Kapitel 21

135 6 35
                                    

Suna schmiss die Tür hinter sich zu, streifte sich Jacke und Schuhe vom Körper, warf alles achtlos in eine Ecke, stürmte in sein Zimmer, setzte sich auf sein Bett und griff nach seinem Polster.

Er atmete tief durch, bevor er seinen Kopf hineindrückte und mit aller Kraft hineinschrie.
Doch bereits nach zehn Sekunden verstummte er. Der Schrei wandelte sich zu einem schwachen Schluchzen, als die Tränen aus seinen Augen strömten. Als ihm bewusst wurde, dass er noch das ganze Kissen damit nass machte, entfernte er es von seinem Kopf  und schniefte.

Die Tränen waren in solch einer Geschwindigkeit unterwegs, dass sie über seine Wange liefen und auf seine Kleidung tropften.

Er hätte dieses Treffen doch nicht hinter sich bringen sollen. Er hätte es so lange verschieben sollen, bis Osamu keine Lust mehr darauf gehabt hätte, ihn als seinen Trauzeugen zu wünschen. So lange, bis er ihn gehasst hätte und vielleicht sogar den Kontakt abgebrochen hätte. Dann hätte er sich einiges erspart.

Wieso hatte er zugestimmt? Er hatte sich doch fest vorgenommen, irgendeine Ausrede zu finden, um davon wegzukommen, doch sein Mund hatte einfach das Einfachste ausgesprochen, was es in seinem Repertoire an Worten gegeben hatte.

Suna strich sich mit seinem Ärmel die Tränen aus den Augen, schniefte erneut auf. Was sollte er jetzt mit seinem Leben anstellen?

Er war alleine.

Er konnte nicht einmal mit irgendwem darüber reden.

Zögerlich warf er einen Blick in den Flur. Sein Handy hatte sich in der Jackentasche befunden. In der Jacke, die er in die Ecke geworfen hatte. Wenn es noch lebte, sollte er jemanden anrufen?

Tao gehörte zwar zu seinen engeren Freunden, aber er hatte keine Ahnung von seinem Leben und war nicht der beste Gesprächspartner, wenn man ein ernstes Gespräch führen wollte.
Die restlichen Leute seines Teams waren Freunde. Aber sie waren keine Vertrauenspersonen.
Osamu kam sowieso nicht in Frage, darüber schüttelte er den Kopf.

Akiba. Tatsächlich zog er in Erwägung, es bei ihr zu versuchen. Aber dann fiel ihm ein, dass er erst seit ein paar Tagen wieder Kontakt mit ihr hatte und noch immer nicht ganz wusste, ob er ihr derzeit vertrauen konnte.

Er wusste, dass sowieso nur eine Person blieb.

‚Und wenn du was brauchst, kannst du dich jederzeit melden.‘

Suna seufzte, strich sich erneut die Tränen aus den Augen. In ihm verkrampfte sich alles – Er war echt nicht der Typ von Mensch, der gerne über seine Probleme sprach, und dann auch noch extra jemanden dafür anzurufen, verursachte eine immense Spannung in seinem Inneren, die sich durch seinen ganzen Körper zog und seine Durchblutung stocken ließ.

Komori war der einzige Mensch, der die letzten Jahre immer bei ihm gewesen war, wenn es ihm schlecht gegangen war. Er hatte es irgendwie immer gemerkt, war zu ihm gekommen und zusammen waren sie nach draußen gegangen. Es war ihm gelungen, Suna zum Reden zu bringen, und der Mittelblocker musste zugeben, dass es ihm manchmal danach besser gegangen war. Aber von selbst hatte er sich nie getraut, seine Probleme anzusprechen.

Was, wenn Komori gerade etwas überaus Wichtiges erledigte? Was, wenn er gerade keine Zeit haben würde? Vielleicht war er ja auch genervt von ihm, wenn er ihn in seiner freien Zeit belästigte.

Er warf einen Blick auf die Uhr – 20.24.

Etwa zwanzig Minuten, in denen Suna auf seinem Bett lag und ein Taschentuch nach dem anderen vollschnäuzte, überlegte er, was er tun sollte. Dabei kaute er nervös an seinen Fingernägeln herum, biss sich auf die Unterlippe oder rieb sich die Schläfen.

Promise me that we'll be fine - OsaSunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt