Kapitel 06

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- Emma -

Zwei Wochen war ich mittlerweile in Kanada. Zwei Wochen, in denen ich mich um die Kinder kümmerte, den Haushalt machte und die Zeit genoss, die ich hier verbrachte. Mit Milena und Dominic kam ich super zurecht. Sie waren pflegeleicht, und machten meistens das, um was ich sie bat. Nur wenn es um das Thema Aufräumen ging, wurden sie bockig. Sie weigerten sich strickt, die Sauerei aufzuräumen, die sie in ihren Zimmern veranstaltet hatten. Häufig bekam ich die Worte an den Kopf geworfen, dass ich genau aus diesem Grund hier war. Ich sollte die Zimmer aufräumen, die sie verunstaltet hatten. Doch dieses Spiel hatten sie nicht mit mir gespielt. Ich hatte mich mit Gemma beraten und sie erlaubte mir, jeden Tag eines der liebsten Dinge zu verstecken, mit denen ihre Kinder gerne spielten. Diesen Trick wandten sie und ihr Mann regelmäßig an, wenn es um das heikle Problem ging. 

Selbstverständlich war ich unter anderem für die Ordnung in ihren Zimmern zuständig, aber ich empfand es als wichtig, dass sie bereits früh mit Ordnung konfrontiert wurden. Hierbei unterstützten mich ihre Eltern. Daher entsorgte ich jeden Tag ein anderes Teil, mit dem sie gerne spielten und versteckte es sorgfältig, bis es ihnen auffiel, dass sie nichts mehr fanden.

„Meine Mama sagt immer, wer Ordnung hält, der ist zu faul zum Suchen."

„Das ist ein blöder Spruch. Ich weiß ganz genau, dass ich meine Puppe hier abgelegt habe."

„Dann musst du genauer schauen. Vielleicht hast du sie doch nicht dort abgelegt, wo du denkst."

Ich war schon gemein. Hatte ich doch klammheimlich die Puppe entwendet, als sie schlief.

„Nein Emma, ich weiß es ganz genau", protestierte sie lautstark.
„Tja, dann hilft nur noch aufräumen, dann findest du Carrie ganz bestimmt wieder."

„Das ist gemein. Ich will nicht aufräumen! Ich will meine Puppe! Jetzt!"

Ich merkte, wie sie sich in einen Wutanfall hineinsteigerte.

„Milena Schätzchen! Wir machen ein Spiel daraus. Wir machen jetzt ganz laut deine Lieblingsmusik an und arbeiten uns tanzend durch den Raum. Du hebst etwas auf und gibst es mir. Danach teilst du mir mit, wo ich dein Spielzeug einräumen soll. Das machen wir so lange, bis der Boden leer ist und das Zimmer sauber. Was hältst du davon?"

„Ganz laut sagst du? Aber Mommy wird das nicht wollen."

„Ist deine Mommy hier? Nur du und ich sind im Haus. Niemand anders."

„Und wenn sie heimkommt und mit mir schimpft?"

„Dann sage ich, dass es meine Idee war und ich bekomme Ärger. Es war auch meine Idee, also nehme ich auch den Ärger in Kauf, wenn sie sich aufregt."

„Das würdest du machen?"

Ihre Augen wurden größer, als ich ihr den Vorschlag machte. Ich wusste, dass ich sie damit hatte. Sie rannte zu ihrem kleinen CD-Player und suchte nach Musik, die sie hören wollte. Sie legte eine CD ein und drehte die Lautstärke auf. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich erkannte, dass es sich um einen Song von den Jonas Brothers handelte. Milena fing unkontrolliert an zu tanzen und zu singen.
„I woke up on my roof with my brothers..."

Sie schnappte sich eines der Teile, das auf dem Boden lag und legte es in ihre Spielzeugkiste. Ich tat es ihr gleich, nahm die Stifte, die sie quer über den Boden verteilt hatte und sortierte sie in ihre Stiftebox auf dem Schreibtisch. Sie reichte mir die Malbücher und Blöcke, damit ich sie unter die Box mit den Stiften packen konnte.

„And I know... we get a little crazy... and I know... we get a little loud...", sang ich den Text mit, während wir den Müll unter ihrem Bett wegräumten. Lange würde es nicht dauern, bis sie ihre geliebte Carrie fand. Ich hatte sie nachts einfach unter dem Müllberg unter Milenas Bett versteckt, mit dem Wissen, dass sie sie nicht finden würde. Natürlich fand sie sie relativ schnell und erfreute sich lautstark über den Fund.

Still The OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt