Kapitel 34

119 9 42
                                    

Jene Stille, die Suna jemals in seinem gesamten seit Einundzwanzig Jahren andauerndem Leben wahrgenommen hatte, war nichts dagegen gewesen, was das hier war. Es war keine Stille, es war ein Vakuum voller unausgesprochener Themen und Gefühlen, es war die Stille, die man in einem Raum wahrnahm, in dem kein Schall und keine Geräusche existierten. Da war bloß hin und wieder das Geräusch von Papier, das umgeblättert wurde, dann wieder nichts, dann spürte er einen ruhigen, abwartenden Blick auf sich.

Immer wieder. Immer wieder alles von vorne.

„Wissen Sie… Ich sitze nicht hier, um Sie dafür zu verurteilen. Ich will Ihnen helfen.“

Suna sah nicht von seinen Händen auf, schwieg vor sich hin.

„Aber dafür sollten Sie darüber sprechen, was es denn genau ist, was Sie so sehr belastet.“

Suna schüttelte langsam den Kopf. „Wenn Sie mir sagen, wo ich damit anfangen soll…“
Herr Yasumi legte den Stift auf dem Klemmbrett ab, betrachtete ihn mit einem Blick, der die volle Ruhe ausstrahlte. „Was hat Sie denn dazu veranlasst, Ihr Team zu verlassen?“

Suna schluckte, seine Kehle brannte dabei, während sein Blick zum Fenster rechts von sich glitt. „Ich hab’s noch nicht offiziell verlassen…“, korrigierte er ihn leise. „Moriyama hat gemeint, ich soll erstmal auf Hiatus gehen und nochmal darüber nachdenken.“

„Okay, verstehe… Aber trotzdem wollen Sie es verlassen?“

Suna regte sich nicht. „Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was ich derzeit will.“
Yasumi legte den Kopf schief. „Ich glaube, dass diese Auszeit Ihnen ganz gut tun könnte. Und den ersten Schritt zur Besserung haben Sie auch schon getan, als Sie sich Hilfe gesucht haben.“

Tief durchatmend schloss Suna für einen Moment die Augen, um klare Gedanken zu fassen. Doch tatsächliche Worte verließen seinen Mund nicht. Er öffnete die Augen wieder, betrachtete die Pflanze auf der Fensterbank.

Yasumi sah auf seine Notizen. „Sie haben einmal erwähnt, dass Sie kein gutes Verhältnis zu Ihrer Mutter haben.“
„Mhm…“
„Wollen Sie darüber sprechen?“
„Ich glaube, von all meinen Problemen ist das das Kleinste.“
„Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?“
Suna hob die Schultern. „Vor… ungefähr… drei Jahren… oder so…“
„Und Sie wollen nicht mehr Kontakt?“
„Nein. Und sie will das auch nicht. Sie will bloß Geld.“

Yasumi notierte sich etwas, nickte dabei verstehend. „Sie sind bei Ihrem Vater groß geworden, nicht wahr?“
Suna nickte.
„Und das Verhältnis?“
„Ist gut. Auch zu meiner Stiefmutter.“
Der Therapeut nickte wieder. „Und zu Ihrem besten Freund haben Sie auch keinen Kontakt mehr?“
Suna zögerte einen Moment. „Osamu? Nein. Er war schon lange nicht mehr mein bester Freund, denke ich.“

Yasumi setzte den Stift ab, sah wieder zu ihm. „Wie lange ging denn die Affäre zwischen Ihnen?“
Suna hob die Schultern, spielte mit seinen Fingern herum. Jegliches Zeitgefühl war aus ihm gewichen, das einzige, was in seinem Kopf beheimatet war, war ein Chaos, das einfach nicht mehr zu sortieren war. „Keine Ahnung… Zwei Monate?“
„Und dann hat Osamu die Beziehung beendet?“
Erneut zögerte Suna. „Er wollte nur die Affäre beenden. Und ich den Kontakt.“
„Bereuen Sie es?“

Suna biss sich auf die Unterlippe, spürend, dass sich die Tränen in die Richtung seiner Augen begaben, dass seine Lippen zitterten und dass jedes Wort, das er darauf sagen konnte, einfach Schmerzen würde.

„Ich weiß es nicht.“

Yasumi nickte verstehend, sah wieder auf seinen Zettel.

„Ich weiß nur, dass ich mich daraufhin betrunken habe… mit… mit Akiba…“

Promise me that we'll be fine - OsaSunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt