𝐔𝐧𝐨

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Ophelia

Der Saal roch nach Schnaps, Whisky und Wodka, die Gäste vergnügten sich mit Zigarren und Musik und der einzige Blick, der wirklich meine Aufmerksamkeit weckte, war der meines Verlobten, der mich förmlich mit seinen Blicken zerfraß. Der graue Ton verfolgte mich, erkundigte meinen Körper, der trotz der hohen Temperaturen in einem Mantel gesteckt war, damit ich überhaupt etwas am Körper trug.

Zu meinem Übel wandelte sich die Aufmerksamkeit meines Verlobten in Desinteresse, welches gefolgt von meiner Schwiegermutter eine riesige Katastrophe für mich darstellte.

Ich ertrug das am heutigen Tage nicht.

Ihr Geschwätz, ihre schrille Stimme und die Tatsache, dass sie mich (wie alle anderen in dieser Familie) nur als ein Brutkasten sah, widerten mich bis zum heutigen Tage an. Ich war mehr wert als eine Befruchtung und die Austragung eines Erben.

So verdammt viel mehr.

» La cerimonia inizia tra 30 minuti. Quindi preparatevi.«

Als einzige aus der Familie sprach die Mutter meines Verlobten kein Englisch. Soweit mir bekannt war, hatte sie Italien nie verlassen und brauchte dementsprechend auch keine Sprachkenntnisse, was infolgedessen einen Vorteil für mich darstellte. In den Momenten, in denen ich mit ihr zusammen war, natürlich nur.

Ich nickte auf ihre Worte und drückte ihr einen Kuss zum Abschied auf die Wange. Sie lächelt mich an, kümmert sich schließlich weiter um die Gäste, die bereits auf mich starrten, als wäre ich ein Steak in dem Käfig eines Tigers.

Es machte mich so unglaublich nervös.

»Madre?«, fragte ich leise, begrüßte die Gäste mit einem Lächeln und versuchte, die Treppen ohne jeden Fehler hinaufzusteigen. »Wäre es möglich, dass ich alleine gelassen werde?«

»Wie möchtest du denn alleine in dein Kleid kommen?«, hinterfragte sie lächelnd und öffnete die hinterste Tür eines Flures. »Komm schon hinein.«

»Ho bisogno di privacy«, hauchte ich verzweifelt und sah hinter mich. Die Frauen, die in alter Dienstkleidung bekleidet waren, sahen zu Boden und erhofften einen Befehl.

Schließlich waren die Worte meiner Schwiegermutter für sie klipp und klar und würden beim geringsten Verstoß ihr Leben kosten.

Sollte ich nicht doch noch versuchen zu verschwinden?

»Reichen dir fünf Minuten?«, hinterfragte meine Mutter darauf und öffnete den Reißverschluss, der mein Kleid offenbarte und mir aufweisen sollte, dass es ganz nach dem Stil der Familie war.

Modern, aber traditionell.

Kein schlichtes Kleid, auf gar keinen Fall ein schlichtes, kein schulterfreies oder eines mit einem zu großen Ausschnitt.

Der Einzige, der meinen Körper auch sehen durfte, war mein Zukünftiger.

»Fünf Minuten«, nickte ich und lächelte sie unsicher an.

Sie nickte und drückte mir noch einen Kuss auf die Wange, um schließlich das Zimmer mit den Dienstmädchen zu verlassen.

Ich ließ mich auf das kleine Sofa nieder, schloss die Augen und genoss die Ruhe, die die Stille auslöste.

In diesem Moment gab es keine nervigen Mütter oder Verwandten, die mich nach der passenden Farbwahl oder den Blumenarrangements fragten.

Es gab nicht die Sorge, dass ich etwas tat, was meinem zukünftigen missfallen würde.

Es gab nur eine Stille und mich.

Dabei heiratete ich in etwa 25 Minuten.

Und würde Teil dieser Familie werden.

𝐏𝐥𝐚𝐲𝐟𝐮𝐥 𝐂𝐨𝐧𝐭𝐫𝐚𝐜𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt