Kapitel 37

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Auf der Autobahn waren sie dreißig Minuten im Stau gestanden.

Sunas Uhr zeigte kurz nach Sechzehn Uhr, als er aus dem Auto stieg und seinen Koffer aus dem Kofferraum hob. Aran schlug den Kofferraum wieder zu, ohne sein eigenes Gepäck herauszuholen.

„Lebst du als Koffer?“
Aran schüttelte den Kopf, versperrte das Auto. „Ich hol mir noch schnell was zu essen von da drüben.“ Er deutete auf eine kleine Bäckerei, in die sich Suna definitiv zu gehen vornahm. „Geh schon Mal rein. Ich komm dann nach. Außer, du willst auch was haben, dann kannst du gerne mitkommen.“

Suna verneinte. „Ich geh mal vor. Vielleicht finde ich ja Leute, die genauso wie ich dafür demonstrieren wollen, dass heute kein Training mehr stattfindet.“
Aran lachte. Wenn Suna eines hasste, dann waren es lange Autofahrten und hartes Training. Und eine Siebenstündige Fahrt von Kobe nach Tokio und ein darauffolgenden hartes Training hätten ihn auf seinen persönlichen Weg zum Grab gebracht.

Schließlich nahm er seinen Koffer, lief damit den breiten Weg in Richtung des Eingangs entlang, der kaum übersehbar war. Dort angekommen nahm er die Sonnenbrille ab, die er bis dato getragen hatte, schob sie sich auf den Kopf, und betrat das Gebäude, in dem er zugleich nach seinem Ausweis gefragt wurde.

Die Securities kontrollierten seinen Führerschein sorgfältig, verlangten auch seinen Reisepass, nahmen auch diesen genauestens unter die Lupe, bevor sie ihm alles zurückgaben, auf einer Liste etwas abhackten und ihn schließlich passieren ließen.

Suna lief schweigend in die Sporthalle, in der der Treffpunkt ausgemacht war. Verteilt standen einige Spieler zusammen, redeten, manche gestikulierten dabei. Manche kannte Suna vom Sehen her, manche von Spielen und manche gar nicht. Er sah auf die Uhr, verzog zögerlich den Mund, als er bemerkte, dass viel weniger Leute als erwartet hier waren, obwohl er eine halbe Stunde zu spät war – Hatte er sich doch mit dem Treffpunkt geirrt? Gab es für bestimmte Teams bestimmte Treffpunkte? Was, wenn er irgendetwas verpasst hatte? Suna wurde zunehmend nervöser.

Als er den vermeintlichen Trainer erblickte, näherte er sich ihm vorsichtig. „Sorry, ich bin hier eh richtig, oder?“
Er blickte auf, sah sich um, nickte dann. „Jep. Aber…“ Er sah auf seine Uhr. „Etwa zwanzig Minuten zu früh.“
„Zu… zu früh?“ Suna sah auf seine eigene Uhr – Sechzehn Uhr Zehn. „Ich dachte, es würde um Fünfzehn Uhr Dreißig starten.“
Sein Gegenüber verzog bemitleidend das Gesicht. „Nein, das wurde verschoben. Sorry, die Nachricht ist anscheinend nicht an alle durchgegangen.“
„Oh… okay. Dann…“ Suna tippte schnell in den Chat mit Aran, dass er sich beim Bäcker Zeit lassen konnte.

Der Trainer betrachtete ihn kurz. „Rintaro Suna, nicht?“
Suna nickte, und sein Gegenüber hackte erneut etwas auf einer Liste ab – Seinen Namen, vermutlich.
„Ich bin Hajime Iwaizumi. Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.“ Er hielt ihm die Hand hin, Suna schüttelte sie, bevor Iwaizumi sich entschuldigte und in Richtung des Ausgangs lief, als er einen Anruf auf sein Handy erhielt.

Suna stand nun alleine hier. Hier, inmitten der Halle, ohne irgendjemanden, den er gut kannte, ohne irgendjemanden, mit dem er hätte reden können.

Leise seufzte er. Sein introvertiertes Selbst kam hier auf seine größten Kosten.

Als er beim Eingang endlich zwei bekannte Gesichter erblickte, atmete er erleichtert aus – Wenigstens ganz allein würde er nicht sein.

„Auch zu früh gekommen?“, fragte er Atsumu und Sakusa, während er seinen Rucksack neben seinem abgestellten Koffer hinunterließ.

„Zu früh? Wir sind doch zu spät“, meinte Sakusa.

„Nein, anscheinend wurde der Treffpunkt um eine Stunde verschoben, das haben aber irgendwie nicht alle mitgekriegt.“ Am liebsten hätte Suna einen Freudensprung gemacht, als Komori neben ihm auftauchte und ihm die Hand für ein High-Five hinhielt. Suna schlug ein.

Atsumu lachte laut los. „HA!“, rief er an Sakusa gerichtet, der einmal mehr zu schmollen begann.

Im selben Moment, in dem Bokuto zu ihnen trat – oder, besser gesagt: sprang – tauchte von der anderen Seite plötzlich Nagito auf, der schwer keuchend eilig Hallo sagte und seinen Koffer am Boden ablegte, schließlich begann, ihn zu öffnen, und den halben Inhalt hinaus zu werfen.

Promise me that we'll be fine - OsaSunaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt