Kapitel 34

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- Emma -

Während die Kinder im Garten oder im Haus spielten, hatten es sich die Erwachsenen im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Michals Eltern, Roman und Helena, waren etwas später eingetroffen, weswegen sie das Kaffeetrinken verpasst hatten. Ihr Sohn reichte ihnen Kuchen, sowie Kaffee und Tee nach. Währenddessen unterhielt sich Helena angeregt mit Anne, wie groß ihre beiden Enkel in der letzten Zeit geworden waren, während Roman in ein Gespräch mit seinem Sohn über die Umbauarbeiten des Gartens verwickelt war, die im Herbst starten sollten. Harry hörte den beiden aufmerksam zu und gab hin und wieder einen Kommentar dazu ab. Trish spielte die ganze Zeit mit ihrem Handy und wirkte desinteressiert, ein Gespräch zu führen. Sie hatte seit ihrer Ankunft kaum ein Wort gesprochen. Stattdessen strafte sie uns mit missmutigen Blicken. Harry, der die Abwesenheit Trishs bemerkt hatte, ignorierte sie seit geraumer Zeit, was ihr jedoch nicht schmeckte. Sie schmollte und ließ jeden daran teilhaben.

„Sagen Sie, Emma, wie lange sind Sie bereits in Kanada?", wandte Helena sich an mich.

„Seit Anfang Mai."

„Mein Sohn spricht nur in den höchsten Tönen von Ihnen. Sie scheinen Ihre Arbeit sehr gut zu machen."

„Das freut mich zu hören. Es macht mir auch viel Spaß. Ich fühle mich sehr wohl bei Ihrem Sohn und Ihrer Schwiegertochter. Die Arbeit ist abwechslungsreich und spannend. Dominic und Milena sind die meiste Zeit nett und tun das, was sie sollen. Wenn sie jedoch nicht wollen, dann kann man sie gerne haben, mehrfach bitten und bleibt allerdings dennoch auf dem Wunsch sitzen. Sie wollen einfach nicht."

„Oh ja, so kenne ich meine Enkel. Wenn sie nicht wollen, dann wollen sie nicht. Sie können Engel sein, aber auch ziemliche Teufel."

„Das unterschreibe ich direkt."

Ich lachte auf und die meisten taten es mir gleich, bis auf Trish. Sie schnaubte nur.

„Was ist dein Problem, Trish?", fragte Harry sie genervt.

„Nichts", antwortete sie impulsiv.

„Bei dir ist nie nichts. Es gibt immer etwas und einen Grund."

Ich sah, wie Harry seine Hände zu Fäusten ballte. Er war schlichtweg genervt von seiner Verlobten. Warum hatte er sie mitgebracht? Sie mochte die Anwesenden nicht, wir mochten sie nicht. Dominic hatte darum gebeten, sie auszuladen und dennoch war sie hier. Einzig und allein Harry schien sie zu mögen beziehungsweise zu ihr zu stehen, obwohl er keine Gefühle mehr für sie hatte, wie ich dem Gespräch mit seiner Schwester entnommen hatte.

„Ein Kindergeburtstag ist langweilig. Wir sitzen dumm rum, führen oberflächliche Gespräche und müssen uns dem Geschrei der Kinder aussetzen. Es ist unerträglich, Liebling." Trish hatte ihr Handy beiseite gelegt und angefangen zu nörgeln. „Du hast dem Kleinen das Geschenk gegeben, dich mit jedem unterhalten und amüsiert. Ich denke, das sollte reichen. Lass uns gehen, Schatz und Dinge machen, die Erwachsene sonst tun."

Scharf sog ich die Luft ein. Hätte ich mich verhört? Hatte Trish eben in unser aller Beisein den Geburtstag als langweilig bezeichnet? Hatte sie gesagt, dass sie sich langweilte? Hatte sie tatsächlich gesagt, dass sie lieber Dinge machen würde, die Erwachsene tun würden? Ich spürte, dass sich die Stimmung von einer Sekunde zur anderen änderte. Die eben noch ausgelassene Laune der Gäste war gewichen und gegen einen Eisblock ersetzt worden. Ich spürte Gemmas Blick in meinem Rücken, obwohl nicht ich die Aussage getätigt hatte, sondern Harrys bessere Hälfte. Ihr Blick schien mich schier zu durchbohren, obwohl sie sicherlich Trish fixierte. Ich wusste, wenn Blicke töten könnten, wäre Trish mit einem Schlag umgefallen und hätte ihren letzten Atemzug getan. Gemma war von jetzt auf gleich hochgradig beleidigt. Vollkommen zu Recht, wie ich fand. Selbst wenn ich eine Party langweilig fand, stand es mir nicht zu, dem Gastgeber dies direkt ins Gesicht zu sagen. Nicht auf dieser besagten Feier. Nicht in Anwesenheit des Geburtstagskindes, welches erst fünf Jahre alt wurde. Gemma und ich hatten uns unendlich viel Mühe gegeben, dass es allen gefiel und Trish schaffte es, innerhalb einer Stunde, die Stimmung zu kippen und eine Eiszeit auszurufen.

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