Kapitel 62

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-Emma -

Die Tage zogen sich dahin. Das Ende der Ferien rückte näher. Das wurde auch den jüngsten des Hauses bewusst. Je näher der Tag des ersten Schultages rückte, umso quengeliger wurden sie. Michal und Gemma hatten ihnen versprochen zum Abschluss wegzufahren. Vorher jedoch sollten sie ihre Schultaschen so weit packen, dass sie sie am ersten Schultag greifen konnten und nur noch ihr Essen und ihr Trinken einpacken mussten. Beiden schmeckte dies nicht sonderlich. Sie versuchten die Arbeit an mich abzudrücken, was ich jedoch nicht zuließ. Ich teilte ihnen klipp und klar mit, dass sie dafür zuständig waren und ihnen im späteren Leben niemand die Tasche packte. Je früher sie es lernten, umso besser war es für sie.


„Aber du hast unsere Rucksäcke in den Ferien auch immer gepackt", behauptete Dominic sich mir gegenüber.


Ich erklärte ihm, dass es sich in diesem Fall um etwas anderes handelte, was ihn nicht interessierte. Ich stellte auf stur. Es war ihre Aufgabe, die ihnen von ihren Eltern aufgegeben wurde. Ich konnte unterstützen, mehr nicht. Nur mit viel Murren und Meckern erledigten sie die ihnen aufgetragene Aufgabe, weil ihnen Michal klar machte, dass der Kurzurlaub ansonsten gestrichen wäre. Innerhalb einer halben Stunde waren sie fertig. Ich beglückwünschte sie und versprach ihnen am folgenden Tag einen großen Eisbecher mit ihnen essen zu gehen. Plötzlich war der ganze Ärger verflogen und durch Freude ersetzt worden.


„Mommy? Wo fahren wir denn in den Urlaub hin?", wollte Milena beim Abendessen wissen.


„Das wird eine Überraschung", antwortete Gemma ihr. „Daddy und ich haben uns etwas Großartiges für euch einfallen lassen. Es wird euch gefallen."


„Und was sollen wir einpacken, wenn wir nicht wissen, wohin wir fahren?"


Eine berechtigte Frage aus Milenas Mund.


„Das übernehme ich. Du musst dich um nichts kümmern, Schätzchen."


Ich wusste selbstverständlich, wohin es ging und wusste, den Kindern würde es gefallen. Sie würden vor Freude Purzelbäume machen. Michal hatte mir mitgeteilt, dass sie in das Disneyland Resort in Kalifornien fliegen würden. Sie hatten mich ebenfalls eingeladen, aber ich lehnte höflicherweise ab. Ich wollte die Tage allein verbringen und sehen, was ich anstellen konnte. Ich hatte mir vorgenommen, meinen Cousin zu besuchen, wollte zum Grab meiner Großeltern, shoppen gehen und mich mit Calvin treffen. Ich wollte Dinge machen, die mich ablenkten. Dinge, bei denen ich nicht nachdenken musste. Genau genommen war die Reise nach Kalifornien genau das, was ich wollte - Ablenkung. Dennoch lehnte ich ab.


Du packst aber auch die richtigen Sachen ein?"


„Selbstverständlich."


Egal, wie sehr Milena und Dominic sich bemühten, keiner verriet ihnen, wohin es ging. Offiziell wusste ich nichts und stellte mich dumm.


„Du weißt bestimmt, wohin wir fahren. Bitte verrate es uns."


Dominic saß nach dem Essen flehend neben mir. Er probierte es wieder.


„Ich? Keine Ahnung. Eure Eltern haben mir nichts gesagt. Ich muss mich ebenfalls überraschen lassen, wenn ihr mir davon erzählt."


Es war ziemlich leicht, ihnen diese kleine Lüge zu erzählen, obwohl ich wusste, dass sie mir nicht glaubten. Ich merkte es an ihren Reaktionen. Sie konnten versuchen, was sie wollten, sie würden die Information nicht aus mir rauskitzeln und würden es frühestens am Flughafen erfahren. Ich war auf ihre Reaktion gespannt, wenn Gemma und Michal mit der Wahrheit rausrückten. Schließlich war ich der Fahrer und würde sie bis zum Sicherheitscheck begleiten.

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