es in den Zustand von 1925 zurückversetzt wurde. Gemeinsam betraten wir es. Für die damalige Zeit wirkte es ziemlich modern für mich. Es passte nicht zu meinem Bild, das ich über die damalige Zeit in meinem Kopf hatte. Wahrscheinlich hatte ich einen falschen Eindruck erhalten. Im Fernsehen wurde nicht immer alles korrekt übermittelt. Überrascht war ich jedoch, als ich an den Innenwänden, Lampen sah und stellte, nach einem Blick auf eine Hinweistafel, fest, dass das Love-Haus bereits über fließendes Wasser und Elektrizität verfügte. Wir liefen von Raum zu Raum, schauten interessiert die Einrichtung an und philosophierten über diverse Dinge, wie es sich damals in diesem Haus wohl gelebt hatte. Egal wie stark wir darüber nachdachten, wir konnten die damaligen Zeiten nicht nachvollziehen und würden es nie.

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt