Kapitel 10

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- Emma -

Ich konnte es nicht fassen, ich war bereits seit zwei Monaten in Kanada und ich fühlte mich, wie daheim. Ich hatte wahnsinniges Glück, mein Auslandsjahr bei den Mlynowskis verbringen zu dürfen. Ich hätte mir keine bessere Familie aussuchen können. Gemma und Michal waren großartige Eltern und Dominic, wie auch Milena gut erzogene Kinder, die manchmal etwas über die Strenge schlugen, aber im Grunde genommen, sehr einfach zu händeln waren. Sie hörten meist auf das, was man ihnen sagte, doch wenn sie keine Lust hatten, dann hatten sie keine und versuchten ihren Kopf durchzusetzen. Trotzdem fühlte ich mich pudelwohl. Seit dem Abend, an dem ich mit Harry in der Küche saß und über sein Liebesleben philosophierte, waren wir uns wenig über den Weg gelaufen. Er schien seine Beziehung mit Trish wieder in geregelte Bahnen gebracht zu haben und ließ sich selten blicken. Hin und wieder tauchte er auf, unternahm etwas mit Milena und Dominic, traf mich jedoch nicht an, da ich ihm aus dem Weg ging. Entweder übergab Gemma ihrem Bruder die Kinder oder Michal seinem Schwager. Den Vorschlag eines Treffens bei ihm und seiner Verlobten hatten wir durchgeführt. Gemma vereinbarte einen Termin mit ihrem Bruder und lud uns fünf dort ab. Wie erwartet, war Trish die freundlichste Person, die ich kennengelernt hatte, als wir erschienen. Sie hatte sich in ihre besten Klamotten geschmissen und ihr freundlichstes Lächeln aufgesetzt, als sie uns die Tür öffnete. Als ich jedoch auf die Toilette ging, hörte ich, wie sie sich mit Harry unterhielt, dass sie mich nicht mochte und sie lediglich gute Miene zum bösen Spiel machte und mich den Tag über ertrug, mich jedoch ungerne wiedersehen würde. Harry versuchte alles Mögliche, sie vom Gegenteil zu überzeugen, doch sie lehnte ab, ohne darüber nachzudenken. Ihre Worte hingen nach wie vor in meinen Ohren.

„Schatz, sie ist einfach nicht die Person, die sie vorgibt zu sein. Ich werde einfach nicht mit ihr warm und habe das starke Gefühl, dass sie lieb und nett tut, aber ich weiß, dass sie dich einfach nur ausnutzen will. Sie hat erfahren, dass du ein berühmter Eishockey-Spieler bist und will dich für sich haben. Und das werde ich nicht zulassen. Sie passt nicht in dein Leben und auch nicht in meines. Wir können froh sein, wenn sie wieder in Deutschland ist und uns in Ruhe lässt."

Ihre Worte hatten mich sehr verletzt. Auch wenn ich mir an diesem Tag nichts anmerken ließ, tat es mir weh. Sie kannte mich nicht, hatte jedoch ihre Meinung über mich gefällt, obwohl sie kaum ein Wort mit mir gesprochen hatte, sondern mich elegant links liegen ließ und bei allen Gesprächen, bei denen ich mich beteiligte, überging und meine Meinung ignorierte. Daher entschied ich mich, sie ebenfalls zu ignorieren und meine Aufmerksamkeit auf Gemma und ihre Familie zu konzentrieren.

Im Nachhinein betrachtet, vermutete ich, dass Harry ihre Worte beherzigte und aus diesem Grund oder ihrem Wunsch Abstand von uns hielt. Obwohl es besser war, dass er keinen Stress bekam, tat es weh und ich vermisste ihn, obwohl ich ihn kaum kannte.

Mittlerweile war Juli und der kanadische Sommer hatte Einzug erhalten. Er war zwar nicht so warm, wie ich es von Deutschland gewohnt war, aber für kanadische Verhältnisse war es warm. Die Kinder hatten in den Nachrichten gesehen, dass es siebenundzwanzig Grad werden sollten und hatten, über meinen Kopf hinweg, entschieden, dass sie den Tag gerne im Schwimmbad verbringen wollten. Gemeinsam packten wir morgens die Sachen, die wir brauchten und luden sie bereits in das Auto ein. Da ich keine Badekleidung eingepackt hatte, beschloss Gemma am frühen Morgen mit mir welche einzukaufen. Sie hatte bereits entschieden, etwas später auf die Arbeit zu fahren und nutzte die Zeit, mit mir shoppen zu gehen. Wir waren bereits früh im Einkaufszentrum und die passende Bademode für mich gekauft. Wir hatten zwei Bikinis, drei Strandtuniken und einen Badeanzug gefunden, die sich in der engeren Auswahl befanden. Nach einigem Überlegen, ausschießen und doch wieder dazu packen, hatten wir alle Teile eingepackt und Gemma übernahm, wieder einmal, die Rechnung. Ich protestierte zwar, aber sie ließ sich nicht davon abbringen.

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