𝟳𝟰 𝙏𝙝𝙚 𝙤𝙣𝙡𝙮 𝙤𝙣𝙚

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Silvester

Ich hatte mein erstes mal mit sechszehn.
Er war der Bruder meiner damaligen besten Freundin Victoria und wir sind gemeinsam in der selben Straße aufgewachsen. Tyler, war sein Name. Er war kein schlechter Mensch, er war nur ein Teenager in einem schreckliches Umfeld, so wie ich. Er fiel in die Drogenszene herein und genau das war die Zeit in der wir uns auf einmal immer mehr näherten. Ich versuchte ihm da raus zu helfen, unterstützte ihn und er mich.

Unsere Beziehung war nicht lang, gerade einmal zwei Monate. Irgendwann brannte er mit seiner Musikkarriere durch und war sogar ziemlich erfolgreich. Eines Tages hörte ich einen seiner Songs sogar durch das kleine Radio in einem Waschsalon und musste lächeln.
Ich war stolz auf ihn, dass er es geschafft hatte.

Ich bereute es nicht, dass mein erstes Mal mit ihm war. Ich bereute es, weil ich ihn nicht liebte, nicht vertraute und die gesamte Aktion so unüberlegt und dumm war.
Deswegen ließ ich auch Bryan nicht an mich ran.
Ich wollte nie wieder Sex mit jemandem haben, den ich nicht liebte.

Xavier und ich haben uns in einem schwachen Moment erwischt und das hat uns dazu gebracht dem anderen eine Seite von sich zu zeigen, eine verletzte Seite, die Liebe brauchte.
Und genau das hat er mir in dieser Nacht gegeben, nur damit mein Herz gleich danach wieder bricht.

Heute war der letzte Tag des Jahres.
Morgens besuchten wir Isaac im Krankenhaus und nachmittags kam auch schon Xaviers gesamte Familie ins Haus, sowie das halbe Kartell. Die meisten Menschen habe ich noch nie zuvor gesehen.

Ich trug goldenen Schmuck mit einem schwarzen langen Kleid mit hohem Schlitz , offene gelockte Haare und war etwas stärker geschminkt als sonst. Es gefiel mir wie ich heute aussah.
Zur Begrüßung aller Gäste stellte sich Natal zu Enrique und ich stellte mich etwas entfernt von ihm an seine Seite.

Ich sah mich um und konnte sehen wie Xavier sich uns näherte.
Nachdem er an seines Vaters Seite ein paar wichtige Leute begrüßt hatte, entfernte er sich von ihm und ich spürte wie sein Blick zu mir wanderte. Schnell sah ich weg und drehte ihm den Rücken zu.

Plötzlich spürte ich seine Nähe und er stellte sich unauffällig zu mir. Alleine das löste in mir schon eine enorme innere Unruhe aus. Ich wollte ihn am liebsten hier sofort zu mir ziehen und küssen und gleichzeitig wollte ich ihm ein Messer ins Herz rammen.

„Wir müssen reden.",sprach er auf einmal kalt und distanziert.

Reden?
Er wollte mit mir reden? Worüber soll er mich mir reden wollen? Dass ich Natal ja nicht erzähle,
dass er Sex mir seiner Tochter hatte?

„Müssen wir das?",flüsterte ich streng und resistent.

„Ich werde mich nicht wiederholen.",sagte er im selben Tonfall wie zuvor, weiterhin ohne mich anzusehen.

„Das musst du auch nicht, ich habe alles verstanden. Ich habe leider nur keine Zeit für dich, Xavier.",sprach ich und verließ das Wohnzimmer.

Unauffällig blieb er eine kurze Weile stehen, nippte an seinem Glas und entschied sich dann dazu mir zu folgen.

„Was hast du denn so dringendes zu tun?",fragte er mich während ihm im Flur einige Mädchen zulächelten und er ihnen nur einen kalten Blick schenkte.

„Ich muss in die Küche, Kartoffeln schälen.",sagte ich und riss demonstrativ die Tür der Küche auf.

Natürlich gab es Bedienstete die normalerweise kochten, aber an diesem besonderen Fest machten es die Frauen der El Perez nach ihrem Familienrezept. Ich habe zuvor darauf bestanden in der Küche zu helfen und  Xavier's Tante meinte dann, ich könnte die Kartoffeln schälen.

Gangsters don't cryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt