Kapitel 43

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Es vergingen einige Tage, in denen Osamu immer wieder zur Polizeistation fuhr, zuhause Zeit mit Yokoi verbrachte und darüber nachdachte, wie er Arisa erklären sollte, dass er die Scheidung einreichen wollte. Und das in jeder freien Minute.

Die Verhöre in der Polizeistation wurden zunehmend unangenehmer. Irgendwann hatte man sein Handy konfisziert, und die Polizei hatte darauf bestimmte Nachrichten gefunden, die ein eventuelles Motiv bestärken konnten.

Es war noch ziemlich früh, als also Tae bei ihm im Wohnzimmer saß und die verdächtigen Screenshots, die sie irgendwie hatte erlangen können, mit ihm durchging.

„Okay, so ganz verstehe ich das noch nicht. Deshalb weiß ich nicht wirklich, wie die Polizei dich anhand dessen derzeit auf Nummer Eins der Verdächtigen setzt.“

Osamu strich sich über den Hals.

„Kannst du mir vielleicht erklären, wie ich diese Nachrichten verstehen kann?“

Er zögerte zuerst etwas, doch Tae hatte die letzten Tage bewiesen, dass sie sich wirklich darum bemühte, sie alle gutmöglich aus dem Schlamassel zu bringen – Deshalb vertraute er ihr.

„Ich hatte eine Affäre mit ihm.“
„Mit Suna?“
„Ja.“
„Und jetzt denkt die Polizei, du hast deinen Vater umgebracht, weil du nicht wolltest, dass Arisa davon erfährt?“
„Anscheinend.“

Tae starrte auf die Screenshots. „Ich dachte, Suna wäre mit… Ich dachte, er hätte was mit Akiba.“ Sie sah misstrauisch zu ihm, eine tiefe Falten zwischen ihren Augenbrauen.

Osamu hob die Schultern, sah zu Yokoi, der auf seinem Schoß saß und mit einem kleinen Auto am Tisch spielte.

Tae legte die Fotos auf den Tisch hinunter. „Hmpf…“ Auch ohne Osamus Antwort schien es ihr bestätigt zu sein. „Mach dir keine Gedanken darüber, ich kann dir versichern, dass das alles Fake ist, was die beiden im Netz zeigen.“
„Ich weiß es. Rin hat’s mir erzählt.“
„Okay. Nur zur Bestätigung.“ Tae sah wieder auf die Nachrichten, seufzte dann. „Kiwi denkt immer, sie kann alle ihre Probleme so einfach lösen, dass sie selbst den wenigsten Schaden davon nimmt. Was für Konsequenzen es für andere gibt, fällt ihr meistens viel zu spät auf.“
„Keine Ahnung, ich kenne sie nicht.“
Tae verzog den Mund. „Ich kenn sie.“
„Sie hat bei euch dazu gehört, oder?“

Tae blickte zu ihm, lächelte etwas, als wäre ihr eine Erinnerung gekommen, an die sie gerne zurückdachte. „Kiwi tut immer so, als wäre sie eine Freundin gewesen.“
„War sie das nicht?“

Sein Gegenüber schüttelte langsam den Kopf. „Sie vergisst dabei entscheidende Details, weil sie denkt, es ist einfacher, wenn sie Dinge erklärt, die Halbwahrheiten enthalten und den Rest weglässt.“
„Was war sie dann?“

Sie zögerte, als dachte sie darüber nach, ob es angebracht war, diese Sache hier zu erwähnen, und sah sich eine Weile die Screenshots an, sodass Osamu dachte, sie würde seine Frage nicht mehr beantworten.

„Sie ist meine Ex“, sagte sie schließlich leise. „Und sie will nicht zugeben, dass sie dieselbe Scheiße wie ihr Bruder gebaut hat.“





Etwa eine halbe Ewigkeit saß Osamu nun bereits auf dem Sofa im Wohnzimmer, starrte gegen die Wand, tippte immer wieder auf sein Handy, um die Uhrzeit zu sehen, sah dann nervös im Raum herum, kaute an seinen Fingernägeln, biss sich auf die Unterlippe, erhob sich, ging herum, sah aus dem Fenster, setzte sich wieder hin.

Kurz vor Sieben Uhr abends. Yokoi lag bereits im Bett. Und Arisa würde gleich von der Arbeit nachhause kommen.

Ursprünglich hatte er auf den richtigen Moment warten wollen, doch ihm war bewusst, dass er das nicht ewig für sich behalten konnte. Dass er dieses Spiel nicht ewig spielen konnte, und das alles endlich hinter sich lassen musste.

Er wusste, er würde nie eine zweite Chance von Suna bekommen, wenn er sich nicht endlich dazu aufraffen würde. Er musste es ihm beweisen. Er musste ihm beweisen, dass er alles für ihn tat. Dass er es ernst meinte. Und auch, wenn das hier nicht einfach werden würde, war es nötig. Mehr als überfällig. Schon viel zu lange.

Als die Tür aufgesperrt wurde, setzte sein viel zu schnell klopfendes Herz für einen Moment aus, doch er rappelte sich schnell wieder auf.

„Hey!“, rief sie durch den Flur, während sie sich Jacke und Schuhe auszog.

„Hey“, rief Osamu mit zittriger Stimme und schweißnassen Händen zurück. Es gibt kein Zurück mehr, Osamu. Es gibt kein Zurück mehr. Zieh das durch.

Promise me that we'll be fine - OsaSunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt