Kapitel 38

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- Harry -

Ich zog mich in das Arbeitszimmer von Michal zurück, dass mir im Laufe des Tages hergerichtet wurde, nachdem Trish aus dem Haus geworfen wurde. Mein Schwager hatte es in weiser Voraussicht bezugsfertig gemacht, wenn ich ein Schlappschwanz sein wollte und den Weg nach Hause nicht antreten wollte, beziehungsweise auf den nächsten Tag verschieben wollte.

Trish würde es wahrscheinlich nicht mal merken, dass ich nicht heimkommen würde. Sie hatte sich wahrscheinlich zuerst tierisch darüber aufgergt, dass sie des Hauses verwiesen wurde, dann hatte sie sicherlich getobt und sich im Anschluss an ihren Schreibtisch gesetzt und hatte zu arbeiten begonnen. Darin konnte sie sehr versinken, dass ihr nicht klar werden würde, dass ich nicht nach Hause gekommen wäre. Irgendwann im Laufe der Nacht würde es ihr spätestens auffallen, wenn sie sich Bettfertig machen würde. Aber sie würde mich nicht erreichen. Ich schaltete mein Handy in den Flugmodus und legte es auf dem Schreibtisch ab. Ich machte mich fix im Gäste-WC fertig. Meine Zahnbürste stand, wie immer, in dem kleinen Schrank, in dem Gemma sie bei meiner ersten Übernachtung in diesem Haus abgestellt hatte. Selbstverständlich wechselte sie die Bürste immer wieder aus, dass ich eine eingepackte Zahnbürste vorfand. Daneben, wie immer, eine kleine Zahnpastatube. Ich wusch mir das Gesicht und die Zähne und machte mich im Anschluss auf den Weg zu meinem nächtlichen Lager.


Als ich auf der Ausziehcouch lag, rasten tausende von Gedanken durch meinen Kopf, die mich nicht zur Ruhe kommen ließen. Ich reflektierte den gesamten Tag vor meinem inneren Auge. Ich sah Trish, die versuchte sich mit meiner Schwester anzulegen und letztendlich aus dem Haus geworfen wurde. Ich sah das fette Grinsen im Gesicht meiner Schwester, nachdem sie Trish verbannt hatte und sah, dass ich nur mit Emma zurückkam. Ich sah Emma, die sich den ganzen Tag große Mühe gegeben hatte, die Kinder zu beschäftigen. Ich sah, wie sie mich immer wieder in die Spiele miteinband. Ich sah ihr Gesicht vor meinem inneren Auge und sah, wie sie vom Hocker in meine Arme fiel. Ich fühlte ihre Hände auf meinem Körper, wie sie sich in mein Hemd und meine Haut krallten und letztendlich im Nacken liegen blieben. Ich fühlte ihren Atem auf meinen Lippen, kurz bevor wir uns küssten. Ich spürte die Leidenschaft und das Verlangen, die uns in diesem Moment umgeben hatte. So schnell die Leidenschaft aufgekommen war, so schnell war sie verebbt, als sie den einen Namen nannte, der mein Blut zu Eis einfrieren ließ.

Selbst jetzt schüttelte es mich noch. Ich war ein Feigling, hier zu bleiben und Trish aus dem Weg zu gehen, anstatt mich ihr zu stellen und unser gemeinsames Leben ein für alle Mal zu beenden. Sie hasste mich bereits für die Tatsache, dass ich meine Familie ihr vorgezogen hatte. Warum sollte ich dann nicht gleich alles beenden und weiterhin das Hassobjekt sein. So würde sie sich nur einmal aufregen und nicht ein zweites Mal. Es war eine so gute Idee, dass ich bereits aufgestanden war, mein Handy ergriffen hatte, den Flugmodus entfernte und ihre Nummer eintippte, bis ich es senkte. Nein, ich würde mich ihr heute nicht gegenüberstellen. Ich würde warten. Warum ich plötzlich anders dachte, wusste ich nicht. Ich hörte auf mein Bauchgefühl, das mir sagte, dass es keine gute Idee war, Trish zu sehen. Ich schaltete das Telefon wieder in den Flugmodus und legte es auf den Schreibtisch zurück. Morgen war auch noch ein Tag, an dem ich ihr gegenübertreten konnte. Ich hatte heute genug erlebt und würde mir die Nacht sicherlich nicht um die Ohren schlagen. Ich legte mich zurück auf die Couch und schloss meine Augen.



Der nächste Morgen kam schnell. Ich hatte das Gefühl kaum geschlafen zu haben. Ich wälzte mich lange hin und her, bis ich die Position fand, die ich gemütlich fand, um in den Schlaf zu sinken. Doch kaum war ich eingeschlafen, hörte ich, wie meine Nichte und mein Neffe in das Zimmer rannten und auf der Schlafcouch herumsprangen. Sie lachten laut und ließen sich gerne zwischendurch auf meine Schlafgelegenheit fallen, ehe sie erneut aufstanden und wieder auf und ab sprangen.

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