𝟱𝟯 𝙆𝙄𝙇𝙇

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Nach dem zum Ende hin doch sehr nervenaufreibenden Abend, war ich wieder auf dem Weg in mein Zimmer.

Alle bis auf Xavier waren noch gemeinsam in einem Fast Food Lokal in der nähe, doch ich konnte einfach nichts in mich kriegen.

Meine Gedanken kreisten um das, was Curtis gesagt hatte und ich fragte mich, ob es wirklich ein Fehler war den Jungs zu vertrauen.

Als ich an der Notfall Tür vorbei lief, lauschte ich plötzlich einem heftigen Schrei.

Ich konnte nicht anders als zu vermuten, dass es etwas mit Xavier auf sich hatte.
Es konnte nichts gutes heißen, wenn er alleine verschwand.

"Was ist da draußen los?",hörte ich, nach dem sich eine Tür öffnete.

"Schon wieder Sie? Was machen Sie da draußen? Ich rufe den Hotellier an.",meinte die entnervte Dame von letzter Nacht.

"Nein, entschuldigen Sie bitte. Ich hole meine Freunde rein und wir sind leise, versprochen.",bat ich sie.

Es könnte ein unschöneres Ende haben als ich es ohnehin schon vermutete, wenn jemand etwas mitbekommen sollte.

Wiederwillig schloss die Frau die Tür und ich öffnete die schwere Notfall Tür.

Xavier hielt jemanden am Kragen und dieser jemand lehnte über dem steilen Abgang an der Feuertreppe.
Es war Lucas und er hatte Blut an seiner Nase, Lippe und am Kopf.

"WAS HAT ER DIR GESAGT?",schrie Xavier ihn an.

"Was tust du da?",rief ich.

Er antwortete nicht sondern hielt kurz inne als er meine Präsenz wahr nahm und schlug den Jungen erneut.

"Hör auf damit, du kannst das auch anders lösen!",rief ich panisch.

In Rage zog er eine Waffe, hielt sie dem Jungen neben das Ohr und schoss, sodass der Junge sich das Ohr hielt.

Ihm war bestimmt ein Trommelfell geplatzt so nah, wie der Schuss an ihm abgefeuert wurde.

Ich griff mit meiner schwitzigen Hand in meine Tasche und suchte nach der Waffe die ich zur Sicherheit bei mir trug.

"Rede!",bedrohte er Lucas und ignorierte mich dabei vollkommen.

"Du bist um einiges Schlimmer, als ich es erwartet habe und ich hatte nicht viel Hoffnung für dich.",schüttelte ich den Kopf.

Er zog dem Jungen die Waffe über den Kopf und hielt ihm sie daraufhin zwischen die Augen.

"LASS IHN LOS!",schrie ich und hielt dann Xavier die Waffe an den Kopf, die ich aus der Tasche gezogen hatte.

Meine Hand zitterte aber ganz sicher meine Stimme nicht.

Ich meinte es Todernst.
Er konnte nicht mit allen umgehen wie er wollte. Der Junge war noch so Jung und ich hatte es satt mir das mit anzusehen und nichts zu tun.

"Was willst du machen?",fragte er und schaute mich an.

"Willst du mich umbringen?",fragte er und spannte seinen Kiefer an.

"Los! Bring mich um!",schrie er und es hörte sich fast an als würde er es wirklich wollen.

"Ich bringe dich um!",schrie ich und starrte ihm entgegen.

"Ich schwöre es dir! Ich werde dich umbringen!",schrie ich weiter.

Lucas zitterte und schaute in die Tiefe.

Aus dem nichts schubste Xavier den Jungen so, dass er auf dem Boden ab prallte.

Er wendete sich furchtlos zu mir und hob die Hand.
Ich dachte er würde mir die Waffe entreißen, doch ganz im Gegenteil.

Er nahm mein Handgelenk und platzierte mit meiner Hand die Waffe auf seine Stirn.

"Schieß.",flüsterte er und ich blickte ihm einfach nur hasserfüllt entgegen.
Es ging nicht mehr um den Jungen, der war nämlich schon davon gelaufen.

Es war ein Machtspiel zwischen ihm und mir und das von vorne rein.

Trotzdem hielt ich ihm die Waffe weiterhin an den Kopf.

"Ich würde so vielen Menschen ein Gefallen tun.", flüsterte ich.

Ich weiß nicht wieso ich in diesem Moment so extrem wütend war.
Vielleicht war es die Verzweiflung die ich die ganze Zeit über zu unterdrücken versuchte oder weil ich nicht wusste, ob ich ihm trauen kann.

Mich überraschte die eine Träne die, durch die Ganze Wut in mir, hindurch brach.
Ich versuchte sie zu ignorieren, doch es wurden mehr.

Mein Blick war hasserfüllt geblieben, doch sein Blick war wie so oft eiskalt.

"Dann tu es.",sagte er bestimmt.

Ich hörte wie eine weitere Waffe entsichert wurde und sie langsam den Weg an meinen Kopf fand.

"Bringen wir uns jetzt gegenseitig um?",fragte ich.

Er lachte mit seiner kalten, tiefen Stimme und unverändertem Blick auf, als wäre es ein Spiel.

Und vielleicht war es das auch?
Vielleicht war das alles von Anfang an ein Spiel.

Mein Herz pochte.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch Angst um mein Leben haben würde.
Ich hatte auch die Befürchtung, dass mein Herz nicht wegen meinem Leben pochte.

"Ich werde sie nicht runter nehmen.",sagte ich sicher und schluckte.

Er erwiederte nichts, sondern starrte mich nur an.
Ich wusste, ich könnte seinem Blick nicht stand halten.

Er und alle anderen hatten von vorne rein Recht damit, dass ich zu schwach war. Ich werde diese Lügen und Intrigen niemals verstehen können.
Ich werde diese Spiele nicht spielen und diesen Kampf den ich mit mir selbst führe, nie gewinnen können.

Ich schmiss die Waffe aus meiner Hand und schob die Waffe an meiner Schläfe, die Xavier auf mich gerichtet hatte, in meinen Mund hinein.

Ich sah in Xavier's mitleidenden grüne Augen, die so viel mehr in sich hatten als er zuließ und schloss dann meine Augen.

Ich wartete.
Er hielt die Waffe ganz fest, dass konnte ich spüren.

Sie war bereits entsichert, also hätte er seinen Zeigefinger nur noch ganz leicht bewegen müssen und das wäre mein Ende gewesen.

Ich hatte ihm mein Leben in die Hand gelegt.

Ich spürte, dass der Griff an der Waffe lockerer und sie aus meinem Mund gezogen wurde.

Ich spürte eine Hand an meinem Hinterkopf, die mich langsam an eine Schulter drückte.

Meine Augen blieben weiterhin geschlossen. Ein Arm klammerte sich schon fast an meinen Rücken und ich machte das selbe mit den Oberarmen, mit denen ich gehalten wurde.

"Was ist das nur?",fragte ich ihn von Schmerz erfüllt, gegen seine Brust.

Es war keine konkrete Frage, trotzdem war ich mir sicher, dass er ganz genau wusste, was ich meinte.

Ich fragte mich was das für ein Gefühl war, dass uns plagte?
Ich fragte mich warum ich ihm mein Leben anvertraute, ihn gleichzeitig fürchtete, töten wollte und es trotzdem nicht tat?

Und so standen wir dort.
Wir umarmen uns nicht, sondern hielten einander. Wir waren an dem selben Punkt angelangt wie der jeweils andere und das wussten und fühlten nur wir beide.

Wir sprachen nie wieder über diesen kleinen Zusammenbruch, der uns einander auf einmal so viel näher fühlen ließ als es für uns gut war.

Gangsters don't cryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt