Kapitel 23

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Aus dem Radio drang leise Musik, die jedoch von den Geräuschen, die das Geschirr verursachte, übertönt wurde. Die Gespräche am Tisch waren kurz, eintönig und teilweise einfach nur langweilig. Draußen wurde es bereits dunkel, doch das änderte nichts daran, dass Osamu hier zu sein hatte. Auch, wenn er lieber irgendwo anders gewesen wäre.

„Ich werd‘ die Woche irgendwann vorbeischauen“, kündigte sein Vater an. „Wenn ich Zeit finde.“
„Was hast du denn noch alles vor?“, fragte Osamu ihn irritiert. Sonst war er doch auch meistens zuhause, seitdem er ihm den Laden überlassen und ihm versprochen hatte, er würde ab und zu weiterhin aushelfen. Ab und zu tat er das auch. Früher war es zweimal die Woche, dann einmal die Woche, und inzwischen kreuzte er zu unangekündigten Zeiten auf, als wäre er ein Restauranttester, der böse Absichten hatte.
„Geht dich das was an?“, fragte er ihn ruhig. Osamu hob die Schultern, beließ es jedoch dabei. „Ich habe auch Interessen, denen ich nachgehe.“
„Du meinst Angeln?“
„Ja, zum Beispiel.“

Seine Mutter, die ihm gegenüber saß, hob erstaunt die Augenbrauen, schwieg jedoch. Sie erhob sich und sammelte das Geschirr ein, trug es dann in die Küche.

Arisa stand ebenfalls auf und begann, ihr zu helfen.

Osamu saß nun alleine mit seinem Vater bei Tisch.

Als Arisa den Raum verlassen hatte, betrachtete er ihn argwöhnisch, und es dauerte einige Sekunden, bis er zu sprechen begann.

„Wie sieht’s mit den Schulden aus?“ Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust.

Osamu schluckte, sah dann zu seinem Wasserglas, das er noch immer nicht ausgetrunken hatte. „Besser.“
„Gut. Ich muss ehrlich sagen, gedacht hätte ich nicht, dass das was wird mit deinem Umbau.“
Sein Sohn starrte gleichgültig nach vorne. „Ist okay. Bin ja nichts Anderes gewöhnt von euch.“
Er verzog den Mund. „In dich hatte ich schon immer mehr Hoffnung als in deinen Bruder.“
Osamu rollte mit den Augen.

„Ich hoffe, dass diese Hochzeit nicht umsonst ist“, fügte sein Vater schließlich hinzu.

Der Jüngere seufzte und sah in Richtung Küche, um sich zu versichern, dass seine Verlobte nicht zuhörte. „Ist sie nicht. Ich hoffe, dass es danach wieder besser aussieht.“
Sein Vater nickte, versicherte sich ebenso und bückte sich zu ihm. „Wenn du willst, dass dieses verdammte Geschäft am Laufen bleibt, darfst du nicht hoffen, sondern musst tun!“, zischte er ihm zu.
Osamu beugte sich ebenfalls zu ihm. „Ich weiß, und ich bin dran.“
„Du sollst nicht dran sein, du sollst es durchziehen!“
„Dad, ich kann sie nicht einfach ausbeuten!“
„Du hast für diesen ersten Schritt schon knappe fünf Jahre gebraucht.“ Er nahm einen Schluck von seinem Weinglas. „Weißt du, was fünf Jahre, nachdem ich mit deiner Mutter zusammengekommen bin, los war?“ Er fuchtelte mit dem Zeigefinger herum. „Wir waren verheiratet, hatten den Laden, ein Haus und zwei Kinder!“ Er pausierte, stellte sein Glas ab und rümpfte die Nase, machte dabei einen verächtlichen Laut. „Auch, wenn es besser gewesen wäre, ich hätte deinen Bruder gleich ersaufen lassen.“

Osamus Nasenflügel flatterten wütend. „Ich weiß nicht, was du noch alles von mir willst.“
„Das ist doch nicht so schwer!“, fuhr er ihn an. „Du brauchst irgendwann jemanden, der diesen Laden übernimmt, Osamu, sonst kannst du das gleich alles vergessen!“

Darum ging es also.

Schweigen war die Antwort. Während sein Vater ihn weiterhin kritisch beäugte, strich Osamu sich über die Stirn und suchte nach Worten.

Er dachte daran, dass er bereits tagtäglich mit Arisa darüber diskutierte, warum er keine Kinder mit ihr haben wollte. Die Antwort, dass er einfach keine wolle, verallgemeinerte er vor anderen stets, doch er wusste innerlich, dass es nicht an ihm lag.

Promise me that we'll be fine - OsaSunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt