Tränen

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Wo bin ich?

Ich kuschelte mich noch mehr an die Decke und gähnte verschlafen. Als ich meine Augen öffnete, strahlten mir sofort das warme Licht der Dämmerung entgegen weshalb ich sie für einen kurzen Moment wieder schloss. Im Hintergrund lief leise Musik - Bach denke ich. Ich erinnerte mich an den Anfang des Tages. Luke und ich waren Baden und dann- Hitze stieg in meine Wangen und ich biss mir auf die Lippe. Mit der linken Hand hob ich die Decke und betrachtete meinen untenrum nackten Körper.

„Ist mein Kitten wieder wach?" hörte ich eine Stimme von hinten, die mich nur noch mehr zum erröten brachte. Ich setzte mich auf um über die Lehne des Sofas schauen zu können und beobachtete Luke. Es war mir auf eine komische Art und Weise peinlich ihn nach den Ereignissen der letzten Stunden zu sehen: „Was machst du da?" Er spielte mit der schwarzen Feder in seiner Hand und betrachtete konzentriert das Blatt: „Ich schreibe einen Brief an meine Familie. Sie sollten es auch erfahren." Neugierig musterte ich ihn. „Sie wissen nicht, dass ich dich geheiratet hab"

„Wieso?"
Schämte er sich für mich? Wollte er erst einmal feststellen ob ich überhaupt gut genug war?
Irritiert wickelte ich die Decke um meinen Körper und lief zu ihm, von hinten lehnte ich meinen Ellenbogen auf seine Schulter und die Hand legte ich in sein Haar. Es war noch immer ganz verstrubbelt von vorher, es sah süß aus. Ein Kichern entfuhr mir: „Ich dachte sie wissen Bescheid, deine Schwester war doch da?"

„Weil du nicht die einzige bist, die ein schlechtes Verhältnis zum Vater hat." genervt stieß er meine Hände weg und stand auf:
„Dein Egoismus nervt mich. Du nervst mich gerade im Allgemeinen. Ich bin in meinem Arbeitszimmer, störe bitte nicht." Damit packte er die Zettel auf dem Tisch zusammen und verschwand durch die nächste Tür. Total verwirrt blieb ich erstmal stehen und wunderte mich, was ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. Wieder kamen mir die Ereignisse der letzten Stunden in den Sinn, was fiel ihm ein?

Trotz seinem ‚Störe bitte nicht' lief ich zur Tür und schlug sie auf: „Weißt du wie verletzend das gerade war?" Als Antwort bekam ich nur einen gelangweilten Blick. Er stand vor seinem Fenster und rauchte: „Na und."
Empört verschränkte ich die Arme vor meiner Brust: „Geht es noch? Ich war nicht die, die von dir befriedigt werden wollte okay?"

Keine Reaktion.

Ich wickelte die Decke fester um meinen Körper:
„Und ich war auch nicht die die dich heiraten wollte"

Damit verließ ich den Raum, doch es dauerte nicht lang, bis Schritte hinter mir ertönten. Ich lies mich nicht beirren und lief in Richtung Bad, wo ich mir mein Kleid erhoffte, doch soweit kam ich nicht.

Luke hielt mich am Oberarm fest und drehte mich ziemlich plötzlich in seine Richtung. „Deine Entschuldigung kannst du dir sparen", warf ich ihm entgegen. Höhnisch lachte er auf: „Für was soll ich mich entschuldigen? Du bist hier die, die ihre Pflichten nicht einhält. Sei mal dankbar dafür, wie viel Rücksicht ich nehme." Mein Mund klappte mir beinahe herunter: „Rücksicht auf was? Das ich noch keinen sexuellen Kontakt zu dir will? Das ich nicht will, dass du meine Brüste anfässt? Darauf nimmst du ja tolle Rücksicht!"

In seinem Blick lag nichts als Wut: „Im Gegensatz zu dir, sind die meisten anderen Frauen schon in der Hochzeitsnacht schwanger , denn das ist deine Aufgabe Avery. Du sollst meine Bedürfnisse stillen und für meinen Nachwuchs sorgen. Darauf habe ich Rücksicht genommen." Ich war sauer. Eine einzige Träne lief meine Backen hinunter und ich befreite mich aus seinem Griff. „Wieso heulst du jetzt? Bist du wirklich so weinerlich? Das war dir doch hoffentlich davor schon alles klar. Du bist achtzehn Avery - also verhalte dich wie meine Ehefrau und nicht wie ein kleines Mädchen!" Ich wischte mir die Träne weg und schaute an ihm vorbei: „Ich weine weil ich wütend bin. Ich will meine Ruhe" Enttäuscht lief ich in eins der Gästebadezimmer und sperrte mich ein.

Ich war enttäuscht.

Nichts traf es besser als bittere Enttäuschung.

Natürlich war es mir klar, dass Frauen gewisse Pflichten haben, aber wieso gab es so wenige auf dieser Welt, die meine Sicht teilten? Wieso sollen nicht auch Frauen in die Politik dürfen, schließlich war doch unser Oberhaupt auch eine Königin und kein König. Wieso sollten Frauen nicht arbeiten gehen dürfen, nicht schreiben? Nicht lernen? Ich hatte es noch nie verstanden.

Kilian hätte so etwas wie Luke nie gesagt, er hätte mich in allem unterstützt. Traurig setzte ich mich auf die Fensterbank und starrte auf die Küste, die in der Ferne zu sehen war.
Ich wollte zu ihm.
Seinen Geruch einatmen,
Seine Wärme spüren,
Ihn küssen.

Seufzend krallte ich meine Nägel in meine Oberarme, gäbe es denn wirklich keine Chance für uns beide?

Ich verscheuchte diesen Gedanken so gut wie möglich, er war verheiratet- genau wie ich. Unsere Geschichte war vorbei. Schluchzend stand ich wieder auf um Wasser in die Badewanne einzulassen. Ich hatte heute ja schließlich nicht genug Zeit im Wasser verbracht. Haha.

KittenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt