Kapitel 64

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- Emma -

Früh am Samstagmorgen hatte ich Calvin geschrieben und hatte ihn gefragt, ob er heute Zeit für mich hätte, aber er musste ablehnen. Er konnte erst Sonntag, würde sich jedoch freuen, mich an diesem Tag zu sehen. Ich sagte ihm zu und verabredete mich für zehn Uhr in der Frühe mit ihm. Daher entschied ich mich, den Tag mit der Familie zu verbringen. Gemma hatte mich gestern gefragt. Zwischen den Zeilen konnte ich raushören, dass ich mitmusste und sie mir keine andere Wahl ließ, sollte ich mich nicht mit Calvin treffen. Es machte mir nichts aus. Jede Ablenkung war eine gute Ablenkung. Besonders jetzt, da ich mich vor meinen Gefühlen nicht mehr verstecken musste und Gemma Bescheid wusste. Ich hatte mir in der Nacht überlegt, ob es gut war, sie mit ins Boot zu holen und hatte für mich entschieden, dass es für mich vollkommen in Ordnung war. Ich brauchte jemanden, mit dem ich offen reden konnte, der mich nicht verurteilte oder für verrückt hielt, was ich anfangs angenommen hatte, als ich meine Gefühle für Harry entwickelte. Ich dachte, Gemma würde mir den Kopf abreißen und mich umgehend nach Hause schicken. Wie man sich täuschen konnte. Sie hatte es sehr gut aufgenommen und mir Vorschläge gemacht, mich von meinem Liebeskummer abzulenken. Noch war ich zu keinem Ergebnis gekommen, welches Angebot ich annehmen würde oder ob es eine weitere Option gab, an die ich nicht gedacht hatte. Bis zur Abreise hatte ich noch ein paar Tage Zeit.


Gemma hatte mich am Morgen zur Seite gezogen und hatte mich gefragt, ob es für mich in Ordnung wäre, wenn auch Michal Bescheid wüsste. Ich wusste keinen Grund, warum ich ihr dies verwehren sollte. Sie sollte ihn darüber informieren. Schließlich war er ebenfalls indirekt betroffen. Es war kein Geheimnis mehr, also konnte er es wissen. Nur bei Dominic und Milena bat ich darum, es geheim zu halten. Sie waren Kinder, würden es eventuell missverstehen oder falsch aufnehmen. Sie sollten erst davon erfahren, wenn ich mich bereit dazu fühlte und es Wirklichkeit war.



Der Tag bei Anne erwies sich als angenehm. Pünktlich um zwölf fuhren wir ab und reisten innerhalb von zwanzig Minuten nach West Vancouver, dem Stadtteil, in dem Anne lebte. Sie wohnte in einem kleinen Häuschen mit großem Gartenanteil. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Klein Gemma und Klein Harry über die große Wiese rannten und fangen spielten, sich zwischen den Bäumen versteckten oder auf der Wiese mit ihren Kuscheltieren Teepartys veranstalteten. Es wirkte idyllisch. Weg aus der Stadt, aber immer noch nah genug dran. Man konnte hier entspannen und dem Stress der Innenstadt vergessen. Es musste schön gewesen sein, hier aufwachsen zu dürfen.

Anne begrüßte mich herzlich, wie bereits an Dominics Geburtstag, als sie mich unter ihren Besuchern erblickte.

„Schön, dass du da bist, Emma. Herzlich willkommen zu deinem ersten, und hoffentlich nicht letztem Besuch, in der Casa Twist. Komm rein und mach es dir auf der Terrasse bequem." Sie winkte uns herein und lotste uns wieder aus dem Haus heraus, zu der Sitzgruppe, die sich auf der Terrasse befand. Getränke und Gläser standen bereits parat auf dem Tisch. Für jeden Geschmack war etwas dabei. „Michal, mein Lieber, wärst du so gütig und würdest dich um den Grill kümmern und ihn anwerfen? Ich habe für alle Vorlieben und Geschmäcker etwas besorgt. Kein Magen soll leer bleiben. Ich hoffe doch, Emma, dass du Fleisch magst. Wenn nicht, kein Thema, ich habe ebenfalls an eine fleischlose Variante gedacht. Du musst es mir nur sagen."

„Ich esse Fleisch. Kein Problem. Aber zu Gemüse sage ich auch nie nein."

„Prima. Dann her mit den Gemüsespießen. Die kommen ebenfalls auf den Grill."

Ich mochte Anne. Sie war eine liebevolle Frau und wirkte wie eine tolle Mutter, die ihren Kindern alles ermöglicht hatte, dass sie dort waren, wo sie sich heute befanden. Trotz der frühen Trennung von Harrys und Gemmas Vater hatte sie ihre Kinder gut erzogen. Auch der frühe Tod ihres zweiten Ehemannes, Robin, hatte Narben an ihr hinterlassen. Sie versteckte sie jedoch sehr gut. Sie meisterte ihr Leben mühelos. Gemma teilte mir einmal mit, dass ihre Mutter keinen Mann brauchte, um glücklich zu sein, aber sie sich mit einem an ihrer Seite wohler fühlte. Ich wusste ebenfalls, dass sie Robin schrecklich vermisste, aber sie ihm versprochen hatte, ihr Leben weiterzuleben und wieder glücklich zu sein, auch wenn er sie nicht begleiten konnte. Ich bewunderte sie dafür. Diese quirlige Frau hatte zwei wunderbare Kinder auf die Welt gebracht und schien sich von nichts unterkriegen zu lassen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 4 days ago ⏰

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