Aufgeflogen

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Luke

Die Szenen in meinem Kopf waren unaufhörlich, ich malte mir das schlimmste aus.
Diese Idioten-
Ich hätte sie schon vor Monaten auswechseln müssen.

Mackenzie und Smiths waren die beiden Kollegen der polizeilichen Inspektion, die mich bereits in Blackburn bei Averys Observierung unterstützt hatten. Sie waren nett, man konnte sich gut mit ihnen unterhalten und sie machten ihren Job, damals, unter meiner Führung, einwandfrei. Doch seitdem sie auf sich allein gestellt waren passierte nur noch Bullshit.

Sie waren in London durchgehend zu nah an uns dran, es grenzte an ein Wunder, dass sie meiner Frau nicht aufgefallen waren. Nach unserem Streit auf dem Heimritt, hatte ich die Beiden hingegen darum gebeten an Avery dicht dran zu bleiben, drauf zu achten, dass sie heim fand und keinen Schmarn in ihren Kopf ausheckte. Ich hatte ihnen explizit gesagt, dass Avery sie lieber bemerken sollte und vielleicht sogar Angst vor Verfolgern haben sollte, als wirklich in Gefahr zu sein- und was war passiert? Sie verloren ihre Spur nur zehn Minuten später.

Und anstatt zu unserem Zuhause zu reiten und abzuwarten ob sie dort auftauchte, machten sie Feierabend und berichteten mir nicht einmal von ihrem Fehler. Unzuverlässige Scheißkerle

Nachdem Mackenzie mich vorher von dem Gemeindetelefon angerufen hatte, hatte ich mich sofort auf dem Weg zu ihnen gemacht. Dort angekommen musste ich weitere zwanzig wichtige Minuten meiner Zeit damit vergeuden um sie überhaupt erstmal zu finden.
Denn nein-
sie blieben nicht etwa neben dem Telefon. Stattdessen machten sie es sich lieber im Café nebenan gemütlich und rauchten. Diese Inkompetenz machte mich wahnsinnig. Sie wussten es noch nicht, doch das wäre heute die letzte gemeinsame Zusammenarbeit gewesen. Die kräftige Gehaltserhöhung würden ab morgen zwei  andere ihrer Kollegen bekommen.

Als mir die Beiden im Café schließlich von den letzten Stunden berichteten war ich erst einmal beruhigt, fast ein bisschen stolz auf meine Frau. Sie hatte sie nicht nur bemerkt, sondern heckte spontan einen Plan zur Flucht aus, der auch noch problemlos gelang. Kluges Mädchen.

Doch dann hatte ich mich wieder auf den Weg nach Hause gemacht, es dämmerte mittlerweile, und musste mit Erschrecken feststellen, dass weder meine Frau noch Matthes hier waren.

Seitdem lief ich in meinem Arbeitszimmer auf und ab, hatte das Tor zu unserem Grundstück ständig im Auge.

In der ersten Stunde, in der ich wartete, verdrängte ich meine Sorgen, sie hatten sich bestimmt in ein Restaurant gesetzt oder eine Konditorei gefunden.

In der zweiten Stunde setzten langsam die Paranoia ein, klar, Matthes sollte bei ihr sein, doch wer wusste schon was passiert war?

In der dritten Stunde begann das hektische Umherlaufen, mein Herz pochte wild und unrhythmisch, ich malte mir das Schlimmste aus. Avery und ich waren in nicht einmal mehr zehn Minuten zum Abendessen verabredet. Es musste etwas passiert sein, sie würde niemals dem Koch gegenüber eine solche Unhöflichkeit zeigen. Ich wollte raus, mich auf die Suche nach ihr machen, doch wo sollte ich anfangen? Ohne die kleinste Spur wäre es ein sinnloses Belangen.

Am Anfang der dritten Stunde, vor vierzig Minuten hatte ich mit der Wachstelle telefoniert, drum gebeten, dass mehrere Männer ausgeschickt werden um nach Avery zu sehen. Doch bisher gab es keine Neuigkeiten.

Also lief ich von links nach rechts, setzte mich hin und wieder an meinen Schreibtisch, nur um ein paar Sekunden die Akten ohne Konzentration anzustarren, um dann doch wieder aufzustehen. Mein Herz zog sich zusammen und die Bilder der Opfer, besonders von Catherine Eddowes, denn sie war Avery wie aus dem Gesicht geschnitten, surrten unaufhörlich durch meine Gedanken. Ich bemerkte ein leichtes Unwohlsein in meiner Magengrube.

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