Kapitel 33

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Das Geräusch des Feuerzeugs durchbrach die seit einigen Minuten herrschende Stille mit einem Mal. Es war windstill, dennoch hielt ihr Bruder sich die Hand vor die Zigarette, als würde sie jeden Moment von selbst ausgehen.

Akiba sah ihm dabei zu, als gäbe es nichts Interessanteres. Nichts, was es zu besprechen gab.

Eita zog einmal an der Zigarette, hielt sie ihr dann hin. „Willst du?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke“, antwortete sie leise.
Der Ältere zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Hast du aufgehört?“
„Schon länger.“
Eita legte den Kopf schief, betrachtete sie skeptisch.
„Was?“, frage sie genervt, als sie seinen Blick bemerkte.
Doch er zuckte bloß mit den Schultern. „Keine Ahnung. Du bist anders.“

Akiba presste die Augen zusammen, atmete tief durch. „Du auch.“
Er lehnte sich gegen die Hauswand, zog wieder an der Zigarette zwischen seinen Fingern und pustete den Rauch langsam aus, beobachtete ihn dabei genau. „Mein Leben war nicht so nett, dass ich gemütlich von einem Job zum Nächsten wechseln konnte.“
„Denkst du ernsthaft, das wäre nett gewesen?“, erkundigte sie sich ungläubig, verschränkte dabei erzürnt die Arme vor der Brust. „Glaubst du, das war lustig?“
„Tja, an der Sache mit Chung-hee hattest du offensichtlich Spaß.“
„Ihr müsst mir das alle vorhalten, oder?“
„Du warst ein Arschloch, Akiba.“

Ihre Nasenflügel zuckten wütend. „Und diese Worte kommen aus deinem Mund.“

Punktlandung. Eita sah zur Seite, sein Kiefer arbeitete, während er die Zigarette zwischen seinen Fingern herum drehte. Und augenblicklich bekam Akiba ein schlechtes Gewissen.

„Du weißt, dass ich keine andere Wahl hatte.“

Dennoch wollte sie sich durchsetzen.

„Man hat immer eine Wahl.“ Sie zuckte mit den Schultern, spürte seinen tötenden Blick wieder auf ihr. „Es kommt darauf an, für was man sich entscheidet und was einem wichtiger ist.“
„Tu nicht so, als wärst du irgendetwas Besseres, Madame.“
„Bin ich nicht.“ Seufzend steckte sie die Hände in die Taschen ihrer Weste. „Aber ich habe mir damals mein Leben selbst zerstört und niemand anderen in den Scherbenhaufen hineingezogen.“

Wieder eine Punktlandung. Die folgende Stille war beinahe unerträglich, bedrückend und die Luft wurde mit jeder vergehenden Sekunde dicker und raubte ihr allmählich den Atem.

„Ich habe mein Karma schon erhalten.“

Schlechtes Gewissen. Es war wieder da. Manchmal hasste Akiba sich für ihre unsensible Art gegenüber bestimmten Menschen, die oft Unbehagen auslöste und wunde Punkte perfekt traf.

Sie seufzte, sah auf ihre Finger. „Stell dich nicht wieder als das Opfer dar. Du weißt genau, dass du dir das meiste davon selbst-“
„Ich darf sie nicht sehen, Kiwi“, unterbrach er sie mit schwacher Stille.

„Wen?“ Akiba sah wieder zu ihm. „Ich dachte, wir reden von Ke-“
„Sarinja“, unterbrach er sie erneut. „Maya hat das Sorgerecht auf brutalste Weise an sich gerissen.“

Akiba schluckte. Übelkeit stieg ihr wieder hoch, als ihre Gedanken wieder zu rasen begannen – Was, wenn? Was, wenn? Was, wenn? Was, wenn? Was, wenn?!

„Ich…“, begann sie überfordert. Sie konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlen musste. „Ich würde gerne irgendetwas tun, aber-“
„Vergiss es. Du kannst es nicht. Niemand kann das. Ihre Entscheidung.“

Akiba presste die Lippen zusammen, ließ sich auf einem der Sessel nieder, als sich ihre Beine plötzlich viel zu schwer anfühlten. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein.

„Und… zu deiner Information…“, begann er, seine Stimme etwas brüchiger, seine Augen etwas glasig, während er einen tiefen Zug nahm und die Zigarette am Aschenbecher ausklopfte. „Ich würde alles dafür geben, um die Zeit zurück zu drehen. Aber ich kann es nicht. Und außerdem…“ Er unterbrach sich, sah in die Ferne, bevor er sich wieder gerade hin stellte und auf den Boden starrte. „Selbst, wenn ich die Stärke dazu hätte, die Dinge richtig zu stellen… es wäre sinnlos.“
„Wieso?“

Eita verzog den Mund, seufzte. „Weil er mich überall blockiert hat, wo es nur geht, und mir mehr als deutlich gezeigt hat, dass er mich nie wieder sehen will.“
„Wundert’s dich?“
„Nein.“ Er setzte sich auf den Sessel neben ihr, zerdrückte die Zigarette im mitgenommenen Aschenbecher und schien für ein paar Minuten in seiner eigenen Welt gefangen zu sein. Einsam. Zerbrochen. Irgendwie hilflos. Aber vor allem traurig.

Eine Weile musterte sie ihn, bevor sie schließlich auf ihre eigenen Finger sah und eine Weile mit ihrem Armband herum spielte, von dem sie nicht einmal mehr wusste, wo sie es her hatte. Es war einfach da gewesen. Wie so vieles in ihrem Leben. Eine plötzliche, nicht angekündigte Veränderung, klein, aber dennoch brutal.

Und zum ersten Mal seit Wochen hatte sie das Verlangen, darüber zu sprechen.

„Eita?“
„Hm?“
„Kann ich dir was anvertrauen?“
„Klar.“

Sie atmete tief durch. In seinem Blick lag Sorge – Doch er drängte sie keineswegs zum Sprechen.





Verpasst.
Verpasst.
Verpasst.
Und noch ein verpasster Ball.

„Suna!“, rief ihm der Trainer zu. „Entweder du bist jetzt bei der Sache oder du gehst raus!“

Suna seufzte, rollte mit den Augen, bevor er sich erneut an seine Position stellte – Die Tatsache, dass er im gesamten Probespiel noch keinen einzigen Ball blocken hatte können, schob er bewusst auf seine Unkonzentriertheit und nicht auf das offensichtliche Talent von Nagito als Wing Spiker.

Er wusste, dass Letzteres seine Nerven mehr aufgehetzt hätte, als ihm unterbewusst lieb war.

Nagito war bloß ein Jahr jünger und besaß ein Talent, das Suna erstmals dazu brachte, sich richtig reinhängen zu wollen – Zu sehr. Denn es führte schlussendlich dazu, dass er sich immer weniger darauf konzentrierte.
Auch Tao schien seine Unkonzentriertheit heute auszugleichen – Er spielte perfekte Bälle, traf genau neben die Linien und war mit einem Eifer bei der Sache, der ihn sogar dazu brachte, während dem gesamten Training konzentriert zu bleiben und nicht einen seiner bekannten Ausraster zu bekommen, weil irgendetwas nicht nach seinem Kopf lief.

Er blieb tatsächlich ruhig. Im Gegensatz zu Suna. Hatten sie vielleicht Körper getauscht?

Verpasst.

Suna trat wütend gegen einen herumliegenden Ball, rieb sich dann über die Stirn. Er fühlte sich unfähig, versagend und wollte am liebsten freiwillig hinausgehen. Vielleicht war es einfach nicht sein Tag.

Nicht sein Tag. Nicht seine Woche. Nicht sein Monat. Nicht sein Jahr. Nicht sein Leben.

Das war alles Osamus Schuld. Es war alles seine Schuld. Alles. Seine. Verdammte. Schuld.

Wieso war dieser Typ überhaupt in sein Leben getreten? Warum hätten sich ihre Wege einfach nie kreuzen können?

Und warum konnte sein Herz nicht einfach darüber hinweg kommen, dass er absolut keine Chance mehr hatte? Osamu hatte sich endgültig entschieden – Er wollte sein Leben lieber unglücklich verbringen, als auf sein Herz zu hören. Und dafür ließ er sogar Sunas Herz in Stücke brechen. Was war es, was ihn dazu veranlasste? Anerkennung? Von seinen hasserfüllten Eltern? Von seinen Kunden?

Trainer Moriyama winkte ihn zu sich. Suna ging ohne ein Wiederwort vom Feld, setzte sich auf die Bank, auf die er deutete.

Suna bekam nicht einmal mit, wer statt ihm ins Feld ging.

„Suna.“ Der Trainer betrachtete die Spieler am Feld, richtete seinen Blick keine Sekunde auf ihn, sprach jedoch offensichtlich mit ihm. „Ich merke, dass du immer unkonzentrierter wirst.“
„Hab derzeit viel um die Ohren.“
Moriyama neigte den Kopf. „Normalerweise warst du immer einer der ruhigsten im Team. In letzter Zeit wirkst du jedoch ziemlich gereizt und bist ein reines Chaosbündel.“
„Ist mir bewusst. Wie gesagt, ich bin derzeit ziemlich überfordert mit gewissen Begebenheiten.“

Osamu war nicht das einzige Problem. Es gab da noch etwas. Etwas viel Schlimmeres, von dem er einfach nur hoffte, dass es nicht mehr als eine böse Vorahnung war, die sich nicht bewahrheiten würde.

„Ich verstehe das vollkommen, wenn du derzeit Privat sehr viel um die Ohren hast“, begann Moriyama. „Aber du bist trotzdem Stammspieler in diesem Team und solltest bei den kommenden Turnieren wieder in deiner Bestleistung spielen können. Du bist unser bester Mittelblocker, und es wäre schade, wenn ich dich, so wie jetzt, rauswechseln müsste.“

Suna schluckte. Die Lage war ihm mehr als bewusst, doch er konnte nichts dagegen tun, dass seine Gedanken sich gegen alles aufbäumten, was ihm auch nur irgendwie helfen konnte. Er seufzte, sah auf seine Finger herab, der Klang von quietschenden Schuhen, lautem Rufen und das Schlagen des Volleyballs drang in seine Ohren, und Suna fragte sich, was er hier überhaupt tat.

Er hatte sich nie viele Gedanken über seine Zukunft gemacht. Er hatte sich nie überlegt, was er nach der Schule machen konnte. Er hatte einfach nur das Angebot vom EJP angenommen, als er es bekommen hatte, ohne großartig darüber nachzudenken, ob er das denn wirklich wollte. Ob er das hier ewig weitermachen konnte. Eine Zeit lang hatte es ihm tatsächlich Spaß gemacht, professionell Volleyball zu spielen, doch in letzter Zeit scheint das Thema ihn mindestens so sehr zum Nachdenken anzuregen wie die gemeinsame Zeit mit Osamu. Die gemeinsamen Nächte. Die Küsse. Seine Wärme. Ganz nah bei ihm. Ohne Abstand, ohne Hemmungen, auf kurzer Dauer und vergessend, welch Unheil auf ihn wartete, wenn er die Türschwelle nach draußen oder Osamu seine Wohnung verlassen hatte – Immer wieder hatte da draußen die Eskalation gewartet, die ihm beweisen konnte, dass sie sein Schicksal jedes Mal zum Schlechten wand, wenn sein Leben einmal gut lief.

Volleyball machte ihm grundsätzlich Spaß. Seine derzeitige Situation nicht. Und deshalb fühlte sich absolut alles so an, als wäre es schwer und träge, nicht möglich zu bewältigen und am liebsten hätte er sich den ganzen Tag und sein restliches Leben unter der Decke in seinem Schlafzimmer in seiner dunklen und wenig dekorierten Wohnung verbracht. Mit dicken, wässrigen Klößen in den Augen, mit dem ständigen Gedankenspiel, das ihm sagte, dass er es einfach nicht verdiente, glücklich zu sein.

„Tut mir Leid…“, sagte er leise.
Moriyama sah nun doch zu ihm. „Was denn?“
„Dass ich derzeit nicht mein Bestes gebe.“

Der Trainer seufzte, sah wieder zu den Spielern. „Ich will nicht, dass du denkst, ich zwinge dich, unter großer psychischer Belastung spielen zu müssen. Das tue ich nicht. Ich will mit dir reden. Und was auch immer es da in deinem Leben gibt, das dich offensichtlich so sehr beschäftigt, dass du sogar deine Leidenschaft einfach hinschmeißt – Was auch immer da passiert ist, du kannst nicht dein eigenes Leben dafür vernachlässigen. Du darfst nicht vergessen, dass es andere Dinge außer dem gibt.“

Suna sah ihn eine Weile an, sagte jedoch nichts mehr.

Stattdessen dachte er nach. Egal, wie sehr Osamu ihn noch immer beschäftigte – Er war kein Teil seines Lebens mehr. Seine Nachrichten zeigten seinen Namen nicht mehr an, und an dem Laden würde er auch nicht mehr vorbeikommen. Vielleicht sollte er sich eine Wohnung in Nagano oder Tokio kaufen, um aus Hyogo wegzukommen. Stopp, was dachte er da schon wieder? Wieso sollte er sich aus seiner geliebten Heimatpräfektur und Heimatstadt Kobe vertreiben lassen? Wegen Osamu? Osamu, der ihm immer wieder den Spitzen Keil voller Unbarmherzigkeit ins Herz stach, als hätte er nichts Besseres zu tun? Wieso sollte er sich Volleyball dafür verderben lassen? Wieso sollte er sein Leben dafür aufgeben?

Einige Minuten stellte er sich all diese Fragen. Doch dabei war die Antwort viel zu offensichtlich und stellte sich ihm jedes Mal quer, wenn er dachte, eine Lösung gefunden zu haben.

Osamu Miya war seine Jugendliebe. Osamu Miya war seine große Liebe im Erwachsenenalter. Und Osamu Miya besaß einen großen Teil seines Herzens, den er am liebsten hinausreißen und verbrennen würde, um all die von den Splittern blutbefleckten Stellen ein für allemal zu vernichten und von der Welt zu verbannen.

Doch selbst dann würde er es ihm nicht leichter machen.

Er wusste, dass er einen Weg zurück zu sich finden musste – Doch dieser Weg war längst begraben von all den Gefühlen, die er jahrelang unterdrückt hatte.

Vielleicht brauchte er einfach Zeit. Vielleicht würde bald alles besser werden.




In der Garderobe zog er sich schnellstens um, packte seine Sachen und wollte zurück in die Wohnung verschwinden, als Tao sich ihm in den Weg stellte.

„Was ist?“, fragte er in normaler Tonlage.
Tao legte den Kopf schief. „Das würde ich gerne dich fragen“, zischte er. „Wieso bist du in letzter Zeit so abwesend?“
„Bin ich nicht.“
„Nicht? Was war das dann vorhin?“ Tao klang zunehmend gereizter, und Suna verstand seinen plötzlichen Stimmungsumschwung nicht.

„Tao, beruhig dich… Er hat einfach einen schlechten Tag“, sagte Taki, legte ihm die Hand auf die Schulter, doch der Größere schüttelte sie ab.
„Ich kann mich nicht beruhigen, wenn ich sehe, dass deine Gedanken während dem Training nie bei der Sache sind! Merkst du nicht, dass das nicht nur dir, sondern uns allen schadet?!“
„Tao“, sagte Isei mahnend. „Lass es.“
„Nein, ich lasse es nicht!“ Er fuchtelte mit den Armen herum. „Ich habe größtes Verständnis, wenn du derzeit viele Probleme hast, aber du kannst deinen Frust nicht hier rauslassen!“
Suna platzte der Kragen. „Ach, das sagst du?! Du, der uns bei jedem verdammten Spiel mindestens eine Verwarnung vom Schiedsrichter einkassiert, weil du deinen Hass gegen andere Teams nicht in Grenzen halten kannst?!“ Mit jedem Wort wuchs seine Lautstärke, er warf seine Tasche zur Seite und trat ein paar Schritte näher. „Erzähl mir nicht, dass ich mich einkriegen soll, um dem Team nicht zu schaden, wenn du hier derjenige bist, der uns jedes Mal fast aus jedem Turnier kickt!!“
„Aber ich habe das noch nie an euch ausgelassen!“
„Aber das schadet unserem Ruf genauso, verstehst du das nicht?!“

Suna spürte das Vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche. Er ignorierte es bewusst.

„Leute, das… das hat keinen Sinn…“, begann Komori, stellte sich vorsichtig zwischen die Beiden und legte ihnen jeweils einen Arm auf die Schulter. „Ihr seid beide gerade extrem genervt und solltet euch Mal beruhigen. Dann könnt ihr nochmal in Ruhe darüber reden.“

Suna strich sich über die pochenden Schläfen – Auf eine Diskussion mit Tao hatte er gerade keine Lust und er besaß auch eindeutig zu wenige Nerven dafür.

Sein Handy vibrierte erneut. Er ignorierte es.

Der Wing Spiker fauchte. „Nein, ich hab nichts mehr zu sagen.“
„Gehen dir die Argumente aus?“
„Halt die Fresse!“ Tao machte am Absatz kehrt, riss die Tür nach draußen auf und verschwand im Freien.

Das Handy vibrierte wieder.

Suna schüttelte Komoris Hand ab, verließ die Garderobe ebenfalls, doch dachte nicht einmal daran, Tao in die Wohnung zu folgen.

Stattdessen machte er sich auf, in die Nähe des kleinen Parks, der nicht weit entfernt vom Ambiance lag.

Er blieb dort einige Zeit, saß auf einer der Bänke, starrte in der Gegend herum, seine Gedanken dabei leer wie eine weiße Wand und schwer wie Blei.

Tao hatte Recht. Mit seiner negativen Einstellung schadete er dem Team. Und sich selbst. Vermutlich schadete er sich mehr selbst als irgendjemand anderem. Aber von außen wirkte das wahrscheinlich anders.

Das Handy vibrierte wieder.

Sunas Herz raste. Er wollte nicht weiter über diese Diskussion nachdenken, auch nicht über Osamu oder sein Leben im Allgemeinen. Er wollte alles vergessen, am liebsten neu anfangen und genauso ein friedliches Leben führen, wie alle anderen es auch taten.

Ohne sich einen Scheiß darum zu kümmern, was die Menschen, die ihm irrsinnig geschadet hatten, ihm antaten. Immer und immer wieder.
Doch derzeit schien das eher wie ein in den Tiefen eines dunklen Lochs verlorener Wunschgedanke, der kaum noch zu retten war.

Seufzend holte er sein Handy hervor, sah auf die Nachrichten in der Vorschau, bevor er sie stirnrunzelnd anklickte, sein Puls sich dabei mehr und mehr beschleunigte, seine Finger sogar zu zittern begannen und er sich endgültig dem stellen musste, vor dem er sich so unfassbar lange gefürchtet hatte.

Akiba
Hey
17.29

Akiba
Hast du kurz Zeit?
17.29

Akiba
Ich muss was mit dir bereden
17.42

Akiba
Es ist wichtig
17.43

Suna strich sich durch die Haare, versuchte, Luft durch seine Lunge zu bekommen, die eindeutig gerade zu kollabieren drohte.

Suna
Was gibt’s?
17.45


Die Nachricht wurde innerhalb von wenigen Sekunden gesehen. Kurz darauf folgte ein eingehender Anruf, bei dem Suna lange darüber nachdachte, ob er ihn annehmen oder ignorieren sollte.

Schließlich hob er mit zitternden Händen und einem unnormal schnellen Puls ab.

Eine Zeit lang blieb es still in der Leitung. Suna hoffte, dass es so bleiben würde.

„Rin?“, ertönte irgendwann Akibas Stimme am anderen Ende.

Suna sagte zuerst nichts, schluckte dann jedoch seine Ängste hinunter. „Ja?“ Seine Stimme war leise, brüchig, kaum zu hören, fast ein Hauch.

Einige viele Herzschläge vergingen. „Es… es gibt da was, was ich dir sagen muss…“ Ihre zarte, sanfte Stimme klang mindestens genauso schwach wie seine.
Er antwortete nicht.
„Du… du weißt noch… unser… letztes Treffen, oder?“
Er antwortete nicht, schloss stattdessen die Augen, presste die Lippen aufeinander, während er die Tränen mit aller Kraft zurückhielt.
„Bist du noch da?“, fragte sie.
„Ja“, antwortete er leise. „Ich erinnere mich.“

In der Zeit, in der sie wieder schwieg, konnte er sein Handy kaum am Ohr halten, so sehr zitterte seine Hand, so sehr überschlug sich sein Herz in seiner Brust und so sehr war seine Lunge nun verschlossen.

„Rin…“, sagte sie erneut, und Suna hörte heraus, dass auch ihr die Tränen kamen.
„Hm?“, fragte er, als wüsste er nicht ganz genau, was sie sagen wollte. So, als könnte er es hinauszögern. So, als würde es sich damit außer seiner Reichweite befinden.

„Ich bin schwanger.“

Promise me that we'll be fine - OsaSunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt