Kapitel 23

49 6 0
                                    

- Emma -

Der Winona Park war unser Ziel. Calvin teilte mir mit, dass der kleine Jahrmarkt einmal pro Jahr dort stattfinden würde. Wir fuhren quer durch die Stadt, bis wir am Ziel angekommen waren. In einer der Straßen um den Park herum, fanden wir, nach einiger Suche, einen Parkplatz. Ich selbst hätte wahrscheinlich nicht einparken können, aber für Calvin schien es ein Einfaches zu sein, in die enge Parklücke zu rangieren. Nachdem er endlich zufrieden war, stiegen wir aus und liefen gemeinsam zu dem kleinen Park.

Bereits von weitem hatte ich das Riesenrad gesehen und hoffte, dass wir gemeinsam eine Runde drehen würden. Calvin erklärte mir, dass es bei dem Jahrmarkt nur einen Ein- und Ausgang gäbe. Dieser befand sich in der West 62nd Avenue. Um Zutritt zu dem Gelände zu erhalten, war ein Eintritt fällig. Ich war gespannt, ob sich der Jahrmarkt von denen in Deutschland unterschied. Ich kannte viele aus Filmen und Serien. Ob dieser ähnlich zu diesen war? Obwohl ich jährlich hier war, hatte ich nie mitbekommen, dass eine Art Jahrmarkt in der Stadt war. Bei uns gab es viele Fressbuden, einige Fahrgeschäfte, Spielbuden, sowie Musik in Zelten. Ich würde mich überraschen lassen.

„Und? Ist ein Unterschied zu denen in Deutschland zu sehen?", erkundigte sich Calvin, nachdem wir den Eingang passiert hatten und ich die ersten Eindrücke gesammelt hatte.

„Im Großen und Ganzen eigentlich nicht. Es gibt, wie auch bei uns, Buden zum Essen, zum Spielen und Krimskrams kaufen, Fahrgeschäfte und Musik. Ist das da vorne ein Rodeo?"

Erstaunt riss ich meine Augen auf und schaute einige Meter weiter in eine kleine Fläche. Irrte ich mich, oder befand sich darin ein Stier, auf dem man reiten konnte?

„Ja, so in etwa. Ein Rodeo ist es nicht. Wir sind doch nicht in Texas. Es ist Ochsenreiten. Gegen einen kleinen Obolus kannst du ein paar Runden auf einem Ochsen reiten, sie streicheln, füttern oder auch nichts tun, außer sie ansehen. Die Halter der vier Ochsen, die du dort siehst, betreiben eine kleine Farm außerhalb der Stadt und finanzieren sich etwas zu ihrem Lebensunterhalt der Tiere dazu."

„Cool. Das muss ich mir später genauer ansehen."

Fasziniert konnte ich meinen Blick kaum von diesen monströsen Tieren nehmen.

„Selbstverständlich! Wenn du möchtest, können wir gerne schauen, was es hier sonst noch alles gibt. Solltest du Interesse daran haben, hier her zurückzukommen, dann werden wir es tun."

Calvin griff nach meiner Hand und zog mich in Richtung der kleinen Fläche, auf der sich die Ochsen befanden. Beim Vorbeigehen ließ ich es mir nicht nehmen, wieder einen Blick auf sie zu werfen. Ich konnte mich nicht erinnern, einem solchen Tier je so nahe gekommen zu sein, wie hier. Ich fragte mich, was die Halter machten, wenn die Tiere durchdrehen würden und übermütig würden. Ich konnte mich dunkel daran erinnern, dass ein solches Tier locker ein Gewicht um die tausend Kilo haben konnte. Sie würden einen Menschen niedertrampeln können.

„Was passiert eigentlich, wenn die Tiere durchdrehen und aus ihrem Gehege brechen?"

„Das ist bisher noch nicht passiert. Sie sind an Menschen gewöhnt. Jedes Jahr kommen sie hier her und auch auf der Farm sind sie Menschen gewöhnt, da viele Schaulustige dorthin reisen. Sie sind in dieser Umgebung bekannt.", erklärte er mir. „Und sollte es doch mal passieren, dann sind die Halter bestimmt darauf eingestellt."

„Solange sie nicht erschossen werden..."

Um meine Gedanken in eine andere Richtung zu bewegen, zog Calvin mich wo anders hin. Wir ließen die Tiere zurück und erreichten eine Art Spielarena. Hier befanden sich lauter kleine Buden, in denen man sein Geld bei Spielen ausgeben konnte. Der Trick bestand darin, dass man am Anfang einen gewünschten Betrag in blaue Bons umwandelte und diese an den Spielständen einlöste. Ein Bon pro Spiel. Gewann man die Runde, bekam man einen anderen Bon, diesmal in rot, den man am Ende des Abends in Gewinne, wie Kuscheltiere, Brettspiele, Pflanzen und unnötigen Krimskrams, umwandeln konnte. Es erinnerte mich ein bisschen an die Losbuden, die es bei uns auf jeder Kirmes gab. Man kaufte für einen Betrag Lose, öffnete sie und hatte entweder Glück, dass auf ihm eine Punktzahl stand oder es waren Nieten, die nichts wert waren.

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt